• 06.06.2018 08:41

  • von Daniel Halder

Sebastian Vettel: Dank ans Team ist nicht nur eine Floskel

Der Ferrari-Pilot erklärt, warum es für ihn selbstverständlich ist, ein Teamplayer zu sein - Boxenstopp-Unfall von Bahrain ein großer Schock für alle bei der Scuderia

(Motorsport-Total.com) - Nach einem glänzenden Saisonstart mit zwei Siegen in den ersten beiden Grands Prix lief es für Ferrari-Pilot Sebastian Vettel in den vergangenen Wochen nicht mehr nach Wunsch. Je zweimal musste er sich zuletzt Lewis Hamilton und Daniel Ricciardo geschlagen geben. Mercedes-Star Hamilton riss die Führung in der Formel-1-Weltmeisterschaft an sich und hat nach sechs Rennen 14 Punkte Vorsprung auf Vettel. Mehr Sorgen dürfte dem Deutschen aber machen, dass sein anfänglich so starker SF71H von den Hauptkonkurrenten inzwischen überflügelt wurde.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel gibt bei Ferrari im vierten Jahr den Teamleader Zoom

In Barcelona erwies sich eindeutig Mercedes als das schnellere Team und sicherte sich einen Doppelsieg. In Monaco war Red Bull bärenstark, Ricciardo enteilte im Qualifying und gewann das Rennen sogar ohne MGU-K, also mit 163 PS weniger. Schwimmen Vettel also auch in seiner vierten Ferrari-Saison die Felle schon davon, sinken seine Chancen auf den heiß ersehnten WM-Triumph mit der Scuderia? Der 30-Jährige schiebt solche Gedankenspiele entschieden zur Seite und strahlt weiterhin eine große Portion Vertrauen und Gelassenheit aus.

Im Gegensatz zu seinem Ferrari-Vorgänger Fernando Alonso gilt er glaubhaft als echter Teamplayer, der in schwierigen Situationen vorangeht und sich schützend vor sein Team stellt. Für Vettel eine Selbstverständlichkeit, wie er im Interview mit 'Bild am Sonntag' offenbart: "Es hat was mit Respekt, Anstand und Wertschätzung zu tun. 1.400 Leute sind dafür da, zwei Autos zu bauen und uns zu helfen, dass wir ein paar Zehntel schneller im Kreis fahren und unsere Leidenschaft auf sehr hohem Niveau ausüben können", findet er gewohnt offene Worte.

Ehrliche Wertschätzung für die Arbeit dahinter

Bestens bekannt ist inzwischen sein auf Italienisch vorgetragenes "Grazie mille" via Boxenfunk ans Team. Der Dank an die Truppe gehört zum Standard-Repertoire eines jeden Rennfahrers - dennoch ist er für Vettel viel mehr als nur eine Floskel. "Es ist eine Wertschätzung. Der Dank ans Team ist immer auch so gemeint", versichert er. Dass er im Funk nur für die Fans auf gut Wetter machen würde, sei definitiv nicht der Fall: "Ganz ehrlich: Das interessiert die Leute doch nicht. Ob da jetzt 700 oder 1.400 Leute arbeiten, ist dem Fan egal, der interessiert sich für den Fahrer, das Auto", sagt Vettel.

Ähnlich wie in anderen Sportarten sei es für den Fan schwierig, die Arbeit dahinter zu erkennen. "Bei Wintersportlern sieht man meistens nicht, wie sie sich im Sommer strecken. Bei Fußballern sehen die Wenigsten die Arbeit auf dem Trainingsplatz. Da denkt man nur: Den ganzen Tag Fußball und die Pfeife schießt daneben. Das ist aber auch okay, man kann die Einblicke ja nicht immer haben als Fan."

Im vierten Vettel-Jahr in Maranello sei der Zusammenhalt ungebrochen groß. Mit Schaudern erinnert sich der viermalige Weltmeister deshalb an das Bahrain-Wochenende. Obwohl er das zweite Rennen der Saison gewonnen hatte, waren die Gedanken hinterher beim verletzten Crew-Mitglied Francesco Cigarini. Der Mechaniker hatte sich beim verunglückten Boxenstopp von Kimi Räikkönen das Bein gebrochen und musste operiert werden. "Das geht einem schon sehr nahe. Wir haben ein Super-Rennen gehabt, aber die Reaktionen waren gemischt. Der Mensch und die Gesundheit gehen immer vor. Es war ein großer Schock", schildert der Heppenheimer.

Aber: Trotz aller Harmonie müsse es hin und wieder auch mal krachen. "Wo gehobelt wird, fallen Späne. In China nach dem Rennen habe ich mich in der ersten Reaktion hingestellt und von nicht optimaler Strategie gesprochen", erinnert sich Vettel. Beim Grand Prix von Schanghai verlor der von der Pole-Position gestartete Deutsche die Führung an Valtteri Bottas, weil man auf einen Undercut-Versuch des Mercedes-Piloten zu langsam reagierte. Dennoch sei er nach seinen Aussagen zu Ferrari-Chefstratege Inaki Rueda gegangen. "... Ich habe ihm gesagt, er soll das nicht so ernst nehmen", so Vettel.

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