• 25.09.2010 21:44

  • von Fabian Hust & Dieter Rencken

Sutil: "Du eierst förmlich um den Kurs herum"

Der Force-India-Pilot über ein wenig erfolgreiches Qualifying, Probleme mit dem Auto und sein folgenschweres "Flugmanöver" durch die Schikane

(Motorsport-Total.com) - Adrian Sutil war mit dem Ausgang des Qualifyings zum Großen Preis von Singapur unzufrieden, denn über Position 16 konnte sich der Deutsche nicht freuen: "Ich könnte schlecht gelaunt sein, aber das hilft mir nicht. Das Ergebnis ist einfach nicht gut."

Titel-Bild zur News: Adrian Sutil

Adrian Sutil steht nicht auf die Flugmanöver in der Schikane

Die Hauptursache für die schlechte Platzierung waren Probleme, die das Team mit den weichen Reifen im dritten Qualifying-Durchgang hatte: "Fakt ist, dass die weichen Reifen nicht funktioniert haben. Die super-weichen Reifen sind einfach schlecht auszunutzen, damit haben wir sehr oft Probleme."#w1#

"Mit den harten ging es ganz gut, aber ich glaube, dass auch auf ihnen die Geschwindigkeit nicht so gut war, wie sie hätte sein sollen. Wir konnten uns einfach nicht verbessern. Zudem bin ich auch noch in etwas Verkehr geraten. Das hat mich eine halbe Sekunde gekostet - eine 48.3, das wären zwei Positionen gewesen."

Rückschritt nach dem Freien Training

Am Vormittag fuhr der Deutsche noch in den Top 10, aber wie schon in den vergangenen Rennen häufig gesehen, fällt Force India im Vergleich zur Konkurrenz im Zeitenfahren ab: "Wenn es in das Qualifying geht, verlieren wir ein bisschen. Ich kann mir vorstellen, dass dies etwas mit dem Diffusor zu tun hat, dass die anderen diesen vielleicht noch etwas besser ausnutzen."

"Aber es ist auch eine schwierige Strecke. Zehn Kilogramm Sprit machen hier vier Zehntelsekunden aus. Da muss nur einer am Vormittag hier etwas schwerer sein und wir ein wenig leichter und schon sieht man ganz gut aus. Das ist schwierig, vor dem Qualifying einzuschätzen."

Immer wieder die weichen Reifen

Sein "Abheber" über die Schikane und die dadurch verpasste Zeit, habe jedenfalls nichts damit zu tun: "es Wir hatten auch heute Vormittag Zeit, noch einmal alles zu überprüfen. Das Auto hat sehr gut funktioniert, ich war sehr positiv gestimmt. Ich hatte eine gute Haftung, die Balance hat bestimmt."

"Eigentlich habe ich das gesamte Wochenende über nichts verändern müssen. Nur auf dem weichen Reifen haben wir Probleme. Heute Vormittag konnte ich den ersten Satz ausprobieren. Da ging er nicht schlecht, aber überzeugt hat er mich auch nicht. Es ist schwierig, sich für den harten Reifen zu entscheiden, weil man nicht weiß, ob sich das ausgeht."

"Ich denke, dass es dennoch die richtige Entscheidung war, zwei Versuche auf dem weichen Reifen zu fahren. Leider hat es auf der ersten Runde nie funktioniert, weil ich immer jemanden vor mir hatte. Die zweite Runde war dann logischerweise immer ein Kompromiss, denn die Reifen bauen sehr schnell ab."

Williams ist davon gezogen

Der ehemalige Gegner Williams ist mittlerweile weit davon gezogen: "Williams ist stark geworden, Williams ist im Moment besser als wir. Sie kicken uns aus den dritten Qualifying-Durchgang meistens raus. Aber heute waren wir weit entfernt. Eigentlich war Spa unser starkes Rennen, in Monza lief es bei weitem nicht so gut, wie ich mir das erhofft hatte."

Flugmanöver mit harter Landung

Auch Sutil kritisiert die Schikane, in der er bei seinem "Flugmanöver" unfreiwillig für spektakuläre Bilder gesorgt hatte: "Es ist besser als im vergangenen Jahr. Im vergangenen Jahr ist man halt in die Mauer gekracht, man konnte nicht direkt weiterfahren, ist in der Mauer hängen geblieben. Ich bin gestern abgehoben, und wenn man sieht, wie hoch ich war..."


Fotos: Force India, Großer Preis von Singapur, Samstag


"Das Schlimme ist das Aufkommen, denn das geht direkt in die Wirbelsäule. Da krache ich lieber ein bisschen frontal in die Mauer, die ist weich, das ist in Ordnung. Giancarlo Fisichella, mein Teamkollege von vor zwei Jahren, ist damals in die Mauer gekracht, und da war gar nichts. Ich muss sagen, dass mir mein Rücken nach dem Aufkommen schon ein wenig weh getan hat. Heute war er in Ordnung, kein Thema."

"Je höher das wird, desto gefährlicher. Das haben wir dieses Jahr in der GP2 gesehen. Ich empfinde es einfach nicht als notwendig, dass man dort eine Schikane hinmacht. Wir haben auf Stadtkursen sehr viele Kurven, die schneller sind, so wie in Monaco."

Es gibt bessere Lösungen

"Wie zum Beispiel die Casino-Kurve, die sehr schön zu fahren ist. Wenn man sich dort verbremst, dann ist der Winkel sehr flach. Gut, man zerstört das Auto, aber man tut sich nicht wirklich was. Hier ist ebenfalls das Potenzial vorhanden, eine schöne Kurve hin zu machen. Da könnte man wirklich was besser machen."

Mit dem demolierten linken Vorderrad fuhr Sutil noch bis zurück an die Box, weswegen die Rennleitung eine Strafe in Höhe von 10.000 Dollar verhängte. Allerdings greift das Team in die eigene Tasche, weil es bei der Kommunikation mit dem Fahrer Probleme gab.

Sutil froh, dass Force India zahlt

"Darüber bin ich auch sehr dankbar. Es ist immer schön, wenn einem dies abgenommen wird. Ich hätte schon früher anhalten müssen. Wir haben gleichzeitig gesprochen, deswegen hat sich alles ein wenig verzögert. Dann habe ich wieder nachgefragt, was ich jetzt machen soll. Wenn man das Auto gesehen hat, war es eigentlich eine blöde Frage. Ich habe schon gesehen, dass ich nur noch drei Räder habe. Aber ich habe gedacht, dass ich vielleicht doch an die Box fahren soll, damit sie das Auto schneller reparieren können."

Singapur und der Regen mit Tücken

Gespannt blickt Sutil auf das Wetter, denn das wirkt sich auf die Streckenverhältnisse deutlich und auch nachhaltig aus: "Es ist hier auf der Strecke extrem lange feucht. Es trocknete nie wirklich komplett ab. Selbst im Qualifying war es in der fünften Kurve noch leicht feucht. In unserem Wetterbericht taucht jeden Tag ein Regenschauer auf. Die Frage ist nur, wann er kommt."

"Die Kurven drei und fünf bleiben sehr lange feucht, aber da kann man dann trotzdem schon mit Trockenreifen fahren. Man muss dort sehr vorsichtig sein, aber auf dem Rest der Strecke rollt man das dann locker wieder raus."

Force India entwickelt weiter

Das Team hat die Entwicklungsarbeit am Auto noch nicht eingestellt: "Wir kriegen noch ein bisschen was, wir haben auch hier etwas bekommen. Wir haben einen neuen Unterboden bekommen, der noch etwas besser mit dem angeströmten Diffusor arbeiten sollte. Zudem sind die Seitenkästen ein wenig verändert. Aber leider hat es irgendwie nicht hingehauen."

"Den F-Schacht habe ich hier drauf, der funktioniert auch ganz gut. Wo wir glaube ich immer noch Probleme haben, ist mit dem angeströmten Diffusor. Den können wir noch nicht richtig ausnutzen, er ist noch nicht so, wie er sein sollte."

Der Diffusor ist das große Sorgenkind

"Wenn ich die Zeiten anschaue, so ist das grausam. Ich merke genau, wo es fehlt. Es fehlt in den Kurven. Du eierst förmlich um den Kurs herum. Du hast kaum Haftung, beim Anbremsen ist das Auto nervös, beim Gasgeben mitten in der Kurve. Es ist einfach extrem schwer, das überhaupt zu kontrollieren. Es war unmöglich, im Qualifying eine perfekte Runde hinzubekommen."

Merkt man den Weggang von James Key?

Merkt das Team vielleicht nun den Weggangs von James Key zu Sauber? "Ich habe eigentlich gedacht, dass es kein Problem ist, da ich auch Vertrauen in jene Personen habe, die das jetzt übernommen haben. Mark Smith macht eine gute Arbeit. Leider muss man sagen, dass wir jetzt verloren haben, dass es jetzt nicht mehr so einfach in den dritten Qualifying-Durchgang geht."

"Man sieht es immer erst, wenn diese Person nicht mehr da ist, wie gut sie wirklich ist. Man gewöhnt sich sehr schnell an jemanden, sagt, dass derjenige seine Arbeit gut macht. Oftmals ist es schwierig, das beizubehalten oder eine bessere Person zu finden. Vielleicht ist das eingetreten. Aber ich habe immer noch das Vertrauen, dass wir das hinbekommen. Leider ist im Moment ein wenig der Wurm drin."

Sutil freut sich auf Suzuka

Ob mit oder ohne Wurm, Sutil fiebert schon dem nächsten Rennen in Suzuka entgegen: "Suzuka ist eine gute Strecke, die mir sehr gut gefällt. Man benötigt dort etwas mehr Abtrieb als in Spa. Es gibt dort lange Geraden, viele schnelle Kurven. Die Strecke sollte uns schon ganz gut liegen. Ich glaube aber nicht, dass wir in diesem Jahr ein Auto haben, das wie im vergangenen Jahr auf ein paar Strecken extrem schnell ist. Es ist sehr konstant geworden."

Nichts Neues über 2011

Im Hinblick auf das kommende Jahr gibt es vom Rennfahrer aus Gräfelfing noch nichts Neues zu berichten: "Natürlich schaue ich, was für mich im Hinblick auf die Zukunft gut ist. Aber es ist noch zu früh, etwas zu sagen. Bevor ich etwas sage, möchte ich alle während der kommenden Wochen um etwas Geduld bitten, wenn ich darüber nachdenke, was ich machen möchte. Natürlich schaue ich nach der besten Option, habe schon mit meinem Team gesprochen. Ich wäre glücklich, hier ein weiteres Jahr zu bleiben, das ist alles, was ich sagen kann."

"Ich denke, dass Force India mit mir und meiner Leistung ziemlich glücklich ist. Das ist der Grund, warum sie mich behalten wollen. Das ist schön zu hören. Wie ich schon gesagt habe, ich wäre glücklich, ein weiteres Jahr hier zu bleiben, denn ich denke, das ist ein Team der Zukunft. Aber man muss auch auf andere Teams schauen, vielleicht gibt es dort eine Möglichkeit in einem sehr großen Team. Natürlich versuche ich immer, die Situation für mich zu verbessern. Aber es ist noch zu früh, es ist noch nichts entschieden. Aber ich denke, dass ich mich in einer guten Position befinde."