Folge uns jetzt auf Instagram und erlebe die schönsten und emotionalsten Momente im Motorsport zusammen mit anderen Fans aus der ganzen Welt
Symonds: Die FIA weiß gar nicht, was sie da tut
Der Chefingenieur von Renault geht im "Fall Schwingungstilgerverbot" hart mit dem Automobilverband FIA ins Gericht - Briatore kritisiert Konkurrenz
(Motorsport-Total.com) - Am 22. August tagt das Internationale Berufungsgericht des Automobilweltverbandes FIA, um über das leidige Thema Schwingungstilger zu verhandeln. Zuerst von der FIA abgenickt, ohne Probleme seit Ende der Saison 2005 durch die Rennleitung abgenommen, wurde das System im Vorfeld des Rennens auf dem Hockenheimring plötzlich verboten, nachdem die Konkurrenz womöglich vergeblich versucht hatte, das System zu kopieren und der FIA den Hinweis gab, das System mal aus einem anderen Blickwinkel des Reglements zu betrachten.

© xpb.cc
Pat Symonds und Flavio Briatore verstehen die Welt nicht mehr
Das nämlich verbietet bewegliche aerodynamische Hilfsmittel. Und da die Dämpfer bewegliche Elemente erhalten und durch das Tilgen von Schwingungen die aerodynamische Wirkung des Autos verbessern, da das Auto weniger "nickt", änderte der Automobilweltverband plötzlich seine Meinung.#w1#
Die Posse war daraufhin aber nicht zu Ende, denn Renault baute das System in Hockenheim ins Ersatzauto ein und bekam es durch die Abnahme. Daraufhin hatte die FIA Einspruch gegen die Entscheidung seiner eigenen Mitarbeiter eingelegt - was die Rennleitung in Ungarn prompt dazu veranlasste, das Auto der Scuderia Toro Rosso mit eingebautem Schwingungtsilger für nicht reglementkonform zu erklären.
Renault hatte ursprünglich überlegt, das System auf dem Hungaroring wieder einzusetzen, nachdem Charlie Whiting, Technischer Delegierter der FIA, im Vorfeld des Rennens in einem Brief an die Teams geschrieben hatte, dass er im Falle eines Siegs der FIA vor dem Berufungsgericht die Empfehlung auspricht, die Teams für den Einsatz in den Rennen zuvor nach dem erklärten Verbot nicht zu bestrafen.
Ob das System legal ist oder nicht muss nun das Internationale Berufungsgericht des Automobilweltverbandes FIA entscheiden. Im Weltmeisterteam zeigt man sich jedenfalls zuversichtlich, dass die FIA vor Gericht gegen die Stewards des Rennens verlieren wird und man somit beim darauf folgenden Rennen in der Türkei das System wieder einbauen kann.
"Falls die FIA den Einspruch gewinnt - und ich glaube wirklich nicht, dass die FIA auf Basis ihrer uns genannten Gründe gewinnen wird -, aber wenn sie gewinnt, dann müssen wir wirklich anfangen, uns die Definition eines Rennfahrzeuges erneut anzuschauen, seine Aufhängungen, einfach alles", wird Renault-Chefingenieur Pat Symonds von 'autosport.com' zitiert.
"Wenn die FIA sich dazu entscheidet, in diesem bestimmten Fall so zu interpretieren, wie sie dies im Moment tut, dann gibt es viele, viele andere Teile am Auto, die interpretationswürdig sind", so Symonds weiter. In der Tat: Auch die seit Jahrzehnten verbauten Dämpfer und Federn in den Autos leisten einen Beitrag zur Aerodynamik, sind aber beweglich und nicht starr - nur um ein Beispiel zu nennen.
Der 53-Jährige wirft der FIA sogar vor, "das System nie verstanden" zu haben und kritisiert, dass die Öffentlichkeit nicht das komplette technische Reglement zu Gesicht bekommt. In Version TD20, die zwischen dem Rennen vor dem Deutschland-Grand-Prix (Frankreich) und dem Rennen auf dem Hockenheimring verabschiedet wurde, hatte die FIA Schwingungstilger noch für legal erklärt: "Aber kürzlich haben sie ihre Meinung geändert. Das ist eine ziemlich seltsame Angelegenheit." Die FIA würde gar nicht verstehen, was sie tut: "Und ich würde sagen, dass sie es bis heute nicht tun."
Renault-Teamchef Flavio Briatore ist sich nicht sicher, aus welcher Ecke der Konkurrenz der Hinweis gekommen war ("Ich habe keinen Beweis, vermute aber, dass es McLaren war") und meint, dass die Konkurrenz das System mittlerweile akzeptiert hat, denn Renault war auch auf dem Hungaroring eine Klasse für sich - auch ohne Schwingungstilger.
"Wenn McLaren oder irgendein anderes Team ein Problem damit gehabt hat, dann hätten sie gegen uns protestieren sollen", so der Italiener weiter. "Wenn du protestierst, dann gibt es eine Untersuchung durch die Stewards. In Deutschland haben die Stewards gesagt, dass unser Auto legal war." Das wusste natürlich die Konkurrenz auch, weswegen es wohl auch keinen offiziellen Protest gab. Renault jedenfalls hat Grund genug, der Verhandlung in rund zwei Wochen gelassen entgegenzublicken.

