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Schumacher: "Vielleicht kann so etwas sogar helfen"
Michael Schumacher im Interview über das FIA-Urteil und die Folgen, den Schaden, den die Formel 1 genommen hat, und Magny-Cours
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Michael, du hast hier bereits siebenmal gewonnen, aber erst einmal von der Pole Position. Macht das diese Strecke zu einer deiner liebsten?"
Michael Schumacher: "Magny-Cours war - ähnlich wie Kanada - meistens gut zu mir, aber ich denke, es ist ziemlich klar, welche meine Lieblingsstrecke ist..."

© xpb.cc
Schumacher sieht die Konsequenzen des US-Skandals eher gelassen
Frage: "Die Gegend ist schon ziemlich trist, nicht wahr?"
Schumacher: "Die meisten Journalisten sind gezwungen, in der Stadt zu leben, können das Landleben nicht genießen. Hier werden sie natürlich damit konfrontiert. Aber in Wirklichkeit genießen sie es, glaube ich."#w1#
Aerodynamik und Reifen die wichtigsten Faktoren
Frage: "Was sind hier die entscheidenden Faktoren?"
Schumacher: "Aerodynamik, noch mal Aerodynamik, Reifen. Der Motor ist derselbe wie in Indianapolis."
Frage: "Was geht dir unter diesen eigenartigen Umständen vor dem Rennen hier durch den Kopf?"
Schumacher: "Es ist ein neues Wochenende. Ich freue mich darauf."
Frage: "19 Fahrer haben gestern eine Petition unterschrieben und damit die Ansicht der Michelin-Teams unterstützt. Deine Unterschrift ist eine der fehlenden. Warum?"
Schumacher: "Soweit ich weiß, war das eine Initiative von Renault. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass mich deswegen jemand angerufen hätte. Das hätte mich aber ohnehin überrascht. Ich will nur eines klarstellen: Das war keine Aktion der GPDA (Fahrergewerkschaft; Anm. d. Red.). Ich denke, es gibt darüber eben unterschiedliche Ansichten, was ganz normal ist. Ich hätte nicht unterschrieben. Einige der Punkte standen nie wirklich zur Diskussion."
Petition: "Die GPDA hatte damit nichts zu tun"
Frage: "Glaubst du, dass das die GPDA schwächen könnte?"
Schumacher: "Noch einmal: Die GPDA hatte damit nichts zu tun, denn das ist keine Angelegenheit von Streckensicherheit oder eines anderen Problems, welches man beheben müsste. Es handelt sich ganz einfach um ein mechanisches Problem, das einige Teams betrifft. Das geht die GPDA nichts an. Das Dokument wurde zwar auch unter den GPDA-Mitgliedern verteilt, aber es waren nur wenige, die daran interessiert waren."
Frage: "Wie siehst du das gestrige Urteil der FIA grundsätzlich?"
Schumacher: "Es ist in gewisser Hinsicht eine logische Konsequenz. Es hat jemand einen Fehler gemacht, den man nicht direkt belangen kann, und nun ist die Entscheidung offensichtlich vertagt worden."
Frage: "Durch Indianapolis bist du in der Weltmeisterschaft näher an Fernando Alonso und Kimi Räikkönen herangerückt. Wie kann das Titelduell noch zu einem Dreikampf werden? Braucht es dafür hier einen weiteren Sieg?"
Schumacher: "Ich denke, dafür braucht es mehr als nur einen weiteren Sieg, um ehrlich zu sein. Aber das wäre schon mal ein guter Anfang. Ich denke, dass wir vielleicht noch einmal eine Chance bekommen könnten, weil wir uns wirklich gesteigert haben. Das war am Anfang des Jahres noch nicht unbedingt abzusehen, auch wenn ich die Flinte nie ins Korn geworfen habe. Für mich war die Sache doch schon recht schwierig, aber jetzt ist es wieder ein bisschen einfacher geworden. Wenn unser Auto und das Gesamtpaket besser werden, sodass wir wieder konstant Siege einfahren können, dann haben wir vielleicht noch eine wirklich gute Chance."
"Haben schon beträchtliche Fortschritte gemacht"
Frage: "Wie konkurrenzfähig wirst du hier deiner Meinung nach sein?"
Schumacher: "Wir haben in den vergangenen paar Monaten sehr hart gearbeitet, wie man sehen kann. Das ist offensichtlich. Wir haben auch schon beträchtliche Fortschritte gemacht, und ich hoffe, dass uns die nächsten Fortschritte wieder ganz nach vorne bringen werden. In Indianapolis haben wir schon recht gut ausgesehen. Hier könnte es noch einmal besser sein. Ob es reichen wird, werden wir sehen."
Frage: "Wie repräsentativ war eure Rennzeit in Indianapolis, wenn ein volles Feld angetreten wäre?"
Schumacher: "Sagen wir es so: Im ersten und letzten Stint hatte ich die Situation unter Kontrolle, daher bin ich nicht den maximalen Speed gegangen, aber in der Phase der Boxenstopps und im Mittelstint sind wir ziemlich repräsentative Zeiten gefahren. Ich glaube, dass wir auch unter normalen Umständen sehr nahe dran gewesen wären. Platz eins oder zwei wäre in meinen Augen realistisch gewesen. Wir haben uns seit Indianapolis noch einmal gesteigert. Jetzt muss man abwarten, inwieweit sich die anderen Teams auch gesteigert haben, denn die Formel 1 ist ein ständiges Wettrüsten. Wer da die besseren Karten hat, das wird sich am Wochenende zeigen."
Positiver Effekt für die Formel 1 durch Indianapolis 2005?
Frage: "Was muss die Formel 1 tun, um in den USA wieder Vertrauen zu erlangen?"
Schumacher: "Es ist ziemlich offensichtlich, was passiert ist, aber ich glaube dennoch, dass die Formel 1 eines Tages in die USA zurückkehren und einen sehr starken Eindruck machen wird. Ich kenne den Kalender für nächste Saison nicht, sehe aber keinen Grund, weshalb wir nicht dort ein Rennen fahren und eine gute Show bieten sollten, wie wir das früher auch getan haben. Außerdem ist in den Staaten so viel über die Formel 1 geredet worden, dass wir dadurch vielleicht mehr Menschen als bisher erreicht haben."
Frage: "Aber wie wollt ihr das Vertrauen der Fans zurückgewinnen?"
Schumacher: "Es gibt viel, was man tun kann. Tatsache ist: Ein Reifenhersteller hatte ein Problem und die Autos dieses Reifenherstellers konnten daher nicht antreten. Das ist ganz einfach. Man sollte darum nicht mehr Casino veranstalten als vorhanden ist. Es ist im Endeffekt wie bei einem Sportler oder einem Athleten, der sich auch einmal verletzen oder sich ein Muskelproblem zuziehen kann."
Frage: "Es gibt den Vorschlag, Ende des Jahres ein nicht zur Weltmeisterschaft zählendes Ersatzrennen in Indianapolis abzuhalten. Was sagst du dazu?"
Schumacher: "Es hat keinen Sinn, über solche Stories zu sprechen. Reden wir lieber über Fakten, nicht über Gerüchte."
Aufgabe in Indianapolis stand nie zur Diskussion
Frage: "Die Fans haben irgendwann Gegenstände auf die Strecke geschleudert. Hast du da daran gedacht, auszusteigen und aufzugeben?"
Schumacher: "Nein, denn es waren nie beunruhigend viele Gegenstände. Es waren nur kleine Plastikbecher. Da und dort konnte man auch Bier riechen, aber nicht sehen. Um tatsächlich ein Auto zu treffen, müsste man schon sehr viel Glück haben, denn wir sind ja so schnell. Nein, das hat mich ehrlich gesagt nicht beschäftigt."
Frage: "Die TV-Einschaltziffern waren zu Beginn des Rennens in Amerika und auch weltweit höher als sonst. Woran liegt das deiner Meinung nach?"
Schumacher: "Gute Frage. Du solltest diese Frage selbst besser beantworten können! Ich weiß es wirklich nicht."
Frage: "Wie groß ist der Schaden, den die Formel 1 aus der Geschichte genommen hat?"
Schumacher: "In meinen Augen nimmt die Formel 1 keinen großen Schaden. In Amerika haben anscheinend sogar mehr Zuschauer als sonst die Übertragung verfolgt, wie du sagst, in Italien und Deutschland sind die Zahlen auch nicht eingebrochen. Alles in allem wird viel über die Formel 1 geredet. Auch wenn es natürlich Kontroversen sind: Vielleicht kann so etwas der Formel 1 sogar helfen! Es kann nicht immer nur positive Schlagzeilen geben, denn es gibt nun einmal Menschen, die Fehler machen. Daraus resultieren solche Dinge - und darüber wird berichtet. Es läuft immer wieder auf einen Punkt hinaus: Ein Reifenhersteller hatte Probleme, der andere nicht. Also sind wir gefahren."
Schumacher sieht Indianapolis als "außergewöhnliches Rennen"
"Ich sage nicht, dass die Formel 1 im Moment keinen Schaden abbekommt, aber wenn man sich das Ganze mit ein bisschen Abstand in zwei, drei Jahren ansehen wird, glaube ich nicht, dass das weiterhin als schlimme Sache angesprochen wird, sondern dass es ein Teil der Formel 1 ist, wo mal ein außergewöhnliches Rennen stattgefunden hat."
Frage: "Welche Weisheiten kannst du deinem Bruder zu seinem 30. Geburtstag mitgeben?"
Schumacher: "Ich glaube, die größte Weisheit erringt man, wenn man Erfahrungen selber macht."

