• 08.07.2004 10:03

Schumacher: Vom jungen Wilden zum Superstar

Michael wurde geboren, um Autorennen zu fahren, meint Manager Willi Weber - und hat damit sicherlich nicht ganz unrecht

(Motorsport-Total.com) - Sonntag, 4. Juli 2004: Nach 70 heißen Runden auf dem Circuit von Magny-Cours wird der sechsmalige Formel-1-Champion Michael Schumacher als Sieger abgewinkt. Den Triumph, den 79. seiner traumhaften Formel-1-Karriere, verdankt der 35-jährige Rheinländer diesmal nicht nur seinem schweren Gasfuß, denn die Grundlage für den Erfolg ist seine Vier-Stopp-Strategie, mit der die Scuderia Ferrari alle Gegner aufs Kreuz legt.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher ist der erfolgreichste Formel-1-Pilot aller Zeiten

Sonntag, 5. Juli 1992: Beim Start für den GP von Frankreich steht der deutsche Nachwuchs-Pilot Michael Schumacher am Steuer seines Benetton-Ford B192 auf Platz fünf. Auf der Pole-Position lauert Nigel Mansell und auch Riccardo Patrese, Ayrton Senna sowie Gerhard Berger haben bessere Ausgangspositionen als Schumacher.#w1#

Schumacher schreckte nicht vor Senna zurück

Als das Feld im Verlauf der Startrunde die Haarnadelkurve 'Adelaide' anbremst, attackiert der Deutsche respektlos den großen Ayrton Senna. Auf der Innenbahn will er den Brasilianer austricksen. Doch der gibt keinen Zentimeter nach, und als er die Rechtskehre einlenkt, rammt ihn die Haifischschnauze des Benetton. Senna ist out, Schumacher holt sich an den Boxen einen neuen Frontflügel.

Als das Rennen nach 20 Runden wegen Regens unterbrochen wird, knöpft sich Senna den germanischen Rammbock vor. Minutenlang redet er auf den Deutschen ein. "Du hast heute Mist gebaut", schimpft er, "du musst noch viel lernen!"

Schumacher: Keiner ist so erfolgreich wie er

Ob es der Empfehlung des schnellen Mannes aus Sao Paulo bedurfte, ist unwahrscheinlich. Fakt ist: Michael Schumacher hat seitdem viel gelernt. Der größte Sohn Kerpens ist zu einem Sportler von Weltruhm avanciert und wird als der Formel-1-Pilot des letzten und des laufenden Jahrhunderts gefeiert. Die Stimmen, die behaupten, dass man in der Szene "einen wie ihn" möglicherweise niemals mehr zu sehen bekommt mehren sich von Schumi-Sieg zu Schumi-Sieg.

13 Formel 1-Erfolge fehlen ihm noch, dann hat er ebenso oft gewonnen wie Alain Prost und Ayrton Senna gemeinsam... Um zu verstehen, was das bedeutet, muss man wissen, dass das französisch-brasilianische Duo in der ewigen Siegerliste hinter Schumacher auf den Plätzen zwei und drei rangiert.

Kann man für Erfolg schuldig gesprochen werden?

Wurde dem deutschen Seriensieger noch vor zwei Jahren vorgeworfen, er raube der Formel 1 durch seine Dominanz die Spannung, so haben die Kritiker inzwischen längst die wahre Problematik erkannt: Vorwürfe sind an die Adresse der Konkurrenz zu richten. Auch ein Muhammad Ali, eine Steffi Graf oder ein Lance Armstrong brauchten oder brauchen sich schließlich nicht für ihre herausragenden Leistungen zu rechtfertigen.

Die generelle berufliche Erfolgsformel, von der auch Michael Schumacher profitiert, brachte erst kürzlich der dreimalige Formel-1-Ex-Weltmeister Niki Lauda auf den Punkt: "Der Anfang ist die Motivation. Sie ist die wichtigste Voraussetzung für ausgezeichnete Leistungen, und ausgezeichnete Leistungen ziehen eine entsprechende finanzielle Entlohnung nach sich."

Auch Schumacher musste Opfer erbringen

An der notwendigen Motivation fehlte es Michael Schumacher nie. Als jugendlicher Kartsportler legte er sich - angetrieben von niemandem als sich selbst - derart ins Zeug, dass er sich später einer Operation im Bereich der überstrapazierten Kniegelenke unterziehen musste. Als Grundlage addiert sich das Talent hinzu. Diesen Faktor bringt Schumacher-Manager Willi Weber auf den kurzen Nenner: "Der liebe Gott hat Michael aus dem einen Grund zur Welt kommen lassen, Autorennen zu fahren.

Motivation und Talent reichen natürlich nicht aus, um auf Anhieb absolute Spitzenleistungen bringen zu können. Anders sind frühe Patzer des Super-Stars - wie die übermotivierte Attacke gegen Senna im Juli 1992 - nicht zu erklären. Woran es ihm damals mangelte, war die notwendige Erfahrung. Und auf diesem Sektor wendet er einen ganz speziellen Trick an. Er verwechselt Erfahrung nicht mit möglicherweise einlullender Routine und lernt permanent bewusst hinzu.

Lorbeeren erntet Schumacher, ruht sich aber nicht auf diesen aus

Und bis heute hat er es sich nicht erlaubt, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen. Nur Minuten nach seinem jüngsten Coup in Magny-Cours sagte er: "Die kommenden Rennen werden sehr hart, denn die Gegner haben mächtig aufgeholt." Auch er weiß: Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das Hauptfeld den Ausreißer Michael Schumacher eingeholt hat. Selbst ein Muhammad Ali fand irgendwann seinen Gegner...

Vom 23. bis zum 25. Juli gastiert die Formel-Schumi auf dem Hockenheimring. Michael Schumacher wird dann seinen zwölften Formel-1-WM-Lauf auf der badischen Traditions-Piste bestreiten. Gewinnen konnte er den Großen Preis von Deutschland bisher "nur" zweimal. Vor dem Hintergrund dieser für ihn mageren Ausbeute wird es sicherlich nicht an der notwendigen Motivation mangeln, die seine Fans von ihm erwarten.

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