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  • 07.12.2006 12:40

Schumacher: Erleichterung und Selbstkritik

Michael Schumacher über die Reue nach Fehlern und die Leichtigkeit des Rücktritts - Weber, Brawn und Häkkinen zu Gast bei 'stern TV'

(Motorsport-Total.com/sid) - Den Rammstoß gegen Jacques Villeneuve im WM-Finale 1997 hat der zurückgetretene Rekordweltmeister Michael Schumacher im Rückblick als den größten Fehler seiner einzigartigen Karriere bezeichnet. "Das war eine Sache, die würde ich heute anders machen", sagte Schumacher selbstkritisch bei seiner Abschiedsshow in der 'RTL'-Sendung 'stern TV' am Mittwochabend.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher bereut den Formel-1-Rückzug noch nicht

Schumacher war damals öffentlich hart kritisiert worden, wobei sich die Vorwürfe in erster Linie dagegen gerichtet hatten, dass er nicht eingestehen wollte, einen Fehler gemacht zu haben. "Ich bin nicht jemand, der unmittelbar danach etwas analysieren, zugeben oder darlegen kann. In gewissen Situationen brauche ich Zeit, dass ich sie verarbeiten und mir darüber klar werden kann, was für einen Mist ich gemacht habe", erklärte der 37-Jährige.#w1#

Schumacher nun "wesentlich gelöster"

Den Abschied aus der Formel 1 nach fast 16 Jahren, 250 Rennen, 91 Grand-Prix-Siegen und sieben WM-Titeln hat er dagegen nicht bereut. "Es ist schon eine gewisse Erlösung für mich, weil natürlich mit dem Sport auch sehr viele Verpflichtungen verbunden sind und Ansprüche, die ich an mich selbst gestellt habe", sagte Schumacher den in der Spitze bis zu 4,1 Millionen TV-Zuschauern: "Dieser Druck, den man sich ständig selbst macht, ist etwas, was einem permanent im Kopf rumschwebt, egal, wo, egal, wann, egal, wie. Dass ich dieses Gefühl nicht mehr habe, ist das, was sich für mich bis jetzt verändert hat. Deshalb bin ich wesentlich gelöster."

Ende 2005 habe er sich erstmals wirklich Gedanken über sein Karriereende gemacht, verriet Schumacher. "In diesem Jahr ist dann die Entscheidung gereift, dass ich dieses Gefühl des ständigen Drucks, des Kampfes auch mit mir selbst nicht mehr haben möchte", meinte der erfolgreichste Formel-1-Pilot aller Zeiten. "Ich habe nie ein Problem damit gehabt, dass dieser Tag irgendwann kommen würde. Ich habe immer gesagt, ich höre auf, wenn einer kommt, der mich versägt. Zum Glück ist der nicht gekommen", meinte der 37-Jährige. In seiner letzten Saison hatte er Renault-Pilot Fernando Alonso noch einmal einen großen Kampf um den WM-Titel geliefert.

Überraschungen zum Abschied

'RTL' hatte zu Ehren des Champions noch einmal viele Personen aus seinem privaten und sportlichen Leben eingeladen. Ferraris Technischer Direktor Ross Brawn war ebenso gekommen wie Schumachers Lieblingsgegner Mika Häkkinen, der dem Kerpener für ihn selbst und seine beiden Kinder Gina-Maria und Mick drei Einräder schenkte.

Schumachers Manager Willi Weber erinnerte sich noch einmal daran, wie er die Karriere seines Schützlings angeschoben und mit Michael vor dessen erstem Formel-1-Rennen in Spa in der Jugendherberge übernachtet hatte. "Ich habe viel mehr von ihm profitiert als anders herum", meinte Schumacher: "Der Willi war damals schon aus dem Gröbsten raus." Weber erklärte, er habe seinerzeit gerne in Schumacher einen Millionenbetrag investiert: "Ich habe schnell erkannt, dass Michael ein Ausnahmetalent ist. Mein Bauchgefühl hat mir gesagt: Das Geld kriege ich zurück."