Heute stattet Stoddart Todt einen Besuch im Hotel ab

Um doch noch die Erlaubnis für einen Minardi-Start in Australien zu bekommen, will Paul Stoddart heute Abend Jean Todt umstimmen

(Motorsport-Total.com) - "Hoffentlich stimmt er zu, denn es wünscht sich wirklich niemand Schwierigkeiten beim Grand Prix in Melbourne", sagte Minardi-Teamchef Paul Stoddart vor einigen Tagen gegenüber 'F1Total.com', als wir ihn darauf angesprochen haben, wie es denn nun um das drohende Ferrari-Veto gegen einen Start des kleinsten Formel-1-Teams bestellt ist. Seit gestern steht fest: Ferrari zieht den Einspruch nicht zurück.

Titel-Bild zur News: Paul Stoddart

Paul Stoddart muss weiterhin um sein Antreten beim Heim-Grand-Prix zittern

Der italienische Traditionsrennstall müsste lediglich eine von Stoddart aufgesetzte Liste aller anderen neun Teams unterschreiben, was bis auf Ferrari schon alle gemacht haben. Todt scheint nun aber Rache üben zu wollen für Stoddarts teilweise doch recht heftige Kritik an den Roten aus Maranello. Ein erstes Telefonat zwischen Stoddart und Todt ist Anfang der Woche ergebnislos verlaufen, nun will der Minardi-Teamchef aber seinen Kollegen abends im Hotel aufsuchen.#w1#

Gipfeltreffen Stoddart/Todt in einem Melbourner Hotel

"Heute Nacht werde ich Todt im Hotel besuchen", so der Australier. "Ich hoffe, dass wir das alles im Hotel, also abseits der Strecke, aussortieren können, damit ich morgen sagen kann, 'Wir haben zehn Unterschriften'. Ohne seine Unterschrift stecken wir in Problemen. Sie halten mich vom Rennen fern, aber hoffen wir, dass es bald vorbei ist." Ferrari unterschrieb bisher mit der Begründung nicht, dass solche Entscheidungen Sache der FIA seien, die FIA wiederum kann eine Starterlaubnis unter solchen Umständen jedoch nur mit Zustimmung aller anderen Teams erteilen.

Minardi plant bekanntlich den Einsatz von Fahrzeugen nach 2004er-Reglement, weil das neue Auto nicht rechtzeitig fertig geworden ist. Ausschlaggebend dafür war die späte Bekanntgabe der neuen Bestimmungen für 2005 - eine Herausforderung, die das finanzschwächste Formel-1-Team nicht zeitgerecht meistern konnte. Dennoch sind bis auf Ferrari alle bereit, ein Auge zuzudrücken, weil die Truppe aus Faenza selbst mit dem 2004er-Auto nicht vorne mitmischen wird.

Die Technische Abnahme der FIA hat Minardi gestern übrigens erwartungsgemäß überstanden, denn obwohl man mit einem PS04B-Chassis aus der vergangenen Saison antreten will, hat man immerhin die 2005er-Sicherheitsbestimmungen berücksichtigt: "Seitens der FIA ist alles erledigt", bestätigte Stoddart. "Das Auto entspricht den Sicherheitsauflagen der Saison 2005. Max Mosley hat zwar gesagt, dass die FIA uns mit diesem Bodywork nicht fahren lassen wird, aber davon sind sie offenbar abgewichen."

Friesacher hofft auf einen Einsatz des alten Fahrzeugs

Für Notfälle hat Minardi auch das 2005er-Aerodynamikpaket dabei, welches jedoch noch ungetestet ist und laut Teamauskunft ein Sicherheitsrisiko darstellen würde. Patrick Friesacher äußerte sich dazu folgendermaßen: "Wenn wir hier mit altem Auto fahren können, sind wir vermutlich nicht so schlecht dabei. Wenn man uns zwingt, die neuen Aerodynamikteile zu verwenden, wird es schwierig", wird der Österreicher von der 'apa' zitiert.

Vorerst heißt es also abwarten, ob Todt doch noch seinen Sanktus gibt oder nicht: "Ich bin zuversichtlich", sagte Stoddart, "wenn auch nicht überheblich. Aber ich glaube, dass nicht einmal Todt die Sache noch mehr aufblasen kann. Es gibt schon Fans, die damit drohen, Ferrari-Flaggen zu verbrennen und so weiter. Ich hatte gedacht, dass Todt unterschreiben würde, aber am Telefon hat er gesagt, 'Ich werde nicht unterschreiben, denn du hast in den letzten drei Monaten viel über uns geschimpft'. Und dann hat er einfach aufgelegt."

Ecclestone garantiert bei jedem Grand Prix 20 Autos am Start

Trotz der anhaltenden Diskussionen über den Minardi-Start ist mit hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass eine Ausnahmeregelung gefunden wird, weil sich niemand einen Skandal gleich beim ersten Saisonrennen wünscht. Außerdem garantiert Bernie Ecclestone in seinen TV-Verträgen mindestens 20 Fahrzeuge am Start eines jeden Grand Prix, was ohne Minardi mit nur 18 Autos von neun verschiedenen Teams nicht erfüllt wäre.

Ganz einig ist man sich im Fahrerlager aber nicht, ob man Minardi tatsächlich fahren lassen sollte. Michael Schumacher gehört zum Beispiel zu den Gegnern einer Ausnahmeregelung: "Angenommen, sie machen im Fußball eine neue Regel, nach der man nur mit zehn Mann spielen darf, aber ein Team, das nicht so gut ist, möchte weiterhin mit elf Mann spielen. Würde man akzeptieren, dass die tatsächlich weiterhin mit elf Mann spielen dürfen?"