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Taffin: "24 Monate sind eine lange Zeit"
Bei Renault ist man sich der Herausforderung durch den jährlichen Wechsel des Deutschland-Grand-Prix bewusst - Hockenheim eine besondere Motorenprüfung
(Motorsport-Total.com) - Mit dem Großen Preis von Deutschland erreicht die Formel-1-Weltmeisterschaft 2012 ihre Halbzeitmarke. Nachdem im Vorjahr der Nürburgring an der Reihe war, findet der Deutschland-Grand-Prix in diesem Jahr turnusmäßig in Hockenheim statt.
Seit dem Umbau 2002 misst die Strecke im Badischen nur noch 4,574 Kilometer, produziert aber eher spannendere Rennen als zuvor. Die berühmte Stadionsektion Motodrom blieb unverändert - genau wie die knisternde Atmosphäre dort. Auch der "neue" Hockenheimring stellt eine echte Herausforderung für Chassis- und Motoren-Ingenieure dar. Etwa zwei Drittel der Strecke werden unter Volllast gefahren, der Rest besteht aus Passagen, in denen es auf kraftvolles Drehmoment bei niedriger Geschwindigkeit und gute Fahrbarkeit ankommt.

© xpb.cc
Auf dem Hockenheimring werden zweimal pro Runde mehr als 300 km/h erreicht
"24 Monate sind in diesem Sport eine sehr lange Zeit, in der sich stets auch die Technik der Rennwagen enorm verändert", sagt Renault-Motoreningenieur Remi Taffin mit Blick auf den jährlichen Wechsel des Austragungsortes für den Großen Preis von Deutschland. "Dies betrifft das Chassis ebenso wie die Art und Weise, wie unsere Achtzylinder-Motoren in das Fahrzeug integriert werden. Aus diesem Grunde setzen wir zur Vorbereitung noch stärker auf Simulations-Technologien als bei Strecken, die wir jedes Jahr besuchen. Auch am Donnerstag und Freitag vor dem Rennen sind wir viel intensiver als üblich damit beschäftigt, die Daten der Prüfstände und Rechenprogramme mit den realen Werten abzugleichen."
Die Anforderungen an die Motoren liegen auf dem Hockenheimring etwa im Saisondurchschnitt, wobei der gleichmäßigen Kraftentfaltung ein etwas größeres Gewicht zukommt als üblich. Der Rundenschnitt liegt bei 225 km/h. Etwa 65 Prozent der Runde sind die Drosselklappen voll geöffnet. Auf der ersten Hälfte der Strecke erreichen die Fahrer drei Mal pro Runde Geschwindigkeiten über 290 km/h, zwei Mal sogar jenseits der 300-km/h-Marke: Auf der Start-Ziel-Geraden, zwischen der ersten und zweiten Kurve sowie auf der Anfahrt zur Haarnadel-Kurve.
Jene als Parabolika bezeichnete Anfahrt, die einen leichten Linksbogen beschreibt, aber als Gerade gilt, ist mehr als einen Kilometer lang. Damit spielt der Hockenheimring in einer Liga mit den langen Geraden in Schanghai, Abu Dhabi und Yeongam. Im Badischen laufen die V8-Triebwerke in dieser Passage 14 Sekunden lang bei Volllast - eines der längsten Vollgasstücke der Saison.
Der langsamere Streckenteil beginnt mit der Haarnadel, die nur mit etwa 60 km/h genommen wird. Von dort führt ein kurzes Geradeausstück zu einer weiteren Kurvenkombination. Anschließend tauchen die Fahrer mit einem schellen Rechtsknick in das unvergleichliche Motodrom ein. Dieser kurvige und eher langsame Streckenteil verlangt nach guter Bremsstabilität und kraftvoller Gasannahme. Dies gilt besonders in der Stadion-Sektion, die mit durchschnittlich 200 km/h gefahren wird.
"Die Charakteristik des Hockenheimrings ähnelt jener von Silverstone", weiß Taffin. "Der Kurs ist sehr flach, also ohne große Steigungen oder Gefälle. Zu den längeren Geraden gesellen sich Kurven, die mit ganz unterschiedlichen Geschwindigkeiten durchfahren werden. Dies bedeutet für unsere RS27-Achtzylinder: Sie müssen über das gesamte Drehzahlband gleich gut funktionieren."
In der laufenden Saison vertrauen die Teams Red Bull, Lotus, Williams und Caterham auf Renault-Power. Nahezu alle Piloten dieser drei Teams setzen nach Aussage des Franzosen in Deutschland jene Triebwerke ein, mit denen sie bereits das Rennen in Silverstone bestritten. "Auf diese Weise können wir unseren Motorenpool vor der Sommerpause optimieren. Nach den Ferien stehen mit Spa-Francorchamps und Monza zwei Strecken auf dem Programm, bei denen die Leistung noch deutlicher in den Vordergrund tritt. Deswegen ist es uns lieber, dort mit frischen Aggregaten an den Start zu gehen, als in Hockenheim, das in dieser Hinsicht nicht ganz so materialintensiv ist."
Renault errang in Hockenheim bereits viele Siege. Zwischen 1991 und 1997 gelangen dank Nigel Mansell, Alain Prost, Michael Schumacher, Damon Hill und Gerhard Berger sechs Erfolge in sieben Jahren. Nach dem Umbau folgte durch Fernando Alonso in der Saison 2005 ein weiterer Sieg mit Renault-Power.

