• 30.07.2010 09:52

  • von Michael Noir Trawniczek

Sehnsucht nach den Boliden von 2004 und 2005

Was denken die "Oldies" der Formel 1, Michael Schumacher und Pedro de la Rosa, über die Entwicklung der Autos - welche Generation hat den meisten Spaß gemacht?

(Motorsport-Total.com) - Der eine, Pedro de la Rosa, wird im nächsten Jahr 40, der andere, Michael Schumacher, hat mit 41 nach drei Jahren Pause ein Comeback gewagt. Der siebenfache Weltmeister fuhr zum ersten Mal vor satten 19 Jahren in der Formel 1, hat also zwei Dekaden der "Königsklasse" hinter dem Steuer zugebracht. De la Rosa fährt immerhin auch schon seit zwölf Jahren Formel 1.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher (Ferrari F2005)

Michael Schumacher 2005 in Budapest: Das waren noch Autos...

Die beiden hatten bereits das Vergnügen, verschiedene Generationen von Formel-1-Autos zu pilotieren. Es gab V10-Motoren und Rillenreifen, V8-Motoren und Slicks, es gab Traktionskontrolle, es gab aktive Radaufhängungen, es gab Launch-Control, es gab die hoch gezüchtete Aerodynamik bis zum Jahr 2009, mit dem an den Autos sprießenden "Geflügelsalat", es gab die Abrüstung 2009 - die wiederum von der Erfindung des Mehrfachdiffusors begleitet wurde. Welche dieser Fahrzeuggenerationen hat den beiden "Oldies" den größten Fahrspaß bereitet?#w1#

De la Rosa: "2005 - mit den starken V10-Motoren!"

Pedro de la Rosa sagt: "Das ist leicht zu beantworten. Die V10-Motoren waren ein Wahnsinn - für mich war 2005 das beste Jahr meiner Formel-1-Karriere, was den Fahrspaß anbelangt, den du beim Fahren mit diesen Autos gewinnen kannst. Ein V10 mit 930 PS! Das Fahren war damals auch rein körperlich anspruchsvoller, die Belastung war größer. Die Autos waren viel schwieriger zu fahren. Mit der 2005er-Generation hattest du einfach ein fantastisches Gefühl."

Vermisst De la Rosa derzeit also die Pferdestärken? "Ja, ganz sicher - wir alle vermissen das, wir alle wollen ständig immer schneller fahren. Aber vom Fahrstil her waren die Autos der Generation schwerer zu fahren als die heutigen, selbst als wir die Traktionskontrolle hatten war dies der Fall. Diese Autos hatten einfach viel mehr Kraft - aber wie auch immer: du musst dich an die verschiedenen Generationen von Autos anpassen - aber wenn ich mir eine Generation aussuchen könnte, dann wäre das jene aus dem Jahr 2005."

"Copse voll? Unmöglich!"

Die Anpassung an die heutige Fahrzeuggeneration sei ihm jedoch leicht gefallen: "Das war kein Problem. Ich denke, es ist einfacher sich auf Autos einzustellen, die weniger Kraft haben. Die Herausforderung der V8-Motoren besteht darin, dass du mit dem V8 die Kurven mit weniger Geschwindigkeit erreichst."

"Dafür sind die Mindestgeschwindigkeiten in vielen Highspeedkurven höher. Weil du mehr darauf achten musst, den Schwung mitzunehmen. Das ist der größte Unterschied - in gewissen Kurven wie der Copse-Kurve in Silverstone, wenn alles gut funktioniert und der Wind in die richtige Richtung weht, kannst du dort mit den heutigen Autos Vollgas fahren. Mit dem V10-Motor war das vollkommen unmöglich!"

De la Rosa räumt jedoch ein: "Es war schon anders mit dem V10 - aber es ist auch mit den heutigen Autos interessant. Du brauchst heute einen runderen Fahrstil, du musst einfach mehr Schwung in den Kurven mitnehmen. Es ist ein bisschen so, wie wenn du im Motorradsport eine 250 ccm-Maschine mit einer MotoGP-Maschine vergleichen würdest. Du musste einfach runder fahren, wenn du weniger Power hast - aber das ist kein Problem, du machst das ohnehin instinktiv." Ob er dennoch am liebsten 1.000 PS zur Verfügung hätte? De la Rosa lacht: "Ja, ganz sicher..."

Schumacher: Alle Innovationen in ein Auto!

Welche Fahrzeug-Generation stellt für Michael Schumacher die größte Herausforderung dar? Der siebenfache Champion überlegt und sagt zunächst: "Ich glaube nicht, dass es eine spezielle Generation gibt, die ich als komplett betrachte. Es gab verschiedene Varianten in meiner durchaus etwas längeren Laufbahn."

Dann sagt Schumacher: "Ich komme zu dem Schluss, dass es eine Kombination ist aus verschiedenen Jahren, in denen sehr viele Möglichkeiten vorhanden waren. Ich nenne mal aktive Aufhängungen oder Traktionskontrolle als Beispiel."

Schumacher würde also am liebsten die technischen Innovationen der letzten Dekaden allesamt in ein Auto schrauben, damit wäre er dann wohl überglücklich. Der 260-fache Grand-Prix-Teilnehmer nickt: "Diese Dinge in einem Auto kombiniert und dann mit einem Reifen, der gut funktioniert, wie das 2004 noch der Fall war - das ist für mich das Optimum."