• 07.01.2007 09:52

  • von Inga Stracke

Speed: "Denke, dass die Teams enger zusammenrücken"

Der US-amerikanische Toro-Rosso-Pilot über die Formel 1 in den USA, Fahrerfreundschaften und die Kräfteverteilung für die Saison 2007

(Motorsport-Total.com) - Scott Speed ist so etwas wie die US-amerikanische Speerspitze in der Formel 1. Doch der Toro-Rosso-Pilot, der noch auf eine Bestätigung für 2007 wartet, ist kein Produkt der Nachwuchsserien in den USA, vielmehr wurde er durch Red Bull aufgebaut. Kurzfristig sieht er so auch keinen weiteren Landsmann in der Formel 1. Abgesehen davon äußerte er sich im Interview mit 'F1Total.com' optimistisch für sein zweites Formel-1-Jahr und erwartet einen noch härteren Kampf zwischen den Teams.

Titel-Bild zur News: Scott Speed

Scott Speed genießt es, die Farben der USA in der Formel 1 zu vertreten

Frage: "Was hältst du von dem Hype, der um Lewis Hamilton gemacht wird?"
Scott Speed: "Ich glaube, es ist normal, aber das wird es schwerer für ihn machen. Er hat so viel Druck auf seinen Schultern, aber letztendlich ist es doch das, was die Formel 1 ausmacht, dass es etwas gibt, über das ihr schreiben könnt, News eben."#w1#

USA weiterhin ein Formel-1-Entwicklungsland

Frage: "Wie siehst du die Chancen für weitere US-amerikanische Piloten auf dem Weg in die Formel 1? Gibt es da welche in naher Zukunft? Wäre dein Bruder da auch mal ein Kandidat?"
Speed: "Nein, nein, Alex muss zur Schule gehen, und wenn, dann hilft er mir erstmal. Aber ich glaube, zu diesem Zeitpunkt gibt es keinen Amerikaner, denn keiner fährt hier drüben in Europa Rennen. Das ist aber genau das, was man tun muss. Man kann nicht einfach in die Formel 1 kommen. Ich glaube auch Marco (Andretti) ist dies klar geworden, als er nach Jerez kam. Du kannst nicht erwarten, hier einfach aufzutauchen und konkurrenzfähig zu sein."

"Du kannst nicht erwarten, hier einfach aufzutauchen und konkurrenzfähig zu sein." Scott Speed

Frage: "Wie beurteilst du seinen Test?"
Speed: "Ich denke nicht anders als alle anderen, ich habe seine Zeiten und die seines Teamkollege gesehen und wie weit er von dessen Zeiten entfernt war."

Frage: "Es gab ja auch die Nachwuchsförderung von Red Bull in den USA - kennst du da einige der Youngster?"
Speed: "Ich glaube, dieses Programm gibt es seit etwa zwei Jahren nicht mehr. Ich kenne jeden, der aus Amerika kommt, mehr oder weniger alle der Kids, das sind meine Kollegen. Vor allem, wenn sie mit Red Bull und dem Driver Search involviert waren. Es ist sehr schwer für jeden, die richtige Gelegenheit im richtigen Moment zu haben. Ich hatte Glück, ein gutes Jahr in der GP2 zu haben, um dort genügend beweisen zu können, um meinen Fuß erfolgreich in die Formel 1 zu kriegen. Aber das ist definitiv sehr schwer!"

Kaum Kontakt zu anderen Fahrern

Frage: "Wie schätzt du das Formel-1-Interesse in den USA ein?"
Speed: "Es wächst definitiv und ich bin sicher, wenn wir mehr Erfolg haben, wird es in den nächsten Jahren noch mehr wachsen, ganz sicher. Und das freut mich sehr, es ist aufregend!"

Frage: "Bekommst du viel Feedback? Gibt es Mediananfragen und Einladungen zu Talkshows? Immerhin bist du der Repräsentant, sozusagen der Botschafter der Formel 1 in den deiner Heimat USA."
Speed: "Ja, auf jeden Fall, es ist großartig. Für alle von uns, meinen Manager Glen (Hinshaw) und alle von uns ist das neu und aufregend. Es ist schwer und hart. Ich fühle keinen Druck aufgrund meiner Nationalität, aber um ehrlich zu sein, macht es das auch nicht leichter. Es ist eine große, gute Herausforderung und das bringt uns nur dazu, noch härter am Erfolg zu arbeiten!"

Frage: "Hast du in der Formel 1 Freunde gefunden? Wie ist das Verhältnis zu den anderen Piloten?"
Speed: "Für mich persönlich? Nicht wirklich, jeder ist immer so beschäftigt, da ist eigentlich keine Zeit, um gemeinsam abzuhängen. Natürlich habe ich ein großartiges Verhältnis mit Tonio (Vitantonio Liuzzi; Anm. d. Red.), er ist aber auch der Einzige, mit dem ich regelmäßig rede."

Vitantonio Liuzzi Scott Speed

Scott Speed (links) bezeichnet das Verhältnis zu Liuzzi als großartig Zoom

Frage: "Wenn du auf die Saison 2006 zurückblickst - wie ist dein persönliches Resümee?"
Speed: "Für mich war es eine großartige Saison, es war mein erstes Jahr und ich habe es ohne große Fehler bewältigt, war recht konstant in meinen Leistungen und habe im Vergleich zu meinem Teamkollegen gut ausgesehen. Das war genau das, was ich tun wollte und sollte. Dieses Jahr kann ich sicherlich viel von den Erfahrungen profitieren, die ich im vergangenen Jahr gesammelt habe, und mich hoffentlich so verbessern, dass ich selbst auf dem Level des Materials fahren kann."

Frage: "Wie siehst du die Formel 1 ohne Michael Schumacher? Was wird fehlen?"
Speed: "Natürlich wird die Messlatte fehlen. Michael Schumacher war über so viele Jahre die Messlatte. Jetzt, wo er weg ist, wird da sicher zunächst eine Lücke entstehen. Aber eines Tages wird jemand anderes aufsteigen und ihn ersetzen und neue Messlatten setzen, und dann wird sein Fehlen keine so große Bedeutung mehr haben."

Speed erwartet eine spannende Saison

Frage: "Viele sagen, dass gerade weil Michael Schumacher nicht mehr dabei ist, 2007 ein ganz besonders spannendes Jahr wird, auch weil Weltmeister Fernando Alonso nicht mehr im Siegerauto Renault sitzt. Wie siehst du das?"
Speed: "Ich glaube nicht, dass die Tatsache, dass Michael weg ist, viel damit zu tun hat, schließlich hat er in den vergangenen zwei Jahren nicht gewonnen. Ich glaube vielmehr, dass es vor allem auf die Motoren und die Pakete der Teams zurückzuführen sein wird. Ich denke, die V8-Motoren werden dieses Jahr nicht mehr so starke Unterschiede hinsichtlich der Motorenperformance der unterschiedlichen Teams aufweisen. Deswegen denke ich, dass die Teams enger zusammenrücken werden und der Kampf damit enger und spannender werden wird. Vergangenes Jahr war es ja schon enger als in den Jahren zuvor."

Ralf Schumacher Scott Speed

Scott Speed möchte im Toro Rosso auch größere Gegner in Schach halten Zoom

Frage: "Das heißt, wir können uns auf eine spannende und interessante Saison freuen, mit mehreren unterschiedlichen Siegern?"
Speed: "Ja, auf jeden Fall! Klar werden wir erst mehr und Genaueres wissen, sobald die Tests beginnen, vielleicht kommt ja jemand mit einem unglaublichen Auto raus. Solche Dinge können passieren, das ist schwer vorauszusagen, wenn noch keines der neuen Autos auf der Strecke war."

Frage: "Was sind deine Wünsche und Ziele für 2007 und die Zukunft?"
Speed: "Als Team werden wir sicher mit einigen Teams konkurrieren, die im vergangenen Jahr weit vor uns waren. Ich erwarte, dass wir gegen Williams, Toyota und Red Bull fahren werden. Als Team müssen wir stark sein und versuchen sie zu schlagen. Als Fahrer hoffe ich, so viele Punkte wie möglich zu holen und am Ende des Jahres an einem Punkt zu sein, an dem ich mich in der Formel 1 etabliert und eine lange gute Zukunft in meinem Sport habe."