Sutil: "Man kann jetzt nicht anfangen zu träumen"
Der Spyker-Pilot über die Aussichten für Silverstone, die kuriose Tankpanne von Albers und Gerüchte um seine Person und einen Teamwechsel
(Motorsport-Total.com) - Für das Spyker-Team war der Große Preis von Frankreich eine herbe Enttäuschung, aus diesem Grund hält sich Adrian Sutil mit Vorhersagen für das Heimrennen des Teams in Silverstone lieber zurück: "Denn es ist eigentlich unvorhersehbar. In Frankreich hatte ich mir eigentlich mehr erwartet. Man muss einfach mal abwarten. Natürlich, jeder wird hier sein Bestes geben."

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Adrian Sutil ist sich sicher: "Meine Zeit wird kommen"
"Wir kennen die Strecke gut, jedes Team kennt die Strecke gut, es ist genau wie Barcelona eine wichtige Teststrecke", so der Deutsche weiter. "Deswegen sollten schon alle ziemlich gut vorbereitet sein. Auch wir sind gut vorbereitet, ich denke, dass wir wieder etwas näher dran sein sollten als in Magny-Cours."#w1#
Vorteil "Heimspiel"?
Die Spyker-Fabrik ist nur einen Steinwurf von der Strecke entfernt. Stellt das einen Vorteil dar? "Dass man vielleicht die Ersatzteile schnell beschaffen kann, was wir aber hoffentlich nicht brauchen werden", meint Sutil und lacht. "Aber ich glaube nicht, dass wir das brauchen werden."
"Aber abgesehen davon hat das eigentlich wenige Vorteile. Es ist natürlich für alle Mechaniker und Ingenieure von Vorteil, da sie zu ihren Familien nach Hause gehen können. Das ist für alle eine etwas entspanntere Atmosphäre."
Wie oft schaut der Rennfahrer selbst in der Fabrik vorbei? "Das kommt darauf an, wie viel Zeit ich habe. Natürlich verbinde ich immer einen Aufenthalt, wenn ich sowieso hier bin, dann schaue ich immer ein, zwei Tage in der Fabrik vorbei."
"Ich war jetzt auch schon am Dienstag hier, um auch mal mit den Designern zu sprechen, was auch sehr wichtig ist. Aber man ist schon nicht allzu oft hier. Man hat schon sehr wenig Zeit und extrem viele Termine. Wenn man also die Zeit hat, einen Tag zu verlängern, wenn man die Zeit hat - das muss auf jeden Fall sein."
Wenn eine Sache schief geht...
Teamkollege Christijan Albers leistete sich in Magny-Cours einen bösen Fauxpas, als er beim Boxenstopp zu früh los fuhr, den Tankschlauch aus der Tankanlage riss und damit auf die Strecke fuhr. Das Übel nahm seinen Lauf, als Sutil mit dem Ersatzauto losfahren musste: "Ich hatte gar keinen Funk, deshalb konnten sie mir gar nichts ankündigen. Es war für uns ein etwas chaotisches Rennen."
"Der größte Fehler war, dass der Funk im T-Car so schlecht war, das war schlecht vorbereitet, muss man sagen. Das hat die ganzen Schwierigkeiten verursacht. Ich bin dann irgendwann reingekommen, weil ich gewusst habe, wie lang ich fahren kann, wie viel Sprit ich an Bord habe."
"Das war ausgerechnet die Runde, in der Christijan rein kam, was ihn bestimmt unruhig gemacht hat. Daraus resultieren solche Fehler. Man sieht es immer wieder, wenn etwas nicht rund läuft, dann passt am Ende gar nichts mehr. Das ist wie ein Domino-Effekt."
Sutil nimmt Albers in Schutz
Seinen Teamkollegen nimmt der 24-Jährige in Schutz: "Man hat ein paar Sekunden im Cockpit, um zu entscheiden, was man jetzt tut. Von außen ist es immer einfach zu sagen 'So ein Idiot!'. Wer weiß, was da passiert ist? Vielleicht hat der Lollipop-Mann nur ein bisschen gezuckt und Christijan stand so unter Druck, wollte losfahren, da er eh schon hinter mir gewartet hat."
"Man kann das schon ein wenig nachvollziehen. Natürlich ist das ein großer Fehler, aber man braucht ihn bestimmt jetzt auch nicht so fertig zu machen. Es gab schon oft solche Situationen. So lange es nur einmal passiert, muss man das zugestehen. Jeder macht Fehler."
Keine lustige Angelegenheit
Intern habe sich jedenfalls niemand über den Holländer lustig gemacht, so wie das einige Medien getan haben: "Es ist eine ernste Situation, da hätten welche schwer verletzt werden können. Er hat sich dafür klar entschuldigt."
"Man hat überlegt, wie man einen solchen Vorfall vermeiden kann, ob man am Vorgang etwas ändern kann. Wir werden sicherlich etwas machen, vielleicht das Auto hinten oben lassen, damit man eben nicht weiterfahren kann, so wie es auch BMW macht. Da gibt es bestimmt Möglichkeiten."
Gerüchte, die Gerüchte bleiben
Während Albers seit Wochen mit einem Rausschmiss in Verbindung gebracht wird, könnte Sutil das Team ebenfalls verlassen - aber weil er von der Konkurrenz abgeworben werden könnte: "Es ist schön, ich habe natürlich gehofft, dass es so sein wird", freut sich Sutil über die Gerüchte. "Ich muss hoffen, dass man sieht, welche Leistungen ich hier zeige."
"Ich konzentriere mich wirklich auf das kommende Rennen, ich lebe von Tag zu Tag. Man muss sich immer auf das Wesentliche konzentrieren, man kann jetzt nicht anfangen zu träumen. Man muss einfach weiterhin seiner Arbeit nachgehen und schauen, dass man sie noch perfekter macht. Irgendwann denke ich, kommt auch mal meine Zeit."
Zuletzt gab es das Gerücht, dass Sutil Ralf Schumacher ablösen könnte - es gab nach Aussage seines Managements aber keinen Kontakt: "Das bauscht die Presse auf. Man hört viel im Fahrerlager. Ich höre eh nicht mehr, was stimmt oder nicht. Irgendetwas wird dran gewesen sein, dass sie vielleicht Interesse hatten. Ich persönlich weiß nicht, wie dieses Gerücht in die Welt gesetzt wurde. Es stand noch keiner von Toyota mit dem Vertrag da..."
Auch Sutil ist jetzt ein Wahl-Schweizer
Vor kurzem hat Sutil einen ganz anderen Vertrag unterschrieben, er hat in der Schweiz in dem Ort Oensingen eine neue Wahlheimat gefunden. Frisch eingezogen kommt er dort momentan noch ohne Internet aus: "Es ist sogar besser ohne Internet. Man hat seine Ruhe und muss nicht manchmal ein paar doofe Sachen lesen. Aber im Moment ist ja eigentlich nur Positives zu lesen."

