• 06.02.2005 15:11

  • von Marco Helgert

Shnaider: "Wir müssen realistisch bleiben"

Alexander Shnaider möchte mit Midland F1 in der Formel 1 Erfolg haben, doch der Aufbau des Teams soll peu à peu erfolgen

(Motorsport-Total.com) - Alexander Shnaider ist ein wahrer Globetrotter: in St. Petersburg geboren, in Kanada sein 'Midland'-Geschäftsimperium aufgebaut, Tochterunternehmungen und Partner in aller Welt. So sieht er dann auch sein Engagement in der Formel 1 vielmehr von einer geschäftlichen und pragmatischen Seite aus. "Die Formel 1 ist ein globaler Sport, wir sind ein globales Unternehmen, daher würden wir gerne andere globale Unternehmen begrüßen, um mit uns in Märkte vorzustoßen, auf denen wir schon aktiv sind", so Shnaider im 'Toronto Star'.

Titel-Bild zur News: Midland-F1-Chef Alexander Shnaider

Alexander Shnaider: "Wir müssen nicht gleich unter den besten Vier sein"

"Wir bieten unser Auto als Marketing-Tool an", fuhr er fort. "Es könnte ein Marketing-Tool für westliche Firmen sein, die die östlichen Märkte erobern wollen, oder für östliche Unternehmen, zum Beispiel aus Russland, die im Westen Fuß fassen wollen. Wir können anderen Firmen auch Geschäftsbeziehungen anbieten, dazu sind die anderen Rennteams nicht in der Lage, denn sie sind ja nur Rennteams. Wir sind aber auch ein Unternehmen, und das ist unser Modell."#w1#

Midland 2006: das Beste von Jordan und Dallara

Damit dieses Modell aber einige Jahre Bestand haben wird, müssen nun feste Fundamente gelegt werden. Eine Säule ist dabei das Jordan-Team, was Shnaider recht kurzfristig übernommen hat, und dessen Name auch 2005 bleiben wird. "Es ist ja nicht mehr viel Zeit. Wenn man den Namen ändern möchte, dann muss man auch andere Sachen ändern, im Grunde genommen alles", so Shnaider. Somit werden Narain Karthikeyan und Tiago Monteiro ihr Formel-1-Debüt in einem Jordan-Boliden begehen.

"Es wird ohnehin ein Lernjahr für uns", fuhr er fort. "Wir müssen bei Jordan alles einschätzen und die Schwachstellen ausmerzen. Dann werden wir das, was wir mit Jordan haben, und das, was wir durch Dallara haben, zusammenwerfen und versuchen, ein gutes Auto - ein Midland-Auto - für 2006 zu bauen. Dann möchten wir uns von Jahr zu Jahr steigern. Wir werden Geld investieren, und natürlich wollen wir uns gut schlagen, wie möchten gewinnen. Dennoch müssen wir realistisch bleiben."

100 Millionen Jahresbudget

Dieser Realismus ist auch angebracht, denn Shnaider kalkuliert mit einem Jahresbudget von 100 Millionen Dollar. "Wie viel können wir damit erreichen?", fragt Shnaider. "Einige sagen, wir könnten viel damit erreichen, es ist nur die Frage, wie man es ausgibt. Solange man es nicht für unsinnige Dinge verschwendet und es umsichtig ausgibt, ist es möglich, gute Ergebnisse einzufahren. Ich glaube, dass wir zu Beginn im Mittelfeld liegen werden. Das wäre gut. Wir müssen nicht gleich unter den besten Vier sein."

Unklar ist auch die Zukunft der Motorenseite des Teams. Der Toyota-Vertrag von Jordan läuft nur für die Saison 2005, was für 2006 passieren wird, kann auch Shnaider momentan nicht sagen. "Wir reden mit einigen Motorenherstellern und holen Angebote von ihnen ein", erklärte er. "Toyota ist dabei definitiv eine Möglichkeit und wir sind mit dem derzeitigen Agreement sehr zufrieden." Einen eigenen Motor schloss er jedoch aus. "Das wäre zu schwierig und zu teuer. Und warum sollten wir das tun?"

Die Formel 1 wird momentan wieder vom Machtgerangel im Hintergrund dominiert. Shnaider möchte sich hier nicht festlegen. "Wir haben gute Beziehungen mit Bernie Ecclestone, mit ihm reden wir. Mit der 'GPWC' hatte ich noch keinen Kontakt", erklärte er. Aber: "Ich bin ja auch erst seit kurzem in der Formel 1."