• 19.08.2005 00:11

  • von Fabian Hust

Häkkinen: "Da muss man auch schon mal lügen"

Ex-Formel-1-Weltmeister Mika Häkkinen über den Druck im Titelkampf und wie das Team seinen Fahrer dabei unterstützen kann

(Motorsport-Total.com) - Mika Häkkinen weiß, wovon er spricht. Der Finne holte in der Formel 1 zwei WM-Titel, kämpfte seinerzeit gegen den erfolgreichsten Formel-1-Piloten aller Zeiten, Michael Schumacher. "Am Ende wird McLaren-Mercedes besser sein", glaubt Häkkinen. "McLaren-Mercedes hat als Team eine psychologisch dermaßen starke Kraft, die andere Teams nicht haben. Das ist ihr Teamgeist. Jeder dort will so sehr und unbedingt gewinnen", so Häkkinen im 'Auto Bild Motorsport'-Interview weiter.

Titel-Bild zur News: Mika Häkkinen und Norber Haug

Für Mika Häkkinen ist Norbert Haug ein guter Ruhepol

Einfach machen es die Silbernen ihrem Fahrer Kimi Räikkönen in diesem Jahr aufgrund der zahlreichen Defekte nicht. Doch sein Nachfolger muss damit umgehen: "Du musst Druck und Ausfälle aushalten, wenn du Rennfahrer bist. Andernfalls bist du kein Spitzenpilot. Er will unbedingt Champion werden, egal was passiert. Er wird sich also weiter antreiben. So lange, bis er zum ersten Mal Weltmeister ist. Das ist ein ganz natürliches inneres Gefühl. In seiner Lage muss er sich nicht besonders zum Durchhalten und Weiterkämpfen zwingen."#w1#

Taktisches Fahren bringt Probleme mit sich

Gegen Saisonende wird der WM-Führende anders fahren: "Du bist vorsichtiger und gehst weniger Risiken ein als zu Beginn der Saison", erklärt der heutige DTM-Pilot. "Die anderen Fahrer, die nicht mehr um die WM kämpfen, rücken dir so natürlich näher als üblich. Und das macht das Leben nicht einfacher."

Auch die Vorbereitung ist ein wichtiges Thema, wie Schumachers ehemaliger "Lieblingsgegner" erläutert: "Ich nahm mir eine komplette Woche Freizeit. Wo ich tun und lassen konnte, was ich wollte. Lange schlafen war sehr wichtig. Und: keine Promotion-Termine! Alles war darauf konzentriert, die Batterien so gut wie möglich wieder aufzuladen."

Lügen für den Titel

Das Team muss ebenfalls seinen Beitrag leisten, "denn ein Rennfahrer ist ein sehr sensibles Geschöpf", verrät der 36-Jährige. "Er braucht ständig das Gefühl, dass alle hinter ihm stehen. Und da muss manch einer seiner Crew in Momenten, wo diese Person gerade nicht hinter ihrem Fahrer steht, schon mal lügen."

Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug und Teamchef Ron Dennis erfüllen diese Rolle nach Häkkinens Ansicht sehr gut: "Norbert gab und gibt mir immer sehr viel Unterstützung. Er ist mein Freund. Er hat mir immer geholfen und mir nie den Rücken zugekehrt. Speziell in hektischen und stressigen Situationen unterstützt er dich sehr."

Und auch der "coole" Ron Dennis wirke in seiner Art positiv, weil man als Fahrer von den Reaktionen seiner Leute um sich herum beeinflusst wird: "Wenn du mitkriegst, dass die Leute nervös werden und nicht mehr konzentriert sind, wirst du auch nervöser und unkonzentrierter. Und gerade in solchen Hochdrucksituationen sind Ron und Norbert sehr gute und große Ruhepole."

"Michael ist einfach einmalig"

Und wie können die Titelaspiranten Fernando Alonso, Kimi Räikkönen und Außenseiter Michael Schumacher im Schlusskampf mit dem Druck umgehen? "Ich habe keinen Zweifel, dass Kimi bis zum Schluss cool und beherrscht bleibt, egal was auch passiert. Er hat einfach sehr gute Nerven. Bei Alonso weiß ich das nicht. Und über Michael brauchen wir nicht zu reden. Der ist einfach einmalig."