• 09.02.2010 11:18

Szafnauer: Ressourcenbeschränkung als Vorteil

Im Interview erklärt Otmar Szafnauer, wie er Force India weiter nach vorne bringen will und warum die Ressourcenbeschränkung dem Team helfen könnte

(Motorsport-Total.com) - Otmar Szafnauer, früher Vizepräsident der Honda-Motorsportabteilung, übernahm Ende des vergangenen Jahres den Posten des Betriebsdirektors bei Force India. Er ist damit operativer Leiter und de facto Teamchef, auch wenn offiziell weiterhin Mehrheitseigentümer Vijay Mallya Teamchef ist. Im Interview erklärt Szafnauer, wie er Force India weiter nach vorne bringen möchte.

Titel-Bild zur News: Otmar Szafnauer

Otmar Szafnauer freut sich auf seine erste volle Saison mit Force India

Frage: "Otmar, du bist nun seit fast vier Monaten bei Force India. Welche Eindrücke konntest du in dieser Zeit gewinnen?"
Otmar Szafnauer: "Ich mag die Atmosphäre im Team. Mit der Hälfte der Leute eines großen Teams haben wir ein gutes Auto designt und die Windkanaljungs machen einen sehr guten Job und bekommen die Zahlen hin, die erforderlich sind. Wir können keine Zeit und auch keine Ressourcen verschwenden und konzentrieren uns stattdessen nur auf unsere Arbeit."#w1#

Stabilität als Erfolgsgeheimnis

Frage: "Du kamst in einer sehr stabilen und erfolgreichen Periode zum Team. Ist das eine Hilfe bei deinem Einstieg?"
Szafnauer: "Ich glaube, Stabilität produziert Ergebnisse. Das heißt nicht, dass man sich nicht verändern soll, aber großer Aufruhr hilft nie. Wenn du Stabilität mit den richtigen Leuten hast, die alle an einem Strang ziehen, dann ist das der beste Weg. Zum Glück ist das bei uns der Fall."

Frage: "Welche Verbesserungen sind bereits unterwegs?"
Szafnauer: "Es gibt zwei große Verbesserungen gegenüber 2009. Eine ist die Aufstockung unserer CFD-Ressourcen dank der neuen Partnerschaft mit CRL in Indien, durch die wir unsere Kapazität verfünffacht haben. Der andere Fortschritt ist die Nutzung des Windkanals in höherem Umfang, fast 24/7. Kombiniert sollte uns das weit nach vorne bringen."


Fotos: Präsentation des Force India VJM03


"Simon Roberts hat im Vorjahr einige sehr gute Prozesse und Prozeduren eingeführt, die uns dabei geholfen haben, unsere eigenen Prozeduren zu verfeinern, was zum Beispiel die Kommunikation innerhalb des Unternehmens und die Entscheidungsfindung angeht. Simon hat da großartige Arbeit geleistet und ich werde das weiterführen."

Frage: "Genau wie Red Bull habt ihr den Valencia-Test ausgelassen und den Shakedown stattdessen in Silverstone absolviert. Was war der Grund dafür?"
Szafnauer: "Das war eine strategische Entscheidung. Indem wir den ersten Test ausgelassen haben, gewannen wir Entwicklungszeit - ein bisschen länger im Windkanal, ein bisschen mehr Nachdenkzeit, was für das Auto wichtig ist. Es war ein Kompromiss. Mit dem Shakedown haben wir dann zumindest ein bisschen was von der verlorenen Testzeit wieder reingeholt."

Frage: "Dieses Jahr greift erstmals eine Ressourcenbeschränkung. Wie wirkt sich die auf Force India aus?"
Szafnauer: "Bei den Rennen ist dieses Jahr weniger Personal erlaubt, auch die Ausgaben sind reduziert, aber das hat keinen Einfluss auf uns. Wir lagen ohnehin unter den definierten Grenzen, während sich andere Teams zurücknehmen müssen. Das ist zu unserem Vorteil, weil wir nichts Neues dazulernen müssen und unsere operativen Prozeduren beibehalten können."

Mehr Windkanal, mehr CFD

Force-India-Mercedes VJM03

Mit dem VJM03 will Force India an die Erfolge des Vorjahres anknüpfen Zoom

Frage: "Was sind die größten Herausforderungen, die in den nächsten ein bis zwei Jahren auf das Team zukommen?"
Szafnauer: "Die größte Herausforderung ist die Umstellung des Windkanals auf den Dreischichtbetrieb und das effiziente Nutzen der CFD-Kapazität. Um die Performance zu maximieren, gibt es tausende kleine Dinge, die man richtig machen muss. Dieses Jahr werden die Rennen ohne Nachtanken anders sein. Da kann es nie schaden, mehr Geld zu haben, damit man während der Saison mehr weiterentwickeln kann."

Frage: "Du hast die Änderungen in der Rennstrategie erwähnt. Glaubst du, dass das Team davon profitieren kann, wenn es schnell darin ist, die richtigen Entscheidungen zu treffen?"
Szafnauer: "Ja, vor allem im ersten Jahr, wenn sich die Leute noch nicht darauf eingestellt haben. In der Formel 1 sind alle schnelle Lerner - und wir lernen auch schnell gegenseitig voneinander. Aber wenn wir anfangs gute Entscheidungen treffen, dann wird uns das helfen."

Frage: "Ihr habt die gleichen Fahrer behalten. Was bringen Adrian Sutil und Vitantonio Liuzzi ins Team ein?"
Szafnauer: "Adrian ist eine echte Bereicherung. Er ist sehr talentiert, schnell und furchtlos - und er wird von der Erfahrung profitieren, die er nun schon vorweisen kann. Wenn Tonio aus dem Vorjahr lernt und das Selbstvertrauen eines Stammplatzes hinzukommt, dann verfügt auch er über großes Potenzial."

Frage: "Außerdem habt ihr Paul di Resta als dritten Fahrer unter Vertrag genommen. Wie siehst du seine Rolle?"
Szafnauer: "Er ist ein junger Fahrer mit einer Menge Potenzial. Wir werden mit ihm daran arbeiten, dieses Potenzial zu maximieren. Das wird dann auch dem Team helfen. Er kann uns bei Tests im Simulator helfen und er wird ein paar Freitagstrainings bestreiten, um sich ans Auto zu gewöhnen und seine Fähigkeiten zu schärfen. Dann sehen wir weiter."