• 06.07.2008 20:42

Silverstone: Barrichello ist überglücklich

Rubens Barrichello war der Held der Stunde in Silverstone und gab sich in der Presskonferenz dementsprechend fröhlich

(Motorsport-Total.com) - Von ganz hinten ging es ganz weit vor: Rubens Barrichello stellte beim Großen Preis von Großbritannien in Silverstone seine Rennfahrerqualitäten einmal mehr unter Beweis und fuhr seinen RA108 auf dem dritten Rang ins Ziel. Entsprechend groß war der Jubel im Honda-Lager, schließlich konnte man so ein herausragendes Ergebnis nicht erwarten - auch wenn man insgeheim auf Regen gehofft hatte. Für Barrichello eine Bestätigung, nach wie vor im besten Rennfahreralter zu sein...

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello

Ein Schluck aus der Pulle: Rubens Barrichello holte für Honda Rang drei

Frage: "Silverstone im Nassen und Rubens Barrichello scheinen zusammenzupassen..."
Rubens Barrichello: "Naja, 2003 war es hier ja trocken, aber das Nasse und ich... aber dafür gibt es wohl keinen bestimmten Grund. Um ehrlich zu sein, war ich in meinem ersten Rennen nicht sonderlich gut im Nassen. Das war auch schon zu Kartzeiten so und erinnere mich an die damalige Strategie: Ziel war, beim nächsten Regen in Interlagos Trockenreifen auf mein Kart zu schnallen und hinauszufahren, um das Fahren im Nassen zu lernen."#w1#

Reifenentscheidung war Gold wert

"Das habe ich dann auch einen halben Tag lang gemacht und als ich dann Regenreifen aufzog, war ich auf einmal top - es war unglaublich! Das war 1982. Ihr seht also, ich bin noch immer jung. Ich liebe das Nasse und das liegt wohl einfach am Feeling. Wenn sich die Leute eine Situation anschauen, die sie nicht mögen - egal was - dann ist das eine schlechte Sache und hat einen negativen Einfluss. Man muss es halt nehmen, wie es kommt."

"Heute war es am Anfang sehr schwierig, vor allem hinten war die Sicht ein Problem. Irgendwann habe ich eine weiße Linie berührt und habe mich gedreht. Danach gab es ein kleineres Problem beim Boxenstopp, aber ich weiß nicht genau, was da passiert ist, denn ich stand wohl um die 20 Sekunden. Das hat mich wohl eine Position gekostet. Das war aber keine große Sache, ich muss nur noch in Erfahrung bringen, was da los war."

"Aber die Entscheidung, diese Reifen zum genau richtigen Zeitpunkt zu wählen, war fantastisch. Der Funkverkehr war spitze, ich hatte alles unter Kontrolle. Einmal hätte ich in Club fast die Wand getroffen, da habe ich mich dann für die extremen Regenreifen entschieden. Sie haben mir gesagt, dass ich andere Reifen nehmen müsste."

"Selbst wenn es nur für fünf Runden wäre, so könnte man in dieser Zeit auf eine Runde gesehen zehn Sekunden gutmachen. Und genau das ist doch auch passiert, oder? Ich war um so viel schneller als die anderen und konnte überholen. Ich musste aber geduldig sein, denn ich hätte es auch übertreiben können. Ich musste meine Linien sorgfältig wählen und das hat prima funktioniert."

Große Freude über Platz drei

Frage: "Ein großartiger Empfang für dich..."
Barrichello: "Genau. Ich bin diesem Team aus einem bestimmten Grund beigetreten. Ich habe ihre Saison 2004 schon immer sehr hoch eingeschätzt. Sie haben sich 2005 nicht sonderlich gut geschlagen, also dachte ich, dass sie 2006 wieder auf der Höhe sein würden. Sie haben einfach fantastische Ingenieure, großartige Mechaniker und die gesamte Organisation sowie die Teampolitik stimmen einfach."

"Aber man braucht natürlich auch einen Anführer auf technischer Seite und es dauerte eine ganze Weile, bis Ross kam. Jetzt ist alles viel ruhiger und wir haben viel Respekt voreinander. Unsere Arbeit ist aber klasse, sehr sogar. Das Podium kommt wohl genau zur rechten Zeit und ich plane meinen Abschied garantiert nicht. Ich werde erst aufhören, wenn sich mir keine andere Möglichkeit mehr bietet, wo ich unterkommen kann."

"Allerdings ich habe fest vor, bei Honda zu bleiben. Noch habe ich keinen Vertrag, fühle mich aber noch immer jung. Ich liebe den Rennsport mehr als je zuvor. An dem Tag, an dem ich tatsächlich langsamer bin als damals in meinem ersten Rennen in Kyalami, werde ich aufhören. Im Moment allerdings glaube ich, dass ich noch deutlich schneller bin."

Gefühlsüberschwang in Silverstone

Frage: "Was hast du beim Überfahren der Ziellinie gefühlt?"
Barrichello: "Das ist schon eine Weile her seit dem letzten Mal, aber ich hatte bislang eine wirklich großartige Karriere. Ich kenne das Gefühl auf dieser einen Runde, gerade kurz bevor man etwas mit nach Hause bringt. Das fühlt sich toll an."

"Ihr habt ja meinen Ingenieur Jock Clear im Funk gehört, wie er mir sagte, dass ich kein Risiko durch langsames Fahren eingehen sollte. Ich bin keine Risiken eingegangen. Es ist recht amüsant, wenn die Leute sich Sorgen machen und du dir vollkommen sicher bist. Das ist echt witzig. Als ich über die Linie gefahren bin, wollte ich jedem einzelnen Hondamitarbeiter die Hand schütteln."

"Ich habe ja fast angehalten, um jedem von ihnen meine Hand zu reichen, denn das haben sie verdient. Sie geben immer Vollgas und wenn die Resultate ausbleiben, dann ist das nicht nur schlecht für mich, sondern auch für das Team. Für sie und mich bedeutet das eine Menge - wo doch die Fabrik buchstäblich nur zwei Minuten entfernt ist."

Erinnerungen werden wach...

Frage: "1993 bist du in Donington ein Rennen unter ähnlichen Bedingungen gefahren. Kannst du dich daran erinnern? Und wie siehst du die Thematik, dass der Grand Prix 2010 umzieht?"
Barrichello: "Die Bedingungen waren schon recht ähnlich. Die Sicht war in beiden Rennen sehr knifflig. Wir reden da aber von zwei verschiedenen Autos in zwei verschiedenen Epochen. Was die Streckenfrage angeht, tue ich mich schwer. Auf der einen Seite ist da Silverstone, auf der anderen Seit Donington, wo ich viele schöne Erinnerungen an meine Formel-3-Zeit und auch tolle Formel-1-Erinnerungen habe."

"Aber ich liebe Silverstone. Becketts ist in meinen Augen eine der drei besten Kurven weltweit. Wenn es dann soweit ist, dann werde ich die Gelegenheit beim Schopfe packen. Donington ist eine großartige Strecke, wenn sie sie für die Formel 1 anpassen. Das wird eine schöne Sache. Aber Silverstone kann ich nicht so einfach vergessen, denn der Kurs war für mich bisher sehr bedeutend."