Stewart: "Webbers Vorteil ist das Alter"

Formel-1-Legende Jackie Stewart verrät, an welchen Rennfahrer ihn Mark Webber erinnert und warum der Red-Bull-Mann im besten Rennfahreralter ist

(Motorsport-Total.com) - Vor der Saison 2010 sprachen viele Experten von einer Weltmeisterschaft mit fünf Topfavoriten: Jenson Button, Lewis Hamilton, Michael Schumacher, Sebastian Vettel, Fernando Alonso und eventuell noch Felipe Massa waren die heißesten Tipps. Der aktuelle WM-Leader war nicht dabei. Mark Webber galt vor der Saison bereits als Auslaufmodell , das gnadenhalber noch eine letzte Saison vor der Frührente anhängen darf, ehe Kimi Räikkönen sein Cockpit übernehmen würde.

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Formel-1-Legende Jackie Stewart traut Mark Webber den WM-Titel zu

Doch der "Aussie" straft seine Kritiker Lügen. Webbers Topform überrascht selbst Insider - auch F1-Legende Jackie Stewart, der gegenüber 'Reuters ' sagt: "Die meisten würden ihr Geld wohl auf Vettel setzen. Doch nach Marks Leistung ist es ziemlich ausgeglichen. Ich könnte mich nicht entscheiden, auf wen der beiden ich mein Geld setzen würde."#w1#

Stewart spürt: Jetzt ist Webber reif

Was für den Australier spricht, ist für den dreifachen Weltmeister klar: Die Erfahrung. "Er ist jetzt 33. Und ich bin der Meinung, dass man mit Anfang 30 die beste Zeit als Rennfahrer erlebt."Das sagt einer, der es wissen muss. Denn den ersten seiner drei WM-Titel sicherte sich der Schotte 1969 - im Alter von 30 Jahren. "Ich habe es damals gespürt, mit 30 wurde ich erwachsen", bestätigt Stewart. "Das zeigt sich bei der Vorbereitung, wie du dein Team dazu bringst, für dich zu arbeiten."

Mark Webber und Jackie Stewart haben noch etwas gemeinsam: Beide wurden in den Anfangsjahren ihrer Karriere unterschätzt. Der Schotte war Legastheniker, wurde zunächst nicht ernst genommen. Auch Webber hätten es nur wenige zugetraut, dass er um den WM-Titel kämpft. "Mark hatte eine lange Lehrzeit, in der er nicht als zukünftiger Weltmeister eingestuft wurde", weiß auch Stewart. "Er arbeitete eher wie ein Wandergeselle."

Stewart vergleicht Webber mit Hulme

Doch für Stewart ist klar, dass Webber inzwischen nicht nur ein Siegfahrer ist - er traut dem 33-jährigen "Aussie" sogar den WM-Titel zu: "Das Auto ist offensichtlich sehr gut, doch er hat auch die Reife, damit sehr überzeugend umzugehen. Er hat gute Chancen, heuer die Weltmeisterschaft zu gewinnen. Die zwei Siege in Barcelona und Monaco waren unglaublich dominant."

"Ich denke, dass Mark Webber mehr Rennen gewinnen wird als Denny Hulme." Jackie Stewart

Und erinnerten manche sogar ein Jackie Stewart: Der Schotte hatte den Ruf, immer gerade so schnell zu fahren, damit er den Sieg nicht aufs Spiel setzt. In Australien wird Webber freilich mit Legende Jack Brabham verglichen. Er war vor dem Red-Bull-Piloten der einzige Pilot aus "Down Under", der im Fürstentum triumphierte. Zudem ist Brabham neben Alan Jones der einzige Weltmeister aus Australien. Doch Stewart sieht kaum Ähnlichkeiten zwischen dem verwegenen Brabham und seinem Nachfolger: "Webber ist ein sehr taktischer Fahrer. Vielleicht eher einer wie Denny Hulme."

Hulme war Neuseeländer - er feierte immerhin acht Grand-Prix-Siege. Doch Stewart scheint "Webbo", der derzeit bei vier Siegen hält, mehr zuzutrauen: "Denny Hulme hat nicht so oft gewonnen. Ich denke, dass Mark jetzt einen Lauf hat und noch einige Rennen gewinnen kann. Wir haben von ihm noch nicht alles gesehen."