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  • 13.05.2014 15:09

  • von Dieter Rencken & Roman Wittemeier

Sotschi: Drei Gründe sprechen für das Rennen 2014

Die Verantwortlichen des Russland-Grand-Prix sehen keinerlei Probleme auf sich zukommen: Vertrag ist sicher, Logistik und Sicherheit im Griff, Wetter perfekt

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 soll am 12. Oktober erstmals einen Grand Prix in Russland austragen. Die Bauarbeiten an der Strecke in Sotschi sind weiter fortgeschritten, die Olympischen Spiele haben die 350.000-Einwohner-Stadt am Schwarzen Meer im Sommer als Austragungsort sportlicher Großereignisse in Szene gesetzt. Alles gut aus dem Weg zur Russland-Premiere der Königsklasse? Nein, meinen viele Beobachter, die einige Stolpersteine sehen.

Titel-Bild zur News: Sotschi, Haupttribüne

Die Haupttribüne der Rennstrecke in Sotschi soll im Oktober gut gefüllt sein Zoom

"Es gibt keine Änderungen am Rennkalender. Russland ist drin. Im Moment gibt es nichts, was eine Veränderung mit sich bringen könnte", stellte FIA-Präsident Jean Todt am Rande des Grand Prix von Spanien am vergangenen Wochenende noch einmal klar. Von den Verantwortlichen der Formel 1 wird es definitiv keine negativen Aussagen geben. Der Vertrag mit Sotschi ist dermaßen lukrativ (rund 50 Millionen Euro pro Jahr) - das will man sich nicht entgehen lassen.

Wenn einer vertragsbrüchig werden sollte, dann soll das bitteschön der örtliche Veranstalter sein. Mit dieser Haltung gehen FIA und FOM (Formula One Management) in die kommenden Monate bis zum Renntermin. Doch die russischen Macher hinter dem Formel-1-Projekt in Sotschi senden keinerlei Signale in diese Richtung. Weder Ukraine-Krise, noch Sicherheitsbedenken oder eventuell mangelnde Unterstützung durch den russischen Präsidenten Wladimir Putin sind als Hindernis zu sehen.

Streckenbau, Sicherheit, Verträge: Alles auf Grün

"Wenn man mich fragt, warum ich so fest davon überzeugt bin, dass das Rennen stattfinden wird, dann sage ich: Es gibt drei gute Gründe", erklärt Alexander Saurin. Der Vizegouverneur der Region Krasnodar, in der Sotschi liegt, präzisiert: "Erstens gibt es einen gültigen Vertrag über die Ausrichtung des Rennens. Unser Vertrag geht bis 2020. Zweitens sind wir bezüglich des Baus voll im Plan. 60 Tage vor dem Rennen wird die Anlage komplett fertig sein. Wir haben bereits 90 Prozent fertiggestellt. Drittens sind wir im organisatorischen Bereich auf einem guten Weg."

Man arbeite eng mit der Formel 1 und der FIA zusammen, um den operativen Ansprüchen der Szene gerecht zu werden. "Wir sehen da keinerlei Risiken, vielleicht nicht in der Lage zu sein, ein Formel-1-Rennen auszurichten", sagt Saurin selbstbewusst. Wer einen Megaevent wie Olympische Winterspiele auf die Beine stellt, der kann auch die Formel 1 glücklich machen - so der Ansatz der Russen. Politische Entwicklungen spielen keine Rolle. Selbst wenn USA oder EU ihre Sanktionen im Zuge der Ukraine-Krise verschärfen sollten.

Sotschi

Die Teams werden keine eigenen Hospitalities nach Sotschi bringen Zoom

"Wir arbeiten auf Grundlage eines Vertrages. Es gibt dort keine Klauseln zu höherer Gewalt, die in einem solchen Fall greifen würden. Wir werden alle Vorgaben erfüllen, sowohl auf operativer Ebene als auch bei Fertigstellung der Anlage und bei der Sicherheit", stellt der russische Politiker klar. Man könne unter allen Umständen für die Sicherheit des Formel-1-Zirkus und der Gäste der Veranstaltung bürgen. Es gelten für den Grand Prix die gleichen Sicherheitsmaßnahmen wie bei Olympia.

Was hat Sotschi mit der Ukraine zu tun?

"Sotschi ist weit weg von der Ukraine", winkt Saurin gelassen ab. Luftlinie ist Sotschi mal gerade 500 Kilometer von der Krim entfernt. "Es werden keine Schwierigkeiten beim Thema Sicherheit entstehen", sagt der Russe. Außerdem habe man seiner Ansicht nach die Krise in der Ukraine deeskalieren und sogar lösen können. "Das Sicherheitslevel, das wir bei den Olympischen Spielen hatten, würde ohnehin unter allen Umständen ausreichen."

Ein weiteres Hindernis lässt der Russe nicht gelten. Tatsache ist, dass Sotschi selbst aus den russischen Metropolen Moskau und St. Petersburg nur schwierig zu erreichen ist. Zwischen der Hauptstadt und dem Grand-Prix-Schauplatz pendeln nur wenige Flugzeuge, pro Tag ist die Zahl der Plätze in diesen Fliegern auf rund 2.000 begrenzt. Wie will man also die Teams der Königsklasse und die zu erwartenden Gäste aus Russland und der Welt überhaupt nach Sotschi bekommen?

"Sotschi wird ganz bequem erreichbar sein." Alexander Saurin

"Die Logistik ist vom IOC ausdrücklich gelobt worden. Wir werden das System beibehalten. Sotschi wird ganz bequem erreichbar sein", verspricht Saurin. Ab Oktober soll der Flughafen von Sotschi außerdem mehr Freiheiten für Anflüge aus dem Ausland bieten. "Man wird viel leichter Slots für Landungen bekommen können." So sollen die Fans ans Schwarze Meer kommen. Auf Grundlage der Erfahrungen von den Olympischen Spielen ist man bezüglich des zu erwartenden Zuschauerstroms allerdings etwas bescheidener geworden.

Zuschaueransturm? Prognosen nach unten korrigiert

Anfänglich hatte man im großen Stil geplant. 100.000 Fans sollten am Grand-Prix-Wochenende auf der großen Haupttribüne und den zahlreichen Zusatztribünen ihren Platz finden. Die Realität wird anders aussehen. Die Tribünen werden Raum für 23.000 (Worst Case) bis 46.000 Zuschauer (Best Case) bieten. Hinzu kommen 5.500 Menschen, die es sich im VIP-Bereich - dem edlen Paddock-Club - gut gehen lassen sollen. Und das bei Sonne und Temperaturen bis 20 Grad. "Sotschi hat subtropisches Klima. Es regnet im Oktober nie", heißt es von politischer Seite.

"Am 20. Mai werden wir Details zum Ticketverkauf und zu der erwarteten Zuschauerzahl bekanntgeben", sagt Saurin, der noch keine Details über Zuschauerzahlen und Ticketpreise offenbaren möchte. "Die Haupttribüne steht, sie steht schon seit Olympia. Es werden dort nur noch die letzten Detailarbeiten erledigt. Was bezüglich der Zusatztribünen passiert, werden alle am 20. Mai erfahren." Direkt im Anschluss könne man sich die Eintrittskarten sichern.

"80 Prozent der Gäste werden aus Russland kommen. Sie kommen aus dem ganzen Land. Wir haben 12 Millionen Formel-1-Interessierte bei uns. Wir haben in Daniil Kwjat einen Landsmann als Fahrer und es gibt weitere russische Piloten in den Rahmenserien. Das Interesse aus ganz Russland ist groß", freut sich Saurin auf den großen Ansturm der Fans. Ein volles Haus, eine großartige Location und ein sauberer Ablauf des Formel-1-Wochenendes 2014 sollen nur der Anfang sein.


Rennstrecken-Bau in Sotschi

"Im ersten Jahr konzentrieren wir uns darauf, das Publikum aus Russland anzuziehen. In den Folgejahren werden dann mehr ausländische Gäste kommen. Nicht, weil wir umfangreiche Werbung schalten, sondern weil der tolle erste Event beste Werbung ist", ist Saurin überzeugt. Richard Cregan, ehemaliger Streckenchef in Abu Dhabi und heute Berater in Sotschi, ergänzt: "Das Gute ist, dass die Olympischen Spiele nun vorbei sind und alle örtlichen Institutionen an einem Strang für die Formel 1 ziehen. Der Grand Prix ist ab sofort der wichtigste Event in Sotschi - und das ist positiv."