• 14.07.2017 21:51

  • von Dominik Sharaf

Silverstone-Zukunft: BRDC verschärft Ton gegenüber Liberty

Der Poker um den Großbritannien-Grand-Prix spitzt sich zu: Ein Verkauf des Kurses ist ausgeschlossen, der BRDC sieht sich als "Wächter des Motorsports"

(Motorsport-Total.com) - Die Machtprobe zwischen dem British Racing Drivers' Club (BRDC) und Formel-1-Mehrheitseigner Liberty Media driftet im Laufe des Grand-Prix-Wochenendes in Silverstone immer mehr in die Richtung einer Schlammschlacht ab. Die Verantwortlichen des finanziell angeschlagenen Streckenbesitzers teilen kräftig aus. Im Gespräch mit 'Autosport' wütet der BRDC-Vorsitzende John Grant gegen die Idee, dass die US-Amerikaner die Traditionsbahn in Northamptonshire aufkaufen sollten.

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Er spricht von einer "strategischen Entscheidung", das Areal nicht zu veräußern: "Wir denken nicht, dass wir verkaufen müssten", raunt Grant. "Wir sehen uns selbst als die Wächter des Motorsports in Großbritannien." Zwar sei man offen, mit Liberty alle Möglichkeiten für eine nachhaltige Perspektive zu diskutieren, "aber der BRDC wird bestimmt keinen Reibach aus dem Grand Prix machen."

Auch gegen den Vorwurf, die Ausstiegsklausel aus den Formel-1-Verträgen aus verhandlungstaktischen Gründen - für einen Nachlass bei der Promotergebühr - gezogen zu haben, wehrt sich der Verein. "Das ist doch kein Getue", stellt Sportchef Stuart Pringle klar. "Wir machen solche Dinge nicht aus einer Laune heraus. Wir haben den Wendepunkt erreicht." Der BRDC ist nach eigener Aussage so weit, dass er es akzeptieren würde, sollte es 2020 kein Großbritannien-Rennen geben.

Partei für Liberty ergreift dagegen der Präsident des BRDC. Derek Warwick sieht gegenüber 'F1i.com' Ex-Machthaber Ecclestone in der Schuld: "Bernie wusste vor Liberty, dass wir finanzielle Probleme haben. Auch da steckten wir in einer Sackgasse. Jetzt können wir keinen Ausweg mehr finden. Wir wissen, dass Liberty nicht einfach das Scheckheft aufklappen und Gebühren senken kann." Dennoch betont Warwick, dass es Möglichkeiten gäbe, die Tarife individuell zu verhandeln.


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Sein Kernargument: Im Gegensatz zu 18 weiteren Rennen (mit Ausnahme des von Red Bull finanzierten Österreich-Grand-Prix) fehle es Silverstone an Unterstützung der öffentlichen Hand, während die übrigen Einnahmequellen alle vom Formula One Management (FOM) besetzt würden.

Claire Williams

Claire Williams würde einen Abschied der Formel 1 aus Großbritannien bedauern Zoom

Im Fahrerlager stößt das Hauen und Stechen auf Bedauern. Williams' Co-Teamchefin Claire Williams sagt 'Sky Sports F1': "Der Beitrag zur britischen Wirtschaftsleistung an einem Rennwochenende ist bedeutend. Keinen Grand Prix zu haben wäre kriminell." Das liegt auch daran, dass die in der Region beheimateten Mannschaften (sieben von zehn) nur in Silverstone die Möglichkeit haben, ihrem gesamten Personal kostengünstig ein Erlebnis vor Ort an der Rennstrecke zu gönnen.

Ähnlich denken die Fahrer. Valtteri Bottas will am bewährten Austragungsort festhalten und hebt die Tradition sowie die Fankultur hervor. "Ich wäre sehr traurig", betont der Mercedes-Pilot, sagt aber auch, dass eine Alternative in London ihn etwas trösten könnte. Gleiches gilt für Renault-Mann Jolyon Palmer, der einen WM-Lauf in der britischen Hauptstadt "sehr cool" fände.