• 31.03.2008 14:40

Symonds: "Wollten Fernando ein Siegerauto hinstellen"

Renault-Chefingenieur Pat Symonds nimmt im Interview Stellung zur Lage seines Rennstalls und ordnet die bisherigen Leistungen ein

(Motorsport-Total.com) - Ganz nach vorne sollte es für Renault nach dem Pleitenjahr 2007 in dieser Saison gehen. Bislang allerdings stehen außer dem vierten Platz von Fernando Alonso in Melbourne keine Highlights zu Buche. Pat Symonds ist mit den ersten Rennen aber durchaus zufrieden und erkennt einige Fortschritte - freut sich aber am meisten über Fernando Alonso, der dem gesamten Team neue Motivation verschafft hat.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Rückkehrer Fernando Alonso verschaffte Renault einen neuen Motivationsschub

Frage: "Pat, wo siehst du das Team nach den beiden Eröffnungsrennen der Saison?"
Pat Symonds: "Ich glaube kaum, dass wir vom ersten Rennen etwas über den Stand gelernt haben. Für Melbourne ist das aber nichts ungewöhnliches, denn der Grand Prix ist immer etwas anders als die Übrigen. Das Rennen in Malaysia war eher normal und so langsam zeichnen sich auch gewisse Tendenzen ab. In Australien dachten wir noch, dass McLaren-Mercedes einen großen Vorsprung hat. In Malaysia waren wir uns dessen schon nicht mehr so sicher und Ferrari hatte dort die Oberhand."#w1#

Einige positive Aspekte in den ersten Grand Prix'

"Das deutet also daraufhin, dass wir etwas Ähnliches wie im Vorjahr sehen werden. Damals schwankte die Performance der Teams auch von Strecke zu Strecke, als sich die Stärken und Schwächen der Autos langsam offenbarten. Hinter diesen Teams (Ferrari und McLaren; Anm. d. Red.) liegen einige Rennställe eng beieinander. Meiner Meinung nach müssen wir aber aktuell davon ausgehen, dass das BMW Sauber F1 Team, Toyota und vielleicht sogar Williams noch vor uns liegen - wir haben also noch eine Menge Arbeit zu erledigen."

Frage: "Welches positive Fazit ziehst du nach den ersten beiden Rennen?"
Symonds: "Da gibt es einige sehr positive Bereiche zu nennen, denn wir hatten in den ersten beiden Grand Prix' eine sehr gute Zuverlässigkeit. Nelson (Piquet jr; Anm. d. Red.) kam in Australien nicht ins Ziel, aber das lag an einem eher gewöhnlichen elektronischen Problem und ansonsten sind die Autos sehr gut unterwegs gewesen. Ein großes Plus ist sicherlich auch Nelsons Start in die Saison, weil er ein sehr schwieriges Wochenende in Australien gut überstanden hat."

"Fernando hängt sich richtig rein." Pat Symonds

"In Malaysia hat er zurückgeschlagen und war recht stark, was wir ihm hoch anrechnen müssen. Fernando hängt sich richtig rein, das haben wir so auch erwartet und werten das ebenfalls als positiven Effekt. Vor allem die Art und Weise, wie er sich in der Schlussphase in Australien den vierten Platz geholt hat - das war einfach typisch für Fernando und das wiederum zeigt uns, dass er nie aufgibt."

Verbesserungspotential im Aerodynamikbereich

Frage: "Welche Bereiche hat das Team als die identifiziert, aus denen man noch mehr Performance herauskitzeln kann?"
Symonds: "Letztendlich gibt es da nur ein Gebiet, auf dem man am meisten in Sachen Leistung tun kann, und das ist ganz klar die Aerodynamik. Aber die Situation ist eine andere als noch im Vorjahr und das ist ein Punkt, den wir hervorheben müssen. Im Vorjahr hat sich unsere Aerodynamik nicht so verhalten, wie wir das erwartet hatten und das lag daran, dass wir ein sehr spezifisches Problem der Abstimmung zwischen Windkanal und Auto hatten. Das ist in diesem Jahr viel besser, nur ist unsere Aeroleistung noch lange nicht da, wo wir sie haben möchten."
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Ich glaube schon, dass das ein Stück weit die Nachwehen der Entwicklungszeit sind, die wir beim Suchen der richtigen Einstellungen verloren haben. Wir haben verzweifelt versucht, wieder Anschluss zu finden, und haben sehr früh schon mit der Entwicklung des Wagens für 2008 begonnen. Aber offensichtlich sind wir noch nicht wieder ganz auf Augenhöhe mit den anderen. Was wir aber machen können, ist, unsere Anstrengungen in diesem Bereich zu verstärken und uns darauf zu konzentrieren, unser Aeropaket zu verbessern."

Frage: "Zurück zu den Fahrern: Wie schätzt du Fernandos Leistungen bislang ein?"
Symonds: "Fernando ist ganz klar einer der Pluspunkte. Sein Einsatz ist einfach fantastisch, so wie sein Rennverständnis, seine Strategien und sein Wissen über die Formel 1 überhaupt. Er geht die Dinge in einer sehr ruhigen Art und Weise an. Ich mag das, weil es sich auf das ganze Team überträgt. Ich versuche immer, Ruhe auf das Team auszustrahlen, weil die Ergebnisse meiner Meinung nach dann viel besser sind."

Nelson Piquet jr. im Aufwind

"Es ist natürlich toll, wenn ein Fahrer das bewerkstelligen kann. Der andere Punkt bei Fernando ist, dass seine Resultate natürlich sehr motivierend sind. Er muss den Leuten nicht extra Mut zusprechen, weil sein Talent und seine Ergebnisse die Leute schon von alleine anspornen. Jedermann weiß, dass Fernando am Ende eines Rennens 100 Prozent gegeben hat, egal unter welchen Bedingungen und an welchen Positionen er gefahren ist. Das motiviert das gesamte Team ungemein."

Frage: "In Malaysia hatte Nelson ein weitaus besseres Wochenende und konnte viel fahren. Was kann das Team von ihm in Bahrain erwarten?"
Symonds: "Ich denke, Nelson hatte in Sepang ein recht rundes Rennwochenende. Das war ein großer Fortschritt gegenüber Australien, wo er viele Probleme hatte, die nicht von ihm verursacht worden waren. Er hat viel Stärke gezeigt und sich nach einem so schwierigen Wochenende wieder berappelt und in Sepang eine solide Leistung abgeliefert. Was können wir uns also in Bahrain von ihm erwarten?"

"Nelson hatte in Sepang ein recht rundes Rennwochenende." Pat Symonds

"Die Antwort darauf ist wohl, dass er ausgehend vom guten Wochenende in Malaysia eine weitere starke Performance abliefern wird. Nelson kennt die Strecke bereits, er hat dort im vergangenen Jahr drei Tage lang getestet. Das wird ihm eine große Hilfe sein, denn er muss nicht extra die Strecke lernen. Es wird nicht notwendig sein, ihn einfach Kilometer fressen zu lassen. Wir können mit ihm sicherlich ein eher normales Programm in Bahrain durchziehen, was ihm schlussendlich erlauben sollte, seine Reifen besser auszunutzen und ein zielorientiertes Wochenende zu haben."

Ein schnelles Auto für den Doppelweltmeister

Frage: "Wie wird der R28 deiner Meinung nach dem Bahrain International Circuit schmecken?"
Symonds: "Zwischen den ersten drei Rennstrecken gibt es große Ähnlichkeiten, besonders zwischen Malaysia und Bahrain, wo sich das Grundsetup nicht sehr unterscheidet. Malaysia war wohl ein recht normales Rennen, wo jeder die Karten auf den Tisch gelegt hat, möglicherweise mit Ausnahme von Williams. Die Bedingungen in Bahrain werden sicherlich am aktuellen Status Quo nicht viel ändern können."

"Ich sehe uns also in der Gruppe von Teams, wo alles möglich ist. Entweder wir liegen an der Spitze dieser Gruppe oder am Ende davon, da geht es sehr eng zu. In Malaysia befanden wir uns mittendrin in dieser Gruppe und so erwarte ich das auch in Bahrain. Das heißt also, dass Punkte unser Ziel sind und ich würde gerne beide Fahrer im dritten Qualifyingabschnitt sehen. Ich weiß aber sehr wohl, dass das keine einfache Aufgabe werden wird, denn das liegt an der aktuellen allgemeinen Konkurrenzfähigkeit."

Frage: "Und wie würdest du zum Schluss die Stimmung im Team beurteilen?"
Symonds: "Eigentlich hatten wir gehofft, dass wir Fernando ein Siegerauto hinstellen könnten, denn wir wissen ja, dass er ein Siegfahrer ist. Das hat bislang nicht geklappt, was zu einer gewissen Enttäuschung führt. Aber vor allem führt das auch zu der Zielsetzung, dass wir ihm unbedingt ein schnelles Auto geben wollen. Jeder hier im Team hat das vorige Jahr verflucht, vor allem nach zwei siegreichen Jahren, und wir haben die Zielsetzung, genau dorthin wieder zurückzukehren - und weniger als das ist für uns nicht akzeptabel."

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