Schwarzer Freitag für Toro Rosso: "Zutiefst frustrierend"

Balance-Probleme und zu wenig Leistung verhageln Toro Rosso die Freitagstrainings in Ungarn - James Key: Force India hat Chancen besser genutzt als Toro Rosso

(Motorsport-Total.com) - "Es war kein guter Tag für uns": Das Fazit von Carlos Sainz nach den Freitagstrainings zum Großen Preis von Ungarn fiel ernüchternd aus. Angesichts von Rang 13 für ihn und Rang 16 für seinen Teamkollegen Daniil Kwjat ist das auch nicht weiter verwunderlich. Hatte Toro Rosso vor zwei Wochen in Silverstone endlich mal wieder beide Fahrer in die Punkte bringen können, scheint sich der italienische Rennstall aus Faenza ohne den erhofften Regen auf dem Hungaroring unerwartet schwer zu tun.

Titel-Bild zur News: Carlos Sainz

Auf Abwegen: Carlos Sainz haderte am Freitag in Ungarn mit seinem STR11 Zoom

"Wir hatten erwartet, stärker zu sein", gibt Sainz zu, der das zweite Training mit einer Bestzeit von 1:22.689 Minuten abschloss. Neben Mercedes, Red Bull und Ferrari musste er damit auch die unmittelbare Konkurrenz ziehen lassen: beide McLaren- und beide Force-India-Piloten sowie einen Haas und einen Williams. Dabei hatte sich der Spanier am Nachmittag bereits deutlich gesteigert: "Insbesondere FP1 war ein Schock, was die Performance angeht. In FP2 konnten wir uns dann verbessern."

Dennoch reichte es weder für ihn noch für Kwjat, der mit einer Zeit von 1:22.948 Minuten nur Sechszehnter wurde, nicht für die Top 10. "Wir sind nicht, wo wir sein wollen. Aber es ist erst Freitag. Wenn wir jetzt wie immer an uns arbeiten, werden wir auch wieder weiter vorn sein", kommentiert der Russe das schwache Trainingsergebnis. Auch Sainz hofft, dass sich Toro Rosso noch steigern kann: "Das Mittelfeld ist eng beieinander. Wir sind nur zwei Zehntel davon entfernt, dort zu sein, wo wir hinwollen."

Toro Rosso: Leistungsdefizit auch in Ungarn ein Problem

Auch wenn der Hungaroring keine Power-Strecke ist, mache sich das Leistungsdefizit des STR11 doch stärker bemerkbar, als man dachte. "Die Rundenzeit, die wir auf den ersten drei Geraden verlieren, holen wir hinten raus nicht wieder rein", erklärt Sainz. Auch in den Kurven zwei und vier verliere man viel zu viel Zeit: "Wir waren mit viel Abtrieb unterwegs, das verschafft uns einen Vorteil in Sektor zwei und drei. Aber das bestraft uns härter auf den Geraden und in den besagten Kurven."


Fotos: Toro Rosso, Großer Preis von Ungarn


Technikchef James Key weiß um das Antriebsproblem: "Es war nie ein Vorteil für uns, eine etablierte, aber ein Jahr alte Antriebseinheit zu haben. Es war immer ein Nachteil." Ferrari selbst habe - wie viele andere Teams auch - seinen aktuellen eigenen Antrieb erfolgreich weiterentwickelt, aber Toro Rosso nicht davon profitieren können. Das räche sich auf der Strecke - und mache es von mal zu mal schwerer mitzuhalten. "Das ist zutiefst frustrierend", gibt Key zu, "aber wir wussten, was uns erwartet."

In Ungarn fehlt es bisher vor allem an der richtigen Balance. Das bestätigt auch Toro-Rosso-Rennleiter Phil Charles, der eine blockierende Front und fehlendes Tempo auf den Geraden als Hauptkrisenherde auf dem Hungaroring ausmacht. Daher seien weder die Short- noch die Longruns wirklich zufriedenstellend gewesen. Bei Sainz kam ein Problem mit der Energierückgewinnung hinzu, das dessen Rennsimulation am Nachmittag elf Minuten vor Ende der Session vorzeitig zunichte machte.

Neuer Asphalt für Sainz und Kwjat gewöhungsbedürftig

Etwas Positives kann Charles dem Tag dann aber doch noch abgewinnen: "Daniil war auf dem Longrun mit Softreifen etwas stärker. Das ist ein Hoffnungsschimmer, um das Auto weiter nach vorn zu bringen." Eine Hürde dabei ist allerdings auch der neue Asphalt, wie beide Toro-Rosso-Fahrer bemerken. "Es fühlt sich wie eine komplett neue Strecke an. Das stellt uns vor neue Herausforderungen", sagt Sainz. Ähnlich äußert sich Kwjat, der auf die nächtliche Datenanalyse vertraut, um Fehlerquellen auszuschalten.

Ob Toro Rosso beim Großen Preis von Ungarn damit die nötigen Zehntel findet und wichtige WM-Punkte zum Beispiel auf Force India gutmachen kann, um Platz fünf in der Konstrukteurswertung in Reichweite zu halten, bleibt abzuwarten. "Force India hat zuletzt einen wirklich guten Job gemacht und seine Möglichkeiten besser genutzt als wir", gibt sich Technikchef Key selbstkritisch. Mit der bisherigen Punkteausbeute sei man nicht glücklich, doch weitere Updates etwa am Chassis sollen folgen.

"Du kannst nicht mittendrin aufhören, du musst weiter pushen. Ich weiß, dass sich eine Lücke aufgetan hat während letzten paar Rennen. Dort haben sie (Force India; Anm. d. R.) viele Punkte gemacht. Aber das Gleiche kann auch uns gelingen, also werden wir nicht aufgeben", verspricht Key. Derzeit liegt Toro Rosso mit 41 Punkten auf Rang sechs der WM-Tabelle, Force India belegt mit 73 Zählern Platz fünf. In der Fahrerwertung rangiert Sainz (26) knapp vor Teamkollege Kwjat (23).

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