Teams und FIA schweigen zur erneuten Anhörung
Die betroffenen Teams McLaren-Mercedes und Ferrari schweigen zu den neuen Beweisen im großen Spionagefall in der Formel 1
(Motorsport-Total.com/sid) - Nach der Ankündigung des Automobilweltverbandes FIA, wegen neuer Erkenntnisse statt der vorgesehenen Berufungsverhandlung am 13. September in Paris eine Anhörung von McLaren-Mercedes vor dem World Council anzusetzen, herrscht bei allen Beteiligten das große Schweigen. Sowohl die FIA als auch die um die WM kämpfenden Rennställe McLaren-Mercedes und Ferrari wollten sich am Donnerstag in Monza vor dem Großen Preis von Italien nicht näher zur neuesten Entwicklung in der Spionageaffäre äußern.

© xpb.cc
Sag kein Wort: McLaren-Mercedes und Ferrari schweigen zum Spionagefall...
Dafür hat die FIA wegen des Einsatzes eines neu entwickelten Getriebes am Donnerstag gehandelt. Gegen McLaren-Mercedes wurde eine Geldstrafe in Höhe von 50.000 Dollar wegen des Verstoßes gegen Artikel 16.1.2 der technischen Regularien der FIA verhängt, weitere Sanktionen wurden ausgeschlossen. Die Silberpfeile hatten beim Ungarn-Grand-Prix ein neues Getriebe ohne vorherigen Crashtest eingesetzt. Vor dem Rennen in der Türkei war der Crashtest nachgeholt, das neue Getriebe aber nicht eingesetzt worden. In Monza soll wieder es wieder verwendet werden.#w1#
Silberpfeile wollen weiter voll kooperieren
In der Spionageaffäre hatte McLaren-Mercedes bereits am Mittwochabend auf die FIA-Vorladung mit einer kurzen Pressemitteilung reagiert. Man werde weiterhin "voll kooperieren", hieß es darin. Die FIA hielt sich in Monza am Donnerstag mit weiteren Erklärungen zurück und verwies auf die Anhörung in Paris. Alles Weitere sei nun Sache des World Council, hieß es. Wann und ob die ursprünglich angesetzte Berufungsverhandlung nachgeholt wird, ist offen.
Vorgeladen zu der Anhörung wird einzig McLaren-Mercedes, wie üblich dürfen aber auch andere Teams daran teilnehmen. Ferrari kündigte am Donnerstag in einer kurzen Mitteilung an, von dieser Regelung Gebrauch zu machen. Damit wolle man den eigenen Wunsch unterstreichen, "dass die ganze Wahrheit des Falls ans Licht kommt". Eine Verpflichtung zur Teilnahme bei der Anhörung besteht für die Scuderia im Gegensatz zu McLaren-Mercedes nicht.
Ob es sich bei den neuen Erkenntnissen um Beweise oder nur Hinweise handelt, bleibt genauso Spekulation wie ihre Herkunft. Zudem ist unklar, ob und wenn ja, wie schwer die Silberpfeile durch sie belastet werden. Die FIA hatte allen Teams zuletzt angeboten, selbst Hinweise einzubringen.
Freispruch vom 26. Juli wackelt
Am 26. Juli war McLaren-Mercedes vom World Council zunächst freigesprochen worden, weil nicht nachgewiesen werden konnte, dass der Rennstall von vertraulichen Ferrari-Informationen profitiert hatte und diese in die Entwicklung des aktuellen Formel-1-Autos eingeflossen waren. Allerdings hatte das Gremium sich die Möglichkeit offen gelassen, beim Auftauchen neuer Beweise McLaren-Mercedes erneut vorzuladen, und mit dem WM-Ausschluss für 2007 und 2008 gedroht, falls doch noch eine Schuld festgestellt würde.
Dem ehemaligen McLaren-Chefdesigner Mike Coughlan war vom früheren Ferrari-Mitarbeiter Nigel Stepney ein 780-Seiten-Dossier über den aktuellen F2007 zugespielt worden. Die Silberpfeile hatten argumentiert, dass diese Daten nur im Besitz von Coughlan gewesen seien und das Team sie nicht gesichtet oder genutzt habe. McLaren-Mercedes führt in der Konstrukteurswertung mit 148:137 Punkten vor Ferrari, obwohl den Silberpfeilen nach der Boxenblockade von Budapest bereits 15 Punkte aberkannt worden waren. Gegen diese Strafe hatte der Rennstall Berufung eingelegt, die am 19. September in Paris verhandelt wird.
In der Fahrer-WM liegen die beiden Silberpfeil-Fahrer Lewis Hamilton (Großbritannien/84 Punkte) und Weltmeister Fernando Alonso (Spanien/79) vor den Ferrari-Piloten Felipe Massa (Brasilien/69) und Kimi Räikkönen (Finnland/68).

