Stoddart steht gleich doppelt mit leeren Händen da
Im Streit um die Prost-Gelder hat Minardi-Teamchef Stoddart nur geringe Chancen, sich ausschließlich selbst bedienen zu können
(Motorsport-Total.com) - Am Donnerstag treffen sich die elf Teamchefs in London zu einer Sitzung, in der über die Zukunft der Formel 1 debattiert werden wird. Dabei geht es in erster Linie um Möglichkeiten, den Sport für alle Beteiligten billiger zu gestalten. Ein Teamchef, nämlich Paul Stoddart, wird dann wohl wieder jenes Thema ansprechen, das schon in Montreal eifrig debattiert wurde: Die Vergabe jener Einnahmen aus dem Verkauf der Fernsehrechte, die dem insolvent gewordenen Team von Alain Prost diese Saison zugestanden hätten.

© Minardi
Paul Stoddart braucht angeblich die vollen Prost-Millionen
Es geht um geschätzte 15 bis 18 Millionen Euro, die der Minardi-Teamchef in das diesjährige Budget mit eingeplant hatte. Wie der Australier dachte ist klar: Minardi war im letzten Jahr das Schlusslicht der Formel 1, nachdem Prost pleite gegangen ist, rückt man einen Platz nach vorne und aus diesem Grund stehen die Millionen Dollar dem Minardi-Team zu.
Einer, der gegen diese doch sehr fragwürdige Auslegung Stoddarts besonders etwas dagegen hat, ist nach einem Bericht der 'Montreal Gazette' Arrows-Teamchef Tom Walkinshaw. Der Schotte beendete nämlich die letzte Saison auf Platz 10, also zwischen Prost und Minardi. Mit einem Brief an die Konkurrenz versucht Minardi-Teamchef Paul Stoddart die anderen Teams davon zu überzeugen, ihm das Geld zuzugestehen.
Als Druckmittel nutze der Australier geschickt die Presse aus, in der er erläuterte, er müsse noch in dieser Saison zusperren, wenn er das Geld nicht erhält, da er wegen der wirtschaftlichen Probleme seiner eigenen Fluglinie 'European Aviation' nicht länger private Zuschüsse geben könne. Den Teams stellen sich bei solchen Schlagzeilen die Haare zu Berge, denn sie könnten Investoren zurückschrecken lassen.
Bis die Einspruchsfrist für Charles Nickerson, der mit dem aufgekauften Prost-Team noch in dieser Saison einsteigen wollte, in einigen Wochen abgelaufen ist, bleibt das Prost-Geld sowieso eingefroren, bis dahin können sich die elf Teams streiten, wem das Geld nun zugesteht. Das Arrows-Team, selbst in finanziellen Schwierigkeiten, wäre wohl nach der Stoddart'schen Theorie schon eher rechtmäßiger Besitzer des Geldes, sind doch die Pfeile nun auf dem Papier das Schlusslicht der letzten Saison. Doch die Theorie klingt für Arrows zwar gut, ist aber schlichtweg nicht haltbar. Alleine schon deswegen plädiert Teamchef Tom Walkinshaw für eine faire Aufteilung des Geldes unter allen Teams.
Bis auf Walkinshaw sollen aber alle Teams zugestimmt haben, dass man dem chronisch unterfinanzierten Minardi-Team das Geld zugesteht, verfügt Arrows doch trotz aller Probleme immer noch über mehr Geld als das kleinste Team der Formel 1 ? so jedenfalls hört man es aus dem Minardi-Lager. Fragt man die anderen Teams, so ist zu hören, dass man sich bisher nicht in den Streit eingemischt hat. Die Zurückhaltung legte nun McLaren-Teamchef Ron Dennis gegenüber der 'Montreal Gazette' ab: "Minardi hat kein Recht auf das Geld, auch wenn sie das behaupten."
Die Argumentation von Stoddart hält der Brite für unhaltbar: "Sie argumentieren, dass durch die Nichtteilnahme von Prost sie vom elften auf den zehnten Platz nach vorne kommen und es den neunten Platz einfach nicht mehr gibt. Das ist so, wie wenn nach einem Leichtathletik-Wettbewerb der Bronze-Medaillengewinner verstirbt. Dann rückt zwar jeder nach vorne aber dennoch ist der Medaillengewinner immer noch der Besitzer der Medaille."

