• 06.06.2006 16:05

  • von Inga Stracke

Stracke an der Strecke: Erlebnisbericht aus Monaco

'F1Total.com'-Reporterin Inga Stracke fängt mit ihrem Erlebnisbericht aus Monaco die unvergleichliche Atmosphäre der Formel 1 im Fürstentum ein

(Motorsport-Total.com) - Bonjour, liebe Formel-1-Fans! Oje, wo fange ich nur an? Eine Grand-Prix-Woche Monaco - und sie verging wie im Flug, so viel war los. Nachdem es fast schon zur Tradition geworden ist, dass die Flugzeuge am Montagmorgen nach dem Grand Prix in Nizza entweder gar nicht oder meist mit Verspätung starten, fahre ich dann doch lieber mit dem Auto an die Cote d'Azur.

Titel-Bild zur News: Inga Stracke in Monaco

Inga Stracke berichtet für 'F1Total.com' von allen 18 Rennen der Saison 2006

Dank an BMW, die mir einen wunderschönen 530d Automatik als Testwagen gestellt haben. Sensationell finde ich ja den Fahrersitz: Startet man den Motor, pumpen sich rechts und links der Hüfte kleine Kissen zur Lendenwirbelunterstützung auf, die einen richtig gut, bequem und rückenfreundlich sitzen lassen! Die Scheibenwischer wischen automatisch von selbst - der Regenmenge angepasst - und das Fernlicht geht ebenfalls von selbst an und aus, gesteuert von Sensoren, die die Lichter des Gegenverkehrs erfassen.#w1#

169 Liter Diesel für 1.700 Kilometer

Das Allerbeste aber neben dem sicheren und tollen Fahrgefühl: der Verbrauch! Von München an den Bodensee ging es leider im Stau und meist Schritttempo. Schell mal in Österreich aufgetankt, (geringfügig) und dann bis Monaco in einem durch - ohne einen einzigen Tankstopp. Den habe ich erst Montagmorgen eingelegt, denn die Tankfüllung reichte auch noch für die diversen Fahrten von und nach Monaco und am trainingsfreien Freitag zum Einkaufstrip nach Ventimiglia! Das Gleiche für die Rückfahrt, insgesamt 169 Liter für 1.700 Kilometer - und wir sind sicher nicht langsam gefahren!

Fans in Monaco

So nahe wie in Monaco kommt man sonst nirgendwo an die Formel 1 heran Zoom

Dazu waren wir ja auch noch zu dritt! Die drei "Is" sozusagen. Meine Freundin Ines, ich und... Iris. Iris? Ja, die nette Stimme aus dem BMW Navigationsgerät. Die Dame heißt tatsächlich so. Iris Mayer. Sie wohnt in München, arbeitet beim Bayerischen Radio, Abteilung Hörfunk, und ist seit zehn Jahren die deutsche Stimme in jedem BMW. Geduldig hat sie uns durch die Alpen, über die Poebene, am Mittelmeer entlang nach Cap d'Ail gelotst, wo wir für eine Woche unser Domizil aufschlugen. Ohne Iris. Die musste im Auto bleiben. Kleine Strafe dafür, dass sie uns den großen zweistündigen Stau der Hinfahrt am Autobahnende der A96 nicht gemeldet hatte!

Und den Schnee! Jawohl, Schnee. Als wir durch die Schweiz fuhren, wurde es immer kälter, dann wurde der Regen immer schwerer und auf einmal schneite es richtig heftig. Alles um uns war weiß - und das Ende Mai! Gott sei Dank wurde es nach dem San-Bernardino-Tunnel immer wärmer. Die ganze Woche in Monaco: sonnig und warm, im Gegensatz zum Wetter daheim.

Leider hatten wird durch die diversen Staus (in Italien war dann auch mal die ganze Autobahn gesperrt) das Fußballspiel der Mannschaft von Fürst Albert gegen "Schumi" und die Piloten im 'Stade Louis II.' verpasst. Doch auch ohne unsere Unterstützung haben sich die Motorsportler gut geschlagen: 6:4 spielten sie im traditionellen Benefizspiel gegen die Prominentenauswahl unter den Augen Alberts II.

Am Donnerstag hatte ich einen Interviewtermin mit Franck Montagny. Wer das ist? Der einzige derzeit aktive französische Formel-1-Pilot, der erfrischenderweise im Gegensatz zu seinen landsmännischen Vorgängern ausgezeichnet Englisch spricht, die vergangenen Jahre Testpilot von Renault war, durch den Entzug der Superlizenz von Yuji Ide plötzlich und unerwartet am Nürburgring zum Formel-1-Renneinsatz kam und irgendwie ein cooler Hund ist. "Wir sind alles normale Menschen, wir fahren nur etwas schneller Autos", charakterisiert er sich und seine Formel-1-Kollegen.

Unterhaltsames Interview mit Montagny

Der Mann, der mit Abstand der bestgekleidetste im Fahrerlager ist (natürlich wenn er keinen Rennanzug oder Teamhemd anhat), hat übrigens einen eigenen Friseursalon. In Barcelona. Dort ist jeden Dienstagabend bis in die Nacht hinein geöffnet - mit Haarschneideparty, DJs und Kunstausstellung. Seine Website ist zwar nicht sehr ausführlich, aber witzig: fmontagny.com

Panorama auf Monacos Küste

Wunderschöne Aussicht vom Hügel über der Stadt auf die Küste und das Meer Zoom

Am Mittwochabend sorgte unser toller BMW dafür, dass ich mich richtig blamierte. Mann, war das peinlich! Aber woher soll man auch die Wunder der modernen Technik kennen, wenn man nicht die gesamte Bedienungsanleitung des Autos gelesen hat? Und - mal Hand aufs Herz, wer macht das? Wir wollten nach dem traditionellen Dinner im 'Stars 'N' Bars' noch kurz ein paar Freunde im 'Café Grand Prix' in der Rascasse treffen - ja, genau dort, wo "Schumi" den Ferrari am Samstag "parkte"; vielleicht wollte er ja auch ins Café...? - und ich hatte einen Parkplatz direkt an der Leitplanke neben dem Eingang ergattert. Als ich gewohnheitsmäßig nach dem Abschließen noch mal an der Fahrertür prüfte, ging die Tür wieder auf. Okay, dachte ich, nicht richtig auf die Fernbedienung gedrückt. Noch mal abschließen, und noch mal prüfen. Hm, die Tür ging wieder auf - und ich war mir sicher, abgeschlossen zu haben.

Eine Kollege kam vorbei und konnte des Rätsels Lösung auch nicht finden. Immer wieder, 20 Minuten lang. Türe auf, Türe zu, Auto anlassen, ausmachen, abschließen, Und wieder ging es auf. Am Schluss gab ich auf! Laut lachen mussten wir dann aber schon, als ich am nächsten Morgen die Bedienungsanleitung las, bevor ich den BMW Service anrufen wollte: Der Wagen erkennt den Schlüssel aus einer Entfernung und öffnet dem Schlüsselträger die Türen, sobald er sich nähert. Ohne Knopfdruck. Sensationell. Man muss es nur wissen!

Das haben wir dann natürlich auch gleich ausprobiert, als wir am Freitagabend das Auto samt Iris wieder an der Rascasse parkten, um zu Red Bulls "Chilled Thursday" auf der im Hafen schwimmenden "MS Energy Station II" zu gehen. Wie immer cool, vor allem die Einladung: eine Schwimmbrille! Sozusagen als Aufforderung, doch mal in den Pool zu hüpfen, der samt Motorhome im Hafen schwamm. Ein schwimmender Pool, das hatte ich bislang auch noch nie gesehen. Christian Danner witzelte: "Bald hat Red Bull auch einen fliegenden Pool!" Naja, der Drink verleiht ja auch Flügel! Das hat er sicher auch einigen männlichen Kollegen, als eine Gruppe Ladies ankam, die selbst die wie immer reizend aussehenden 'Red Bull Formula Unas' brav aussehen ließen.

Kleinkrieg zwischen 'Lucky Strike' und 'Marlboro'

Kim und ihre Freundinnen aus Liverpool zogen dann aber bald weiter, wurden kurz darauf bei der Party auf dem 'Lucky-Strike'-Boot gesichtet, das übrigens für einen kleinen Hafenskandal sorgte: Mit einem Lichtbeamer hatten die Engländer ihr Logo - aus Versehen? - auf eine andere Jacht gestrahlt, die wiederum Gäste und die Party des Konkurrenten 'Marlboro' beherbergte! Es kam sogar zur Klageandrohung, die aber schnell abgewendet wurde. Angeblich, weil ein Honda-Teammitglied Bilder von genau jener Party hatte, auf denen Ferrari-Teammitglieder in Uniform (mit 'Marlboro'-Schriftzug) auf dem Konkurrenzboot heftigst mit Gattinnen der Gastgeber flirteten. Oh, oh, die Formel 1 - welch ein Sündenpfuhl...

Kim und ihre Freundinnen aus Liverpool

Schärfer als die Formel 1 erlaubt: Kim und ihre Freundinnen aus Liverpool... Zoom

Ganz gesittet ging es am Freitagabend weiter, als wir zunächst einer Einladung Flavio Briatores auf eine der unzähligen wunderschönen Jachten folgten. Renault stellte eine Kunstkollektion der etwas anderen Art vor: Lampen, Tische und Dekorationskunst aus gebrauchten Renault-Formel-1-Autoteilen. Dazu der Monaco-Jacht-obligatorische Champagner und Krabbenhäppchen. Lange konnten wir nicht bleiben, das Abendprogramm (alles Arbeit, ehrlich) sah noch eine Modenschau zu wohltätigen Zwecken in der exklusiven 'Amber Lounge' Sonia Irvines vor. Topmodel Eva Herzigova und ihre Kolleginnen hatten sie zu Gunsten einer Stiftung für tschechische Kinder organisiert. Auf dem Laufsteg unter anderem Luna Fisichella, Erja Häkkinen, Julia Wurz, Cora Schumacher und Scott Speeds Freundin Valentina.

Die Versteigerung brachte unter anderem 18.000 Euro für ein Abendessen mit einigen Models ein (ohne Cora). Zu Gast unter anderem: Boris Becker. Einer der Sponsoren des Events: Keksfabrikant Lambertz. Sicher äußerst leckere Kekse, aber irgendjemand sollte ihm mal sagen, dass es schade war, wie sie dort präsentiert wurden: Lieblos aufgeschüttet auf einem Tisch in der Ecke fielen etliche gleich mal auf den Boden - und der für den Nachschub Verantwortliche kam zwischendurch mit einer großen Plastiktüte und schüttete gelangweilt eine Ladung Keksemix auf den Tisch, mischte sie mal kurz mit den Händen durch und ging wieder. Dafür war der Champagner, zu dem wir später von Bekannten im Restaurant der 'Amber Lounge' eingeladen wurden umso feiner! 'Krug'-Champagner. Das Feinste was ich je probiert habe! Und so schön zum Monaco-Klischee passend: Champagner schlürfend den Abend genießen...

Doch die Arbeit rief schon wieder, Samstag war ja schließlich Quali-Tag. Ich hatte alles gut vorbereitet, um abends pünktlich um 19:30 Uhr fertig zu sein, denn es war ja der große Abend. Die "Formel 1 Girls Night out" in der 'Amber Lounge'! Auf großzügige Einladung von Sonia Irvine trafen sich alle in der Formel 1 hart arbeitende Frauen zur Wahl des Formula Uno, des Mister Formel 1. Der Abendplanung machte aber ein anderer Mister Formel 1 einen Strich durch die Rechnung - oder gleich mehrere: Die Rennkommissäre, die über sieben Stunden brauchten, um ein Urteil über Michael Schumachers "Parken" in der letzten Qualirunde zu fällen.

Ralf Bauer tröstete über "Parkaffäre" hinweg

Um Mitternacht kam ich endlich aus dem Pressezentrum raus, düste zur 'Amber Lounge' und traf wenigstens noch auf ein paar der Girls. Und einen besonderen Gast, der definitiv außer Konkurrenz zu den Formula Unos anwesend war: Als begeisterte Windsurferin hatte ich vor Jahren natürlich die Serie "Gegen den Wind" angeschaut. Ralf Bauer hätte an jenem Abend jede Formula-Uno-Wahl gewonnen! Der Mann sieht nicht nur klasse aus, man kann sich auch richtig gut mit ihm unterhalten! Über Surfen auf Fidschi, Fischrezepte und mehr. Da verlieren so ein Qualiskandal und acht Stunden zusätzliche Arbeit im öden Monaco-Pressezentrum gleich ganz schnell an Bedeutung! Hang loose!

Das Rennen schaute er übrigens da, wo es sicher mit am meisten Spaß machte: in Red Bulls "MS Energy Station II". Ja, das Rennen: Schade, schade, schade für die Pechvögel - allen voran Mark Webber, Nico Rosberg und Kimi Räikkönen. Wie viel Pech kann ein Mensch haben?

Sonnenuntergang in Monaco

Die Sonnenuntergänge am Hafen in Monaco sind oft atemberaubend schön Zoom

Naja, ich drücke ihm mal die Daumen für das nächste Rennen in Silverstone. Vielleicht hat er da mehr Glück! Apropos Glück, ich hatte übrigens am Sonntagabend noch das Glück, Penelope Cruz und Bono zu sehen. Sie waren im wie immer völlig überfüllten 'Sass' Café', Bono hatte auch einen Tisch im 'Karément', wo große 'Johnnie-Walker'-Party war.

Müde, aber wenigstens ohne Schnee fuhren wir - geleitetet von Iris - am Montag nach kurzem Zwischenstopp in Ventimiglia (italienische Pastasaucen einkaufen) wieder zurück. Zu schade nur, dass dies auch bedeutete, den schönen 530d Automatik wieder in seine Heimatgarage nach München bringen zu müssen. Nachdem ich mich so an automatische Sitzanpassung, Fernlichteinstellung, Scheibenwischeraktivierung und Türöffnung gewöhnt und auch fleißig weiter die Wunder der Bedienungsanleitung studiert hatte. Ganz klasse auch: Auf dem Beifahrersitz schlief es sich nach all den langen Monaco-Nächten richtig gut. Selbst als Ines den Topspeed mit 220 mal antestete, flogen wir super ruhig über die leere Autobahn!

Als ich ihn dann - unwillig - wieder abgegeben hatte, gab es gleich die nächste Peinlichkeit: Die sportlich-bequeme Automatik gewöhnt, ließ ich meinen alten Volvo ein wenig hüpfen, als ich ihn das erste Mal anließ und vergaß, die Kupplung zu treten. Blond halt!

So, jetzt heißt es einstimmen auf Fish und Chips in Silverstone!

Au revoir, eure Inga Stracke von der Strecke!