Sutil: "Habe wie immer wie ein Weltmeister gepusht"
Der Spyker-Pilot über sein endlich problemloses Rennen in Indianapolis, die Probleme der Qualifikation und den katastrophalen Zustand von Silverstone
(Motorsport-Total.com) - Beim Großen Preis der USA erlebte Adrian Sutil endlich einmal wieder ein problemloses Rennen, das er mit zwei Runden Rückstand auf dem 14. Rang beenden konnte: "Das war schon wichtig", so der Spyker-Pilot über das reibungslose Rennen in Indianapolis. "Man weiß zwar, dass es geht, aber es ist die letzten zwei Male halt schief gegangen."

© xpb.cc
Adrian Sutil will in Magny-Cours wieder glänzen
"Man macht sich dann vielleicht ein bisschen Sorgen, dass man endlich mal durchkommen muss", gibt der Deutsche zu. "Natürlich habe ich bei mir nichts geändert, ich habe trotzdem gepusht wie ein Weltmeister. Man muss das einfach tun, denn es war so knapp da hinten. Jede Sekunde, die ich aufgeholt habe, hätte mich einen Platz nach vorn gebracht."#w1#
Das Qualifying bleibt das große Sorgenkind
"Es ist super gelaufen, es war ein tolles Rennen, das mir wirklich Motivation verliehen hat", so Sutil am Donnerstag in Magny-Cours. "Wie wir das schon immer gesehen haben, waren wir im Rennen viel stärker als im Qualifying. Nun müssen wir das Qualifying hinbekommen, dass wir Mal nah dran sind."
Die Ursache für das Hinterherfahren im Qualifying glaubt Sutil zu kennen: "Es muss so sein, dass wir nicht alles aus den Reifen herausholen, denn einen anderen Grund gibt es eigentlich nicht. Es ist extrem schwer in diesem Jahr, die Reifen auszunutzen. Besonders neue Reifen bringen manchmal nicht das, was wir erwarten."
Der schwarze Fluch...
Der Vergleich mit der Konkurrenz spricht Bände: "Wir bekommen die Daten von Bridgestone darüber, wie viel Zeit die anderen Teams mit den neuen Reifen gewinnen. Bei uns ist das sehr wenig, da müssen wir also noch weiter daran arbeiten. Wenn die anderen eine Sekunde gewinnen, dann holen wir vielleicht eine halbe raus."
So seltsam wie es für Laien klingen mag, aber die Reifen müssen mehr belastet werden, damit sie besser arbeiten: "Wir müssen schauen, dass wir den Reifen irgendwie noch mehr beanspruchen. Es kommt hinzu, dass wir nicht so viel Abtrieb wie die Top-Teams haben. Es ist klar, dass der Reifen mehr beansprucht wird, wenn das Auto mehr auf den Boden gedrückt wird. So kann man sich das erklären. Für uns ist das alles etwas schwerer."
In diesem Fall ist es gleich doppelt ein Nachteil für den Formel-1-Neuling, dass er für ein "Hinterbänkler-Team" fährt: "Der Reifen ist natürlich mit Ferrari konzipiert worden, damit haben sie die Daten gesammelt. Sie nehmen wahrscheinlich auch die Daten von den Top-Teams und versuchen, die Reifen nach deren Wunsch zu machen und nicht für die kleinen Teams. Das ist für uns immer etwas schwerer."
Läuft es auch Magny-Cours rund?
Sutil kann sich vorstellen, dass man in Magny-Cours an die Erfolge von Indy anknüpfen kann: "Die Charakteristik der Strecke ist etwas anders, ich glaube jedoch, dass sie uns ganz gut liegt. In den schnellen Schikanen muss das Auto nicht hundertprozentig liegen."
"Besonders schlimm sind die ganz langen Kurven, so wie die Estoril-Kurve, denn dort kann man ganz viel verlieren. Hier gibt es Spitzkehren, geradeaus schnell beschleunigen, schnelle Schikanen - ich glaube kaum, dass es hier einen großen Abstand nach vorn gibt. Ich glaube vielmehr, dass die Abstände wie schon in Indianapolis nach vorn sehr gering sind."
Wann kommt man der Spitze näher?
Große Fortschritte erwartet sich der Rennfahrer erst mit dem B-Modell, das beim Türkei-Rennen debütieren soll: "Dann müsste es auf jeden Fall möglich sein, der Spitze näher zu kommen, wenn ich sehe, wie nah wir in Indy dran waren. Wir waren eigentlich schneller als Toro Rosso, fanden aber einfach keinen Weg daran vorbei."
"Wir sind dran, um die Leute aber wirklich zu überholen, müssen wir das Qualifying hinbekommen. Wenn man als Letzter startet, dann verliert man in den ersten Runden Zeit, da bin auch ich festgehangen. Ich hätte schneller fahren können, aber es geht einfach nicht mehr. Man muss sich erst einmal anschließen, man kann nicht überholen. Deswegen ist es das Wichtigste, dass wir das Qualifying hinbekommen, sodass wir ein paar Plätze gutmachen können."
Bei den Testfahrten in der vergangenen Woche in Silverstone konnte Spyker für das Qualifying-Problem natürlich keine schnelle Lösung finden: "Große Sachen haben wir nicht gefunden. Wir haben versucht, das Setup für Silverstone hinzubekommen und ansonsten ein paar Sachen mit der Bremse ausprobiert. Aber es gibt keine großen Veränderungen."
Sutil ist ein "Schnell-Lerner"
In Frankreich kann der 24-Jährige auf Streckenkenntnisse bauen, fuhr er hier doch im vergangenen Jahr als Freitagstestfahrer und in der Formel 3: "Es ist sicherlich ein kleiner Vorteil, aber ich habe mich nicht anders gefühlt, als wäre ich an eine andere Rennstrecke gekommen. Ich war da immer motiviert. Hier hat man natürlich den Hintergedanken, dass man alles kennt. Ich kenne diese Strecke wirklich sehr gut, womit diese Lernphase am Freitag entfällt. Ich weiß damit gleich, wo es lang geht. Es ist schon eine kleine Hilfe."
"Im Prinzip kann ich mich extrem schnell an Strecken gewöhnen. In Indy habe ich beispielsweise nur vier Runden gebraucht. Die Strecke ist so einfach, da kannst du nichts falsch machen. Man verfeinert den Fahrstil dann etwas und kann noch ein paar Zehntelchen finden. Normalerweise dauert das bei mir eh nicht lang, aber hier geht es dann gleich."
Magny-Cours hui, Silverstone pfui
Nach dem Test in Silverstone ist es für alle eine Umstellung, sich die Anlagen in Magny-Cours anzuschauen: "Die Strecke ist immer in einem sehr guten Zustand. Es wurde neu asphaltiert und die Kurven gefallen mir extrem gut. Sie ist sehr interessant, nur das Überholen ist hier schwer. Aber das ist auch bei vielen anderen Strecken so. Auf der einen Seite würde ich sie schon gern behalten, aber wenn man sich das Umfeld anschaut, dann ist es schon furchtbar. Die Hotels sind schlecht."
"Wenn ich mir Silverstone anschaue, dann ist die Strecke in einem sehr schlechten Zustand. Man kann die Strecke manchmal gar nicht mehr sehen, weil da so viele Bodenwellen sind. Da sollte man mal etwas tun. Es gibt schon ein paar Ausnahmefälle in der Formel 1, die man schnell hinbekommen sollte. Da muss einfach etwas gemacht werden an der Rennstrecke, denn sie ist an sich klasse. Aber sie ist einfach viel zu alt, auch die ganze Boxenanlage müsste komplett erneuert werden."

