• 19.08.2005 00:15

  • von Fabian Hust

Theissen: "2006 wird ein Übergangsjahr werden"

Der BMW Motorsport Direktor über Probleme, auf die man treffen wird, während BMW aus dem Sauber-Team einen Toprennstall macht

(Motorsport-Total.com) - Offiziell wird erst mit dem Jahreswechsel aus dem Sauber-Team ein waschechter BMW Rennstall. Es gibt wohl nur hier und da "Ballast", den man dann von Bord werfen möchte, vielmehr wird es darum gehen, an den Stellen aufzustocken, an denen sich Peter Sauber aus finanziellen Gründen keinen Luxus erlauben konnte. Aber es ist gerade dieser Luxus - bei allem Respekt vor der effizienten Arbeit der Hinwiler Truppe - der den Samen für die WM-Titel bereitstellt. Den Samen zum Keimen zu bringen und die Ernte einzufahren ist dann natürlich noch einmal ein ganz anderes Kapitel.

Titel-Bild zur News: Mario Theissen

Mario Theissen sieht noch viel Arbeit auf sich zukommen

Der Chefautor dieses Kapitels BMW Motorsport Geschichte wird wohl BMW Motorsport Direktor Mario Theissen sein, dem die Rolle des Teamchefs zuteil werden wird, auch wenn das offiziell noch nicht bestätigt ist. Zwar hat der Deutsche keine weiße Seite Blatt Papier mehr vor sich liegen, aber noch schreibt man in München am Inhaltsverzeichnis: "Wir haben erst damit begonnen, die zwei bisher unabhängigen Bereiche in Hinwil und München zu integrieren", erklärt Theissen im Interview mit 'GrandPrix.com'.#w1#

Kommendes Jahr sind keine Wunder zu erwarten

"Es wird ein Übergangsjahr werden", betont Mario Theissen, dass die Fans des bayerischen Automobilbauers kommendes Jahr noch nicht mit dem Angriff auf den WM-Titel rechnen können. Bis zum Ende des Jahres soll die Reorganisation abgeschlossen sein, bis zum Saisonbeginn 2006 sollen beide Unternehmen voll integriert arbeiten. Bis dieser Prozess abgeschlossen ist, gehört das nächstjährige Auto längst nicht mehr zum heißen Eisen, soll heißen, der nächstjährige Bolide wird bei weitem nicht mit den optimalen Ressourcen entwickelt.

"Wir wissen, dass wir in der Schweiz aufrüsten müssen, aber in München werden wir nicht so viel verändern", erklärt der 53-Jährige weiter. Der Antrieb wird in München hergestellt und dazu zählt nicht nur der Motor. "Das Auto wird wie bisher in der Schweiz gebaut." Saubers Windkanal ist hochmodern, "spitze", wie Theissen es ausdrückt: "Das einzige, was wir tun müssen, ist, das Personal aufzustocken, da sie im Moment ihn nicht in drei Schichten betreiben können."

Das Aufrüsten kostet Zeit

Der Rest der Infrastruktur, so hat die Analyse ergeben, ist gut, muss aber ebenfalls aufgeblasen werden: "Grundsätzlich werden wir die Anlagen ausbauen, die Mannschaft vergrößern und das jährliche Budget aufstocken." Das Marketing für die Marke BMW wird in München erledigt, das Rennteam abgesehen von der Antriebsabteilung in Hinwil stationiert.

"Mehr als sechs Monate" wird es brauchen, bis das Werk in Hinwil aufgerüstet ist: "Wenn wir neue Gebäude errichten, neue Leute einstellen oder neue Leute innerhalb des Teams heranziehen, dann könnte es 18 Monate dauern, aus diesem Grund wird das kommende Jahr ein Lernjahr sein. Ein Jahr zum Loslegen."

Viele Fragen sind noch völlig ungeklärt

Noch weiß bei BMW niemand, wie die Lackierung des nächstjährigen Autos aussehen wird. All das will man im Verlauf des Septembers festlegen. Auch die Fahrer sind weit davon entfernt, festzustehen, auch wenn laut Theissen einige Fahrer anklopfen. Klar ist nur, dass man die Fahrer nicht nach Nationalität oder anderen Gesichtspunkten aussuchen wird, die auf der Rennstrecke wirkungslos bleiben - alleine der Speed und andere wichtige Fähigkeiten zählen: "Man kann nur den Erfolg vermarkten und der Fahrer macht einen sehr wichtigen Teil der Leistung des Gesamtpakets aus."

"Noch haben wir keine Vorstellung von der Fahrerpaarung", fährt Mario Theissen fort, der ein großer Fan von Nick Heidfeld ist, aber das Problem hat, dass das WilliamsF1-Team eine Option auf den Mönchengladbacher ziehen könnte. Doch Fahrerprobleme wird das Team keine haben, glaubt der BMW Mann: "Wir werden in der Position sein, jene Fahrer zu bekommen, die wir für kommendes Jahr brauchen. Es ist absolut klar, dass wir kommendes Jahr nicht um die Meisterschaft fahren werden." Soll heißen, ein Top-Fahrer muss noch nicht zwangsläufig verpflichtet werden.

Schweiz - Langsamkeit zahlt sich aus...

Viel wird über den Standort diskutiert und Theissen gibt zu, dass er sich "Tag und Nacht" Sorgen darüber macht, dass man nicht konkurrenzfähig sein könnte. Es sei kurzfristig schwierig, Experten aus England in die Schweiz zu locken, aber jene, die einmal kommen, seien dann loyaler als in England, weil dort ein Teamwechsel nicht einmal einen Umzug mit sich ziehe. Langfristig gesehen sei deshalb der Standort Schweiz die bessere Wahl: "Es braucht sicherlich mehr als ein Jahr, um ein konkurrenzfähiges Team zu werden. Das wissen wir. Wir müssen geduldig und ausdauernd sein. Das werden wir sein."