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"Silberpfeile" dominieren turbulentes Freitagstraining

Juan-Pablo Montoya in Indianapolis mit Freitagsbestzeit vor Räikkönen - Unfall von Ralf Schumacher sorgte für lange Unterbrechung

(Motorsport-Total.com) - Bei bewölktem Himmel, bis zu 25 Grad Luft- und ungefähr 45 Grad Asphalttemperatur ging heute Nachmittag in Indianapolis das unterhaltsame zweite Freie Training zum Grand Prix der USA über die Bühne. Im Gegensatz zu den vergangenen Wochenenden wurde diesmal schon am Freitag jede Menge Action geboten. Überschattet wurde der Trainingsbetrieb allerdings von einem schweren Unfall von Ralf Schumacher.

Titel-Bild zur News: Ralf Schumacher

So sah das Wrack von Ralf Schumacher nach dem Crash in der Steilkurve aus

Der Toyota-Pilot erlebte in der Steilkurve der schnellen Ovalpassage ein Déjà-vu seines Crashs von 2004: Bei mehr als 300 km/h platzte ihm der linke Hinterreifen, wodurch er sein Auto außer Kontrolle verlor und hart gegen die Barrieren prallte. Schumacher schlug in einem günstigen Winkel in die Mauer ein und konnte daher sofort selbst aus dem Wrack steigen. Anschließend wurde er sicherheitshalber untersucht und zum präventiven Röntgen in ein Krankenhaus gebracht, Verletzungen wurden aber keine festgestellt.#w1#

Zu niedriger Reifendruck Grund für den Unfall?

Nach dieser Schrecksekunde, die wegen der Entfernung der Wrackteile durch die Streckenposten eine 20-minütige Unterbrechung nach sich zog, wies Michelin alle Partnerteams an, den Reifendruck anzuheben, was darauf hindeutet, dass Toyota für maximalen Grip damit offenbar etwas zu riskant gepokert hat. Untermauert wird diese These dadurch, dass wenige Minuten vor Schumacher schon dessen Teamkollege Ricardo Zonta mit einem Reifenschaden abgeflogen war.

Bestzeit im zweiten Freien Training sicherte sich - genau wie heute Morgen - Juan-Pablo Montoya (McLaren-Mercedes/21 Runden) in 1:11.118, gefolgt von seinem Teamkollegen Kimi Räikkönen (+ 0,110/24 Runden). Die "Silberpfeile" hinterließen heute den mit Abstand stärksten Eindruck und konnten im Gegensatz zur ersten Session auch mit dem dritten Auto ausreichend Daten sammeln: Pedro de la Rosa (6./+ 1,001) spulte nicht weniger als 37 Umläufe ab.

Ferraris Zeiten wohl eher nur ein Bluff

Auch für Ferrari lief es viel versprechend, denn Rubens Barrichello landete trotz eines Ausritts, nach dem seine Mechaniker seinen Ferrari mit einem Staubsauger reinigen musste, auf Platz drei, jedoch mit bereits 0,628 Sekunden Rückstand bei 22 gefahrenen Runden. Teamkollege Michael Schumacher war genauso fleißig, aber um 12 Tausendstelsekunden langsamer und damit unter dem Strich nur Vierter. Allerdings drängt sich anhand der Sektorenzeiten der Verdacht auf, dass Ferrari heute leichtgewichtig unterwegs war.

Mit einer starken Runde konnte sich am Ende der Session BMW WilliamsF1 Team Pilot Nick Heidfeld (+ 0,707/24 Runden) als Fünfter in Szene setzen. Der Deutsche landete damit unmittelbar vor David Coulthard (Red-Bull-Cosworth/+ 0,958/9 Runden), de la Rosa und dem überraschend starken Lokalmatador Scott Speed (Red-Bull-Cosworth/34 Runden), der auf seiner schnellsten Runde aufgehalten wurde, sich aber trotzdem nur 1,025 Sekunden Rückstand auf die Spitze einhandelte.

Renault deckte zunächst noch nicht alle Karten auf: Fernando Alonso (+ 1,147/28 Runden) wurde Neunter, gefolgt von Jarno Trulli (Toyota/+ 1,226/10 Runden) und seinem Teamkollegen Giancarlo Fisichella (+ 1,226/29 Runden). Dahinter reihten sich die üblichen Verdächtigen in gewohnter Reihenfolge ein, wobei BAR-Honda negativ auffiel, Jordan-Toyota-Freitagstestfahrer Robert Doornbos (18./+ 2,243/36 Runden) bei seinem Comeback als 18. dafür sehr positiv. Minardi-Cosworth wirkte neuerlich einen Hauch schneller als Jordan-Toyota.

McLaren-Mercedes ist in Indianapolis dominant

Was das heutige Resultat für den weiteren Verlauf des Wochenendes bedeutet, ist - abgesehen von der Überlegenheit von McLaren-Mercedes - noch unklar. Abzuwarten bleibt vor allem, ob Ferrari die guten Zeiten der Nachmittagssession auch morgen bestätigen kann. Ein Fragezeichen ist auch Renault, wobei die Franzosen sicher noch zulegen können. Eines steht aber schon fest: Die 350-km/h-Marke dürfte zumindest am Renntag definitiv fallen - heute war de la Rosa mit stattlichen 349 km/h Schnellster am Ende der Geraden.

Aufgefallen ist uns auch, dass sich fast jeder Fahrer einmal gedreht hat oder zumindest mit der Botanik Bekanntschaft machen durfte oder besser gesagt musste. Dies hatte zum Teil sicher damit zu tun, dass die Strecke noch nicht allzu griffig war, könnte aber auch mit den hohen Asphalttemperaturen zusammenhängen, mit denen Bridgestone und Michelin im Vorfeld nicht unbedingt gerechnet hatten. Aufgrund der langen Geraden ist die Hitzeentwicklung in den Reifen in Indianapolis ja besonders problematisch.