• 05.01.2008 15:07

  • von Britta Weddige

Symonds und der Spaßfaktor

Pat Symonds erinnert sich an die wilden 90er Jahre bei Benetton und betont, wie wichtig es auch heute ist, seinen Humor zu behalten

(Motorsport-Total.com) - In den 1990er Jahren war Benetton das Party-Team der Formel 1. Die Partys, mit denen Michael Schumachers Siege und Titel gefeiert wurden, gelten heute noch als legendär und manch einer im Paddock erinnert sich noch mit Begeisterung daran zurück. Was heute fast unmöglich ist, ging damals noch: Auch an Rennwochenenden konnte man Mechaniker und Ingenieure in den Kneipen antreffen, irgendjemand von Benetton war meistens dabei.

Titel-Bild zur News: Pat Symonds (Chefingenieur)

Für Pat Symonds ist es enorm wichtig, sich seinen Humor zu bewahren

Auch im Fahrerlager herrschte bei Benetton meist eine lockere Atmosphäre. Wenn am Sonntagabend in den Boxen die Boliden zusammengepackt wurden, wurde bei Benetton die Arbeit oft von lauter Musik begleitet. Dazu herrschte großer Teamgeist: Ob Truckie, Mechaniker oder Ingenieur - alle haben zusammengehört und auch zusammen gefeiert.#w1#

"Wir galten immer als das Team, das bei den Rennen Spaß hat", erinnert sich Pat Symonds, damals Renningenieur bei Benetton und heute Technikchef beim Nachfolgerteam Renault. "Das kam beim Establishment nicht so gut an. Dabei haben wir hart gearbeitet und wir wollten unbedingt gewinnen, aber eben auf unsere Weise. Wir waren ein junges Team - vergleichbar heute mit Red Bull, würde ich sagen."

Die lockeren Zeiten in der Formel 1 sind vorbei, bei allen Teams. Zuviel steht in der Königsklasse inzwischen auf dem Spiel, vor allem viel Geld. Da kann leicht Anspannung aufkommen. Doch für Symonds gilt auch heute noch: "Man braucht Humor. Ich sage den jungen Leuten im Team oft, dass sie die schönen Zeiten mehr genießen sollen, weil es viele schlechte Zeiten geben wird. Natürlich kann auch ich schlecht gelaunt sein, keine Frage, aber in meinem Alter braucht man wahrscheinlich den Humor, um auch mal wieder runterzukommen..."

Um runterzukommen von dem großen Druck, der auch auf ihm lastet. Doch für Symonds kommt der Druck von innen heraus: "Es geht nicht darum, dass man den Vorstand oder den Teamchef zufrieden stellen muss, sondern es geht um den Siegesantrieb, den man in sich selbst spürt. Dieser Druck ist immer da."

So sei er selbst nie zufrieden, trotz all der Siege und Weltmeistertitel, an denen er in seinen 27 Jahren in der Formel 1 beteiligt war: "Wir hatten in den vergangenen Jahren einige Rennen, die wir gewinnen konnten, aber wir waren trotzdem nicht zufrieden, weil wir das Gefühl hatten, dass es noch besser gegangen wäre." Trotzdem: Solche Siege zu feiern, lässt sich Symonds dann doch nicht nehmen.