• 03.03.2005 12:21

Schumacher: "Werden recht konkurrenzfähig sein"

Michael Schumacher vor dem Saisonauftakt über seine Erwartungen, die Regeländerungen, Minardi und Melbourne

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Michael, du hast schon vor einigen Wochen erklärt, wie es ist, mit den neuen Autos zu fahren. Das war aber, bevor du die neuen Reifen gefahren bist. Wie fühlt es sich nun an?"
Schumacher: "Wir haben schon Ende 2004 begonnen, für 2005 zu testen, daher waren meine ersten Kommentare, dass ich mehr Rutschen, mehr Aufregung und ein härteres Arbeiten am Lenkrad erwarte. Aber ehrlich gesagt ist die Pace nicht weit weg von dem, was wir gewohnt sind. Wir sind wieder da, wo wir angefangen haben."

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher: Verhaltener Optimismus vor dem Saisonauftakt

Frage: "Also rutscht das Auto nicht mehr?"
Michael Schumacher: "Nein, tut es nicht, jedenfalls nicht so sehr wie beim ersten Test. Zunächst stellt man sich vor, dass es ein riesiger Schritt ist, aber dann arbeiten die Ingenieure sehr hart, um die Leistung wieder zurückzugewinnen, und dabei waren sie sehr erfolgreich."#w1#

Frage: "Vor einem Jahr hattest du vor dem Saisonstart einen sehr guten Test in Imola. Gab es in dieser Saison einen ähnlich guten Test, der einem die Richtung vorgeben könnte?"
Schumacher: "Wir waren ja gar nicht in Imola."

Ferrari mit Vorbereitungen zufrieden

Frage: "Es hat dort ja auch geschneit."
Schumacher: "Exakt. Die, die beim letzten Test in Valencia dabei waren, waren sicher etwas enttäuscht, denn die Bedingungen waren einfach furchtbar. Es gab so viel Wind, dass es fast unfahrbar war. Die Umstände waren für einen positiven Test also nicht gegeben."

Frage: "Aber der Test sollte schon ein Indikator werden."
Schumacher: "Nein, nicht wirklich, denn wir hatten den gesamten Winter über ein intensives Programm und haben eine konstante Vorbereitung gemacht. Wir sind sehr zufrieden damit, was wir haben, aber natürlich denkt man immer, dass man es noch besser machen kann."

Frage: "Hast du das Gefühl, dass ihr auf dem gleichen Niveau wie im vergangenen Jahr seid?"
Schumacher: "Nein, sicher nicht. Im vergangenen Jahr hatten wir ein neues Auto und das war ein sehr schnelles Spielzeug. Nun fahren wir ein älteres Auto, und ich bin sicher, dass viele Leute gerne so ein Auto hätten, aber wir freuen uns natürlich auf den neuen Boliden und ich bin mir sicher, dass es schneller sein wird."

Frage: "Welches Niveau erwartest du für die ersten Rennen?"
Schumacher: "Wir werden recht konkurrenzfähig sein, vielleicht aber nicht ganz an der Spitze. Das ist schwierig vorherzusagen, denn wir haben bei kalten Bedingungen getestet, aber Australien und Melbourne sind für gewöhnlich gut zu uns. Es scheint, als ob wir hier immer Extraleistung finden würden. Wir werden an der Spitze dranbleiben, ob das nun ganz vorn ist, oder als Zweiter oder Dritter, das werden wir herausfinden."

Rookies geben keinen Anlass zur Sorge

Frage: "Vielleicht eine Frage, die auch die 'GPDA' (Fahrergewerkschaft; d. Red.) betrifft: Narain Karthikeyan ist vom Ende der vergangenen Saison an nicht mehr gefahren, bis er im Jordan saß. Im Winter hatte er vielleicht vier Testtage, ihr dagegen sehr viel mehr. Bist du besorgt, dass ihr gegen Fahrer antreten müsst, die so wenig Erfahrung haben?"
Schumacher: "Ich denke, er hätte sich auch mehr Fahrzeit gewünscht, aber das war eben nicht der Fall. Ich sah ihn bei den Tests in Barcelona und habe in ein wenig beobachtet, er hat dort einen guten Job gemacht. Natürlich muss er mit seinem Auto mehr auf die Rückspiegel achten, aber das hat er auch gemacht. Er hat alles perfekt beachtet, daher denke ich, dass er dazu in der Lage ist. Renn- und Testsituationen unterscheiden sich zwar ein wenig, aber ich glaube, er hat einen guten Job gemacht."

Frage: "Es gibt 2005 ein neues Qualifying mit einem zweiten Einzelzeitfahren am Sonntagmorgen und addierten Zeiten. Was sagst du als Fahrer dazu?
Schumacher: "Wir sollten vielleicht erst die Erfahrung machen und dann darüber diskutieren. Noch sitzen wir ja hier und haben das noch nie bestritten. Wir sollten abwarten."

Frage: "Ron Dennis (McLaren-Teamchef; d. Red.) hat erklärt, dass es 2000 die Chance gab, dass du zu McLaren-Mercedes hättest wechseln können. Wie weit gingen die Verhandlungen und warum dachtest du zu diesem Zeitpunkt deiner Karriere an einen Wechsel?"
Schumacher: "Ja, es gab eine Anfrage von Ron, es kam aber nichts dabei heraus. Ich bin zufrieden hier und es ist nur normal, dass man in all den Jahren viele Gespräche hat. Er kommt immer wieder mal vorbei und begutachtet die Lage, so war es auch 2000, aber nicht nur da."

Frage: "Gab es noch weitere Anfragen?"
Schumacher: "Ja."

Frage: "Wann gab es denn die bisher letzte Anfrage?"
Schumacher: "Ich denke, es wäre nicht fair, da ins Detail zu gehen."

Minardi und die Starterlaubnis: "Keine schöne Sache"

Frage: "Minardi hat für das Rennen noch keine Starterlaubnis, da unter anderem Ferrari die Ausnahmeregelung nicht unterschreibt. Ist denn Minardi im Rennen eine Bedrohung für euch? Und welchen Ausgang der Gespräche zwischen Paul Stoddart (Minardi-Teamchef; d. Red.) und Jean Todt (Ferrari-Rennleiter; d. Red.) würdest du dir wünschen?"
Schumacher: "Das ist ihre Sache, es obliegt mir nicht, da hineingezogen zu werden. Was die erste Frage betrifft: Ich weiß, dass es gute Leute sind, und ich hatte auch mit Paul eine nette Begegnung, als er ein Versprechen einlöste und ich in den Doppelsitzer steigen durfte und viel Spaß mit einigen Freunden und meiner Frau hatte. Er ist sehr nett. Aber diese Angelegenheit ist nicht schön und man sollte sich sein eigenes Urteil darüber bilden."

Frage: "Wenn sie keine Bedrohung darstellen, warum sollte man sie dann ausschließen?"
Schumacher: "Spielst du Fußball?"

Frage: "Ich habe gespielt."
Schumacher: "Man stelle sich vor, es gäbe neue Regeln im Fußball, und alle würden mit zehn Spielern auflaufen. Es gibt aber ein Team, das nicht sehr gut ist. Würdest du akzeptieren, dass sie mit elf Leuten antreten?"

Frage: "Wenn sie mit auf den Rücken gebundenen Armen spielen, ja."
Schumacher: "Ich denke, dass man das nicht ernsthaft diskutieren kann."

Frage: "Machst du dir Sorgen über die Leistung von Ferrari und Bridgestone über nur eine schnelle Runde, und welchen Einfluss hat die Startposition bei den neuen Regeln auf das Rennen?"
Schumacher: "Das Qualifying ist immer wichtig, aber ob es ähnlich wichtig ist wie zuvor, werden wir herausfinden. Man mag das Wochenende und das Rennen vielleicht anders angehen. Unsere Leistung im Qualifying war im vergangenen Jahr nicht sonderlich gut, wie müssen herausfinden, wie es nun ist."

Frage: "Ferrari ist das einzige Top-Team auf Bridgestone-Reifen. Ist das ein Nachteil gegenüber den sieben Michelin-Teams?"
Schumacher: "Ich bin mir nicht sicher, ob man es einen Nachteil nennen sollte, aber für uns war damit viel Arbeit verbunden."

Frage: "Aber es stellt sich schon wie ein Nachteil dar."
Schumacher: "Es könnte auch ein Vorteil sein, wenn ein großes Unternehmen nur hinter einem großen Team steht. Bisher lief das ziemlich gut."

Melbourne ist ein "wundervoller Ort"

Frage: "Das Rennen in Melbourne findet zum zehnten Mal statt. Bei der ersten Austragung bist du dein erstes Rennen für Ferrari gefahren. Kannst du uns einige Eindrücke aus dieser Zeit und den Grand Prix in Melbourne schildern?"
Schumacher: "Nun, ich hoffe, dass es besser als am Anfang läuft. Melbourne ist für uns immer eine großartige Austragungsstätte. Meine Liebe zu diesem Ort war nicht von Anbeginn da, aber sie wuchs. Die Umgebung ist so positiv und es ist ein wundervoller Ort. Man sieht die Orte, an denen wir testen, und die Temperaturen dort. Dann freut man sich, nach Melbourne gehen zu dürfen. Es ist eine gute Stadt, mit einem guten Geist und netten Leuten."

Frage: "Wie sehr haben sich in den zehn Jahren die Dinge für dich im Team geändert?"
Schumacher: "Sehr stark natürlich. Es war mein Start mit einem neuen Team. Aber wir haben starke Beziehungen aufgebaut. Im Team herrscht eine fantastische Harmonie, und die hat sich in diesen Jahren entwickelt."

Frage: "Glaubst du, dass es für den Sport gut wäre, wenn du in diesem Jahr nicht dominieren würdest?"
Schumacher: "Ich denke, dann würde ich viele Leute enttäuschen."

Frage: "Aber andere würden darüber gar nicht enttäuscht sein."
Schumacher: "Das ist eine Frage des Standpunktes, denn wir bekommen sehr viel Unterstützung."