• 25.08.2005 08:56

Symonds: "Aggressive und feinfühlige Fahrweise nötig"

Der Chefingenieur des Renault-Teams erläutert, warum die altehrwürdige Hochgeschwindigkeitsstrecke so einzigartig ist

(Motorsport-Total.com) - Zehn Tage vor Beginn des Großen Preises von Italien hat das Renault-Team bereits seine Zelte im Königlichen Park von Monza aufgeschlagen - ungewöhnlich früh. Dies liegt nicht etwa daran, dass die Mannschaft von Teamchef Flavio Briatore auf dem Rückweg aus der Türkei Kilometer sparen möchte - mit Ausnahme von Minardi haben sich alle Grand-Prix-Rennställe zu ausführlichen Testfahrten auf der ebenso traditionsreichen wie außergewöhnlichen Piste eingefunden.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

In Monza fahren die Renault-Boliden mit minimalem Abtrieb

"Dahinter steht vor allem eine Frage der Sicherheit", führt Pat Symonds, der Chefingenieur des Renault-Teams, aus. "Hier in Monza erreichen unsere Fahrer am Steuer ihrer Renault R25 die höchsten Geschwindigkeiten der gesamten Saison, bis zu 360 km/h liegen am Ende der langen Geraden an. Darum müssen wir speziell für dieses Rennen ein besonderes Aerodynamik-Paket entwickeln, das wir nun vor Ort abstimmen. Nur so können wir garantieren, dass unseren Fahrer nichts passiert."#w1#

Mit anderen Worten: Treten bei den Testfahrten ernste Probleme auf, so bleibt den Formel-1-Teams noch genügend Zeit, um bis zum Beginn des Großen Preises von Italien darauf mit neuen Teilen zu reagieren. Dabei geht es nicht nur um die Effizienz der Luftleitwerke, auch der Haltbarkeit der Mechanik widmen die Techniker ein besonderes Augenmerk.

Die Fahrer selbst müssen sich ebenfalls mit den einzigartigen Bedingungen dieses Kurses neu vertraut machen. "In der Regel antworten die Fahrer in Monza immer das Gleiche, wenn sie an die Box kommen", lacht Symonds. "Motorleistung passt, aber es fehlt an Grip. Das ist kein Wunder: Nirgendwo sonst schicken wir unsere Autos mit so geringem Luftwiderstand und so wenig aerodynamisch generierten Abtrieb auf die Strecke."

Nicht die einzige Besonderheit, mit der die Piste im Königlichen Park aufwartet. "Von den Fahrern wird hier eine Mixtur aus aggressiver Fahrweise und Feingefühl abverlangt", verrät der Brite. "In der ersten Schikane zum Beispiel müssen sie brutal über die hohen Kerbs abkürzen. Für ein modernes Formel-1-Auto kommt das der Maximalstrafe gleich. In den 'Lesmo'-Kurven, der 'Ascari' und 'Parabolica' wiederum ist Präzision gefragt, um die Reifen nicht über Gebühr zu strapazieren. Hier würde zuviel Einsatz eher schaden als nutzen."

Zugleich wirken sich die Testfahrten in Monza auch auf den darauf folgenden Grand Prix aus - in den freien Trainingssitzungen des Großen Preises von Italien können die Fahrer die Motoren ihrer Boliden schonen, da alle grundlegenden Einstellungen bereits feststehen. "Die Strecke wird sich in der Zwischenzeit kaum noch verändern, das hilft natürlich", so Symonds. "In Barcelona zum Beispiel ist das völlig anders. Dort wirken sich die aktuellen Temperaturen ebenso wie Windstärke und -richtung unmittelbar aus. Monza erweist sich da als weniger sensibel. Was wir uns also nun bei den Tests erarbeiten, kommt uns für den Grand Prix entgegen."