• 01.05.2006 12:58

  • von Inga Stracke

Stracke an der Strecke: Geschichten aus Italien

'F1Total.com'-Boxengassenreporterin Inga Stracke berichtet von ihren Erlebnissen rund um den Grand Prix von San Marino in Imola

(Motorsport-Total.com) - Hallo, liebe Formel-1-Freunde, buon giorno! Pizza, Pasta, Vino - und ein "Schumi"-Sieg für die Tifosi. Sie waren nach dem Triumph kaum zu bremsen und skandierten: "Jetzt greift Ferrari wieder in die WM ein!" Wir werden sehen, ob sie Recht behalten. Eines ist aber klar: "Schumis" Sieg in Imola hat dem Kartenvorverkauf am Nürburgring bestimmt gut getan!

Titel-Bild zur News: Tosa-Kurve in Imola

Die Atmosphäre in Imola ist dank der Ferrari-Fans immer etwas Besonderes

Doch zurück nach Imola: Jahr für Jahr steht der das Rennen im Grand-Prix-Kalender auf dem Prüfstand, unter anderem wegen der veralteten Boxen. Nun, da mit Super Aguri ein elftes Team hinzugekommen und der Platz noch weniger geworden ist, mehren sich monierende Stimmen, denn jetzt haben sie alle noch weniger Platz.#w1#

Zustände im Pressezentrum sind erbärmlich

Auch wir Journalisten können uns den Beschwerden anschließen: Im Pressezentrum, in dem wir täglich bis zu zwölf Stunden vor unseren Computern sitzen, fallen die wackeligen Klappstühle nun wahrlich nicht in die Kategorie komfortabel oder gar rückenfreundlich. Zudem ist fraglich, ob sie nächstes Jahr noch halten - wenn nicht, wäre das prima, denn dann gäbe es vielleicht Stühle, die nicht so niedrig im Vergleich zu den Tischen sind, so dass ich mir aus dem Hotel immer ein Kissen ausborgen musste, um einigermaßen schreiben zu können.

Wahrscheinlich hat sich Angelo - der nette Wirt in meinem Stammhotel in Riolo Therme - gefragt, ob die Formel 1 mittlerweile so gähnend langweilig geworden ist, dass ich das Kissen zum Schlafen mitnehme. Nein, Angelo, ist sie nicht - das kann ich versichern!

So wollte ich zur Rennhälfte eigentlich runter ins Fahrerlager gehen, um die Stimmen der ausgeschiedenen Piloten einzuholen. Allerdings ging es zwischen Michael Schumacher und Fernando Alonso so eng her, dass ich bis zum Schluss gebannt sitzen blieb - und für ein paar Momente auch die knochenmürbende Sitzgelegenheit vergaß. "Schumi" jedenfalls meinte nach seinem Coup ganz cool: "Aus dem vergangenen Jahr wusste ich, ich darf nur keine Probleme haben und mir keinen Fehler erlauben, dann bleibe ich vorne". Zur Erinnerung: 2005 war das Duell umgekehrt - "Schumi" saß Alonso im Nacken, kam aber nicht vorbei.

Radfahrer in Imola

Diese Radfahrer hätten eigentlich für Speeding bestraft werden müssen... Zoom

Wie das übrigens so ist, wenn man hinter jemandem hängt, der weitaus langsamer ist, durfte ich auf der Fahrt zur Strecke am Samstagmorgen erleben: Offenbar hatten sich sämtliche einigermaßen sportliche Bewohner der Emilia Romagna aufgemacht, um den regionalen Radfahrertag auszurufen. Die Hälfte meines Schleichweges durch die wunderschönen Weinberge hing ich hinter radelnden Gruppen fest, die auch keinerlei Anstalten machten, ihre Zweierformationen aufzugeben, um mich vorbeizulassen. Nun ja, immerhin war mir der Blick auf stramme italienische Waden vergönnt. Beim Blick auf den Tacho fiel mir dann etwas anderes auf: Die Herren vor mir strampelten zu schnell! Ab der vorgezogenen Ortseinfahrt Imola war 50 km/h erlaubt, mein Tacho zeigte hinter den ehrgeizigen Pedaleuren aber 65 km/h an!

Imola stand ganz im Zeichen der neuen Motorhomes

Apropos Fahren: Kommen wir zum Fahrerlager! Wie jedes Jahr ist es schon spannend, dieses in Imola zum Europaauftakt zum ersten Mal zu betreten - mit der Frage im Hinterkopf: Wer hat diesmal wohl das neueste, größte, schönste Motorhome?

Motorhome des BMW Sauber F1 Teams

So sieht es im brandneuen Motorhome des BMW Sauber F1 Teams aus Zoom

Also, durchaus eigenwillig ist die architektonische Interpretation von MF1 Racing. Kurzum: Es ist grau in grau und wirkt ziemlich düster. Ein Teammitglied verriet mir, es komme aus Polen und sei leider nur mit polnischer und russischer Aufbau- und Bedienungsanleitung angeliefert worden. Da zudem etliche Schrauben fehlten, war der Aufbau entsprechend langwierig und frustrierend. Dazu kommt noch eine weitere "Glanzleistung" des Teams: Die neuen Renntrucks sind zwar klasse, doch die Boliden passen leider nicht rein, deswegen müssen diese mit einem Extra-Truck geliefert werden! Mit Verlaub, meine Herren von Midland, man fragt sich ja schon, wie das so mit den Sparmaßnahmen in der Formel 1 ist - vor allem bei den kleinen Teams...

Für Aufsehen sorgten auch die "Baumhäuser", die Red Bull Racing und die Scuderia Torro Rosso quer über ihren beiden Renntrucks aufgebaut hatten - hoch oben finden immer die Ingenieursmeetings statt. "Oberbulle" Dietrich Mateschitz kam übrigens höchstpersönlich nach Imola, um die neue "Energy Station II" zu begutachten - ein Riesengebäude, größer und schöner als das feste Gebäude, das in Imola Pressezentrum und Paddock-Club beherbergt! Stimmung und Essen wie immer sensationell - und das Wichtigste: Neben meiner täglichen Ration Red Bull bekomme ich hier auch morgens meinen Kombucha! Allerdings gibt es den auch im meiner Meinung nach schönsten Motorhome des gesamten Fahrerlagers, dem des BMW Sauber F1 Teams.

Das Motorhome von BMW bietet viel Komfort

Bei "Joschi" (er leitet schon seit Jahren das Motorhome von BMW) fühle ich mich einfach wohl. An dieser Stelle ein großes Kompliment an ihn und seine Truppe - das Essen ist immer wieder ein wahrer Genuss und die Mädels im Motorhome sind einfach richtig nett! Ach ja, und die neuen großen Flachbildschirme sind klasse - ich hätte ja zu gerne meinen Platz vom Mittagessen am Sonntag auch während des Rennens beibehalten, statt ins überfüllte, enge, stickige Pressezentrum mit zu niedrigen Stühlen und zu hohen Tischen zu müssen, in dem ich zudem auf einem der spärlichen Zeitmonitore Probleme hatte, alles zu sehen. Etwas Positives gab es aber auch dort - zum Unwillen der Raucher: Der gesamte Raum war diesmal zur Nichtraucherzone erklärt. Dafür sah der Aschenbecher vor dem Eingang schon am Nachmittag alarmierend voll aus!

Aschenbecher vor dem Pressezentrum in Imola

Harte Zeiten für Raucher: In Imola durfte im Pressezentrum nicht gequalmt werden Zoom

Der Samstagabend war schön und gesellig - nicht dass Ihr denkt, wir sitzen alle ausschließlich im Pressezentrum. Zuerst hatte McLaren-Mercedes zum gemütlichen Umtrunk mit leckeren Snacks geladen, dann wurde für uns deutsche Journalisten im Bridgestone-Motorhome aufgekocht. Man würde ja vermuten, bei den Japanern sei Sushi kredenzt worden, aber nein, fehlgeschlagen: Das Küchenteam kommt aus Österreich und das Essen war hervorragend, aber alles andere als japanisch. Als uns dann der Pressesprecher beim abschließenden Kaffee weismachen wollte, Bridgestone hätte extra Eichhörnchenmilch eingeflogen, war das Gelächter groß, nachdem auf den Sahnedöschen Eichhörnchen abgebildet gewesen waren. Doch die "Squirrel-Milk" war Thema des restlichen Abends und sorgte immer wieder für ausgelassene Heiterkeit - wie leicht sind wir Formel-1-Journalisten doch zufrieden zu stellen...

Mein Sushi bekam ich übrigens trotzdem, am Samstagmittag bei Honda. Sashimi, und Miso-Suppe, dazu eisgekühlter grüner Tee aus der Dose - und am Sonntagabend nach dem Rennen dann endlich meine Pasta bei da Mario in Riolo - so lässt es sich leben!

Sich freue mich jetzt auf den Nürburgring. Dort ist für die Fans ja einiges geboten, ich bin vor allem gespannt auf den neuen 'BMW Pit Lane Park'. Mario Theissen hat mir verraten: dort gibt es die BMW Sauber F1 Boliden und die Piloten "zum Anfassen". Er selbst wird übrigens auch vorbeischauen!

Eure Inga Stracke von der Strecke