• 23.03.2009 09:44

  • von Britta Weddige

Surtees: "Vettel ist der Allerbeste"

John Surtees blickt auf die kommende Saison voraus: Begeisterung für Vettel, Kritik an Ecclestone und Mosley und dem Größenwahn der modernen Formel 1

(Motorsport-Total.com) - Am kommenden Sonntag startet die Formel-1-Saison 2009. Motorsport-Legende John Surtees hat bereits seinen Lieblingsfahrer ausgesucht. In einem Interview mit '422race.com' sagte der Brite: "Der allerbeste Fahrer, den wir heutzutage haben, ist Sebastian Vettel: Er ist das beste Beispiel für einen richtigen Racer!" Seinen Landsmann Jenson Button betrachtet Surtees jedoch als überschätzt.

Titel-Bild zur News: John Surtees

John Surtees hält sich mit Kritik an einigen Teilen der Formel 1 nicht zurück

"Um ehrlich zu sein, hätte ich ihm keinen Vertrag gegeben", sagte er über Brawn-Pilot Button. Ich hätte ihn ersetzt, denn wenn man nicht 100 Prozent gibt, selbst wenn das Auto nicht gut ist, muss man rausgeworfen werden! Du kannst nicht nur dann gut sein, wenn du ein gutes Auto hast, sondern du musst es auch dann sein, wenn das nicht der Fall ist." Surtees, dessen Sohn Henry inzwischen auch Rennfahrer ist, fordert zudem ein Umdenken in der Formel 1, um junge, gute Piloten heranzuziehen: "Statt dauernd die Regeln für die Teams zu ändern, sollten sie die jungen Fahrer besser fördern."#w1#

"Wenn die Formel 1 einen guten Fahrer sieht, holt sie ihn. Aber es wird nicht genügend Geld ausgegeben, um gute Fahrer zu schaffen", kritisierte Surtees. "Manchmal gibt es Ausnahmen, wie McLaren im Fall von Lewis Hamilton. Aber das war auch eine politische Entscheidung, weil es ein guter Marketingzug war. Sie wussten nicht, dass er so schnell sein würde! Man muss die talentierten Fahrer aus den unteren Klassen fördern."

"Ich denke nicht, dass alles richtig ist, was Mosley und Ecclestone sagen." John Surtees

Grundsätzlich ist Surtees nicht mit allem einverstanden, was die Formel-1-Führung mit Bernie Ecclestone und FIA-Präsident Max Mosley auf den Weg bringt. "Ich denke nicht, dass alles richtig ist, was Mosley und Ecclestone sagen", erklärte der Brite. "Die Formel 1 darf nicht stehenbleiben. Wenn man Ziele wie Technologiefortschritte und Innovation hat, dann kann man keine Kettcars bauen und jeden Fahrer ins selbe Auto setzen. Das wäre unmöglich."

Früher ging es auch viel günstiger

Surtees begrüßt einige Entscheidungen, mit denen Kosten gespart werden sollen. Doch seiner Meinung nach gibt es noch genügend Bereiche, in denen Geld verschwendet wird. "Selbst wenn ich nicht mehr dabei bin, kenne ich mich darin aus, denn schon zu meiner Zeit wurde Geld verschwendet", sagte der frühere Weltmeister. "Das Schwierigste ist zu lernen, das Geld besser zu würdigen. Als ich in Mexiko den Titel gewonnen habe, bestand das gesamte Ferrari-Team aus 15 Leuten, die an zwei Autos und all dem anderen gearbeitet haben. Wenn man das mit einem modernen Team vergleicht, das 600 bis 700 Leute braucht, um zwei Autos auf die Strecke zu bringen, dann beginnt man nachzudenken."

"Honda sollte sich schämen dafür, wie es gelaufen ist." John Surtees

Honda hat sich entschieden, sich das Geld dafür zu sparen und auszusteigen. Surtees war als Berater für die Japaner tätig, hält sich jedoch auch in diesem Fall mit Kritik nicht zurück. "Ihr Management und ihr Programm waren eine Schande! So wie sie die Dinge in den vergangenen Jahren gemacht haben, sollten sie nie wieder an der Formel 1 teilnehmen. Honda sollte sich schämen dafür, wie es gelaufen ist", so Surtees.

"In den 1960er-Jahren hatten wir nicht genug Geld, um die Motoren zurück nach Tokio zu schicken, deshalb hatten wir für die Rennen keine Motoren", erinnerte sich Surtees. "Und als ich dachte, dass wir einen Weg gefunden haben, wie wir konstant siegen können, mit dem 1969er-Auto, haben Mr. Honda und die Banken ihre Zustimmung nicht gegeben und das Projekt gestoppt. Aber bei Honda waren Racer: Als ich dort waren, haben sie zwar Fehler gemacht, aber sie haben sich verbessern und Siegermotoren gebaut. Dieses Mal können sie nicht mehr so handeln wie früher. Und Japan ist keine Entschuldigung für die schlechte Organisation."

Was den Motorsport im Allgemeinen angeht, gibt es nach Surtees' Meinung inzwischen "viel zu viele" Serien: "Schauen wir uns den Kartsport an: In England gibt es zu viele verschiedene Kategorien, damit wird das Geld auch viel zu sehr verstreut. Die FIA sollte Richtlinien vorgeben, wie das alles kontrolliert werden kann. Denn je mehr 'kommerzielle Welten' es gibt, umso höher werden die Kosten. Mit solchen Kontrollen, die leider nötig sind, könnten wir die Kosten reduzieren."