Setup im Fokus: Stop and Go als Herausforderung
Der Kurs in Montreal ist aufgrund seiner vielen Geraden und Schikanen einer der schwierigsten, was das Abstimmen der Fahrzeuge angeht
(Motorsport-Total.com) - "Für das Chassis", erklärt Rod Nelson, Renningenieur von Fernando Alonso bei Renault, "ist das Bremsen der dominierende Faktor in Kanada: Das Auto muss in jeder Runde viermal von mehr als 300 auf 100 km/h abgebremst werden. Alle wichtigen Kurven werden mit niedriger Geschwindigkeit genommen, denn die Highspeed-Kurven gehen alle voll. Folglich ist der Setup-Kompromiss eher auf wenig Anpressdruck ausgerichtet, um entlang der Geraden auf gute Höchstgeschwindigkeiten zu kommen - und weil die Bremsenergie zum Quadrat mit der Geschwindigkeit ansteigt, können schon geringfügige Veränderungen der Flügeleinstellung Auswirkungen auf die Höchstgeschwindigkeit und somit auch auf die Bremsenergie bewirken."

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Die Bremsen sind in Montreal besonders hohen Belastungen ausgesetzt
"Hauptsorge in Zusammenhang mit den Bremsen ist aber nicht mögliches Überhitzen, denn auf den langen Geraden werden sie ausreichend abgekühlt, sondern vielmehr der Verschleiß: Der hohe Energieaufwand, der das Bremssystem durchläuft, übt gewaltigen Druck auf die Bremsscheiben und -beläge aus. Dagegen kann ein Fahrer wenig unternehmen, weil der große Unterschied zwischen der Höchstgeschwindigkeit entlang der Geraden und der Geschwindigkeit in der folgenden Kurve dafür ausschlaggebend ist", fügt er an.#w1#
Vorbereitung der Teams so wichtig wie kaum woanders
"Umso wichtiger ist es, dass man sich als Team so gut wie möglich vorbereitet. Der Bremsenverschleiß wird in Echtzeit gemessen, daher können wir den Fahrer anweisen, die Bremsbalance nach vorne oder nach hinten zu drehen, sollte es notwendig sein. Das kann sich aber wiederum auf das Handling auswirken", so der Renault-Ingenieur.
"Setup", fährt Nelson fort, "ist in Montreal eine komplexe Angelegenheit. Die niedrigen Abtriebsniveaus sorgen unausweichlich dafür, dass sich das Auto leicht anfühlt, daher müssen die Fahrer beim Lenken, Beschleunigen und Bremsen sehr vorsichtig sein. Die Bremsstabilität ist eine besondere Sorge, denn beim Bremsen kann oftmals ein Hinterrad blockieren, wodurch das Auto beim Einlenken nervös werden kann. Wir steuern dem dadurch entgegen, dass wir die Bremsbalance nach vorne drehen, wodurch mehr Bremsenergie von der Vorderachse aufgenommen wird, während gleichzeitig das Risiko blockierender Hinterräder sinkt."
"Traktion auf dieser Strecke von großer Bedeutung"
"Was die mechanische Konfiguration des Autos angeht, ist Traktion auf dieser Strecke von großer Bedeutung. Das bedeutet, dass wir das Auto mit einer Neigung zur Vorderachse abstimmen müssen, was wiederum heißt, dass die Vorderradaufhängung steif genug sein muss, um in den Schikanen direkte Richtungswechsel und ein gutes Einlenkverhalten zu erlauben, während die Hinterradaufhängung weicher abgestimmt wird, um Bremsstabilität zu gewährleisten und die Traktion zu fördern", erklärt er weiter.
Ein weiterer wichtiger Faktor sind die Reifen, "auch wenn der Verschleiß in der Regel kein Problem darstellt", wie Nelson sagt: "Die Gummimischungen sind relativ hart, um den längsgerichteten Belastungen durch die hohen Geschwindigkeiten auf den Geraden entgegenzuwirken, aber die Asphaltoberfläche ist nicht besonders rau und nimmt im Laufe des Wochenendes Grip auf. Durch das Fehlen von schnellen Kurven haben die Vorderreifen eine leichte Zeit, aber die Vielzahl an Traktionspassagen haben in der Vergangenheit oft dazu geführt, dass die Hinterreifen ein limitierender Faktor gewesen sind. Auch dieses Jahr werden sie fast sicher wieder ein bestimmendes Element sein."

