• 30.06.2007 14:03

  • von Britta Weddige

Schumacher: "Es gibt sehr vielseitige Möglichkeiten"

Ferrari-Berater Michael Schumacher im Mediengespräch über sein "neues Leben", die Runden mit Zinédine Zidane und seine Zukunftsplanungen in der Formel 1

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Wie geht es Ihnen als Formel-1-Rentner?"
Michael Schumacher: "Ganz gut."

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher mit Zinédine Zidane

Michael Schumacher drehte mit Zinédine Zidane Show-Runden

Frage: "Wir haben Sie ein paar Mal gesehen aber lange nichts gehört - warum?"
Schumacher: "Ich nehme am öffentlichen Leben im Prinzip ja nicht Teil, das ist auch ganz bewusst so, weil ich im Prinzip schon immer das ruhige Leben bevorzugt habe."

Frage: "Wie ruhig ist es denn wirklich? Sie waren ein paar Mal an der Strecke und da ist es ganz schön hektisch zugegangen. Ich denke, dass Sie ja immer noch der eine oder andere erkennt..."
Schumacher: "Ja, das ist schon richtig. Im Team habe ich sicherlich eine definierte Rolle. Die aber an sich auch beinhaltet, dass ich mich nicht wie vielleicht andere Ex-Fahrer vor die Kamera stelle und Interviews gebe."#w1#

"Diese Situation wäre in gewisser Weise auch kontraproduktiv. Ich hoffe nicht, dass sich die Fans dadurch vernachlässigt fühlen. Es geht mir sicherlich nicht darum, dass ich die Fans vielleicht vergessen würde, sondern ganz einfach darum, dass das für meine ganze Arbeit einfach besser ist."

Frage: "Können Sie konkretisieren, was Sie genau machen?"
Schumacher: "Ich bin im Prinzip bei den Teammeetings mit dabei, war bei den letzten drei Rennen mit dabei und gebe eine interne Beratung, bei der meine Erfahrung, die in all den Jahren entstanden ist, dazu beitragen soll, dass wir einen besseren Job als die anderen machen. Wie gesagt, wenn man dann in meiner Position über bestimmte Dinge redet, dann kann das eine gewisse Unruhe mit sich bringen, und diese versuche ich so gut wie möglich zu vermeiden."

Frage: "Wie viel Spaß macht Ihnen die neue Aufgabe bei Ferrari?"
Schumacher: "Das ist eine interessante Sache und ich bin sicherlich mehr und mehr dabei, neue Dinge zu erleben, bevor ich auf mein Zubrot zusteuern kann. Es gibt bei Ferrari sehr vielseitige Möglichkeiten, aktiv zu sein. Ich bin in diesem Stadium noch ziemlich am Anfang und erlebe jetzt all diese neuen Dinge, um nach etwas Abstand und einer gewissen Zeit zusammen mit dem Team herauszukristallisieren, wo man mich im Team am effizientesten und am besten einsetzen kann, wie viel Zeit ich bereit bin, Zeit herzugeben. Was interessiert mich, was interessiert das Team?"

"Das sind sicherlich Dinge, die wir Ende des Jahres diskutieren werden. Aber es gibt viele interessante Bereiche, die ich vorher gar nicht so richtig mitbekommen habe, da man sich so sehr in sein Element vertieft, dass man gewisse Arbeiten, die drumherum passieren, gar nicht mitbekommt. Nun habe ich die Möglichkeit, das aus einer anderen Perspektive zu sehen."

Frage: "Ferrari liegt in der Konstrukteursmeisterschaft momentan hinter McLaren-Mercedes. Wie sehen Sie die Chancen, dass dieser Rückstand noch aufgeholt werden kann?"
Schumacher: "Ich denke, dass wir noch relativ früh in der Saison sind, und warum sollte nicht noch der Umkehreffekt eintreten?

Frage: "Sie haben hier auf dieser Strecke achtmal gewonnen, was ist Ihnen bei Ihrer Runde mit Zinédine Zidane durch den Kopf gegangen?"
Schumacher: "Ich habe nicht über die Vergangenheit nachgedacht sondern ganz einfach Spaß daran gehabt. Und es war natürlich schön, dass wir für die 'ICM' und die Organisation von Zinédine Zidane vielleicht nochmal einen Schritt nach vorn machen konnten."

Frage: "Sammeln Sie auch als Mensch neue Erfahrungen, wenn Sie sich um Dinge wie das 'ICM'-Projekt kümmern können?"
Schumacher: "Ich kümmere mich ja nicht nur um solche Dinge, ich habe natürlich in erster Linie meine Familie, um die ich mich kümmere. Alles andere kommt dann sicherlich danach. Ich habe sicherlich etwas mehr Zeit, die ich nun aufbringen kann. Ich habe nun auch mehr Ruhe dafür, denn zuvor war es eigentlich eine Termin-Abhetzerei, da man auch jede Menge anderer Dinge zu erledigen hat. Ich konnte mich auch im Kopf nicht so sehr damit auseinander setzen."

Frage: "Wie erleben Sie denn so ein Wochenende? Das ist für Sie ja eine neue Situation - die Autos fahren und eigentlich ist das ja immer Ihr Arbeitsplatz gewesen. Fährt man da im Geist noch mit?"
Schumacher: "Der Geist ist ein gutes Stichwort, und das ist auch der Grund, warum wir zum Beispiel heute hier sind. Da gibt es ja die Organisation 'ICM', für die ich heute zusammen mit Zidane ein paar Runden gefahren bin. Da fährt der Geist, der Kopf, die Hände, da fährt alles mit. Wenn man an der Boxenmauer sitzt, dann kann man sich in die Situation sehr gut hineinversetzen, was da draußen vor sich geht."

Frage: "Empfinden Sie es als schade, dass in Zukunft in Magny-Cours nicht mehr gefahren wird?"
Schumacher: "Im Prinzip ist es immer schade, wenn man Rennstrecken wegnehmen muss, aber auf der anderen Seite bieten sich interessante Alternativen, zumindest war das in der Vergangenheit oft so."

Frage: "Erinnert Sie Lewis Hamilton ein bisschen an Ihre Anfänge?"
Schumacher: "Jetzt kommen wir genau in dieses Thema rein, dass es überhaupt keinen Sinn macht, über jemand anderen zu reden. Für Sie ist das vielleicht wichtig, für mich ist es wichtig, dass ich unser Team berücksichtige, alles andere ist für mich sekundär."

Frage: "Wir haben erste Bilder von Corinnas Ranch und dem Pferdeturnier gesehen, das ist ja wirklich beeindruckend, was da entstanden ist. Sind Sie stolz auf ihre Frau?"
Schumacher: "Da bin ich natürlich sehr stolz darauf, sowohl auf meine Frau als auch auf meine Tochter, dass sie Spaß an diesem Sport haben. Für die Harmonie und die Atmosphäre in unserer Familie ist das ein ganz wichtiger Bestandteil. Dass man das dann auch noch so im Wettbewerb umsetzen kann, so wie das meine Frau und meine Tochter machen, darauf kann man nur stolz sein."

Frage: "Sie sind es ja als Rennfahrer gewohnt zu kämpfen - wie sehr begeistert Sie es, dass Ihre Frau versucht, an der Spitze mitzumischen?"
Schumacher: "Ich denke, dass der Ehrgeiz, etwas gut zu machen, in dieser Familie in jeder Hinsicht vorhanden ist. Ob man letztendlich Erster wird oder nicht, ist für meine Frau nicht ganz so wichtig. Uns ist es eher wichtig, dass es der Familie und den Pferden gut geht. Wenn dann noch eine gute Platzierung dabei heraus kommt, dann ist es umso besser. Es ist nicht so, dass wir das so Ernst nehmen, dass es auf Kosten andere Dinge gehen würde."

Frage: "Sind Sie ein geduldiger Ehemann oder jemand, der antreibt?"
Schumacher: "Nein, im Gegenteil. Ich habe es auch in der Vergangenheit genießen dürfen, dass mich Corinna in jeder Situation unterstützt hat, mich aber auch angetrieben hat. Warum sollte ich da jetzt etwas anderes machen?"