• 07.07.2005 20:31

Schumacher: "Ein komisches Gefühl"

Der Weltmeister über die Anschläge in London, die Erfolgsaussichten in Silverstone, die schwankende Leistung von Ferrari und den WM-Titel

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Wie hast du die heuten Anschläge in London mitbekommen?"
Michael Schumacher: "Es ist schon ein komisches Gefühl, darüber nachzudenken, dass Corinna und ich heute Morgen gegen zirka neun Uhr beim Frühstück saßen und dann zum Helikopterplatz gegangen sind, um zu den Veranstaltungen von 'Shell' und 'Vodafone' zu reisen, und davon eigentlich gar nichts mitbekommen haben. Erst ein, zwei Stunden später haben wir die ersten Informationen dazu bekommen. Wenn man bedenkt, wie nah wir dran waren, dann macht man sich schon Gedanken. Auf der anderen Seite denkst du dir dann, dass es Schicksal ist. Es sollte eben so sein. Für mich ist es auch schwierig zu wissen, was wirklich passiert ist. Erst in ein paar Tagen, wenn die Ausmaße wirklich zu erfassen sind, wird man wissen, was genau passiert ist."

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher hofft, dass die Verbesserungen in Silverstone greifen

Frage: "Machst du dir angesichts der Anschläge auch Sorgen um die Sicherheit hier in Silverstone?"
Schumacher: "Ich würde nicht unbedingt behaupten, dass die Sicherheit hier gefährdet ist. Nach diesen Geschehnissen glaube ich schon, dass man in England extrem darauf achtet, dass nicht noch etwas passiert. Auf der anderen Seite darf man sich an keinem Platz der Welt noch sicher fühlen. Es kann letztendlich überall passieren. Es gibt Vorsichtsmaßnahmen, die man ergreifen kann. Aber wir leben einfach in einer etwas komplizierteren Welt."#w1#

Frage: "Also wurden hier alle verfügbaren Maßnahmen auch eingeleitet, damit es hier nicht passieren kann?"
Schumacher: "Fakt ist, dass da schon viel drüber spekuliert und nachgedacht wurde. Wenn das hier der Fall sein sollte, dann hätte man sicher nicht in London damit begonnen, sondern eben hier. Aber ich kann mich nicht in die Lage derjenigen versetzen. Das können wohl die wenigsten von uns. Ich gehe aber davon aus, dass die Vorsichtsmaßnahmen so extrem sein werden, dass nichts passieren wird. Wir wissen alle, dass das weltweit passieren kann, wir müssen damit leben."

Frage: "Werden die Fahrer eventuell ein Zeichen setzen, um die Anschläge in London zu verurteilen?"
Schumacher: "Ich denke, dass das selbstverständlich ist - nicht nur für die Fahrer, sondern auch für alle, die in diesem Sport beteiligt sind, auch die Medien. Ob wir das speziell bekunden müssen, weiß ich nicht, aber wir hatten auch noch keine Chance, uns darüber zu unterhalten. Wir sind mit der Lage auch erst eben konfrontiert worden."

"Ich hoffe, dass wir hier etwas besser gerüstet sind"

Frage: "Kommen wir zum Sportlichen hier in Silverstone: Wie schätzt du die Chancen von Ferrari hier ein?"
Schumacher: "Tja, das fällt mir auch etwas schwer einzuschätzen. Wir sind auch nach Magny-Cours mit dem Gedanken gekommen, dass wir eine realistische Siegchance hätten. Dem war aber nicht so. Auf der anderen Seite hoffe ich, dass Magny-Cours ein spezielles Pflaster ist, was wir in der Vergangenheit auch teilweise schon gesehen haben. Kleine Änderungen können da sehr große Auswirkungen haben. Ich hoffe, dass wir hier etwas besser gerüstet sind."

Frage: "Ich habe sieben Pfund auf einen Sieg in Magny-Cours gesetzt."
Schumacher: "Selber schuld."

Frage: "Aber worauf hätte ich sonst wetten sollen?"
Schumacher: "Ich möchte eigentlich niemanden dazu animieren, überhaupt zu wetten. Ich denke nicht, dass das eine vernünftige Sache ist. Ich mein, Sie können mir ja das Geld auch geben, wenn Sie möchten."

Frage: "Um Fernando Alonso noch einzuholen, musst du im jedem Rennen dreieinhalb Punkte gutmachen. Ist das möglich?"
Schumacher: "Es ist sicher wichtig, die Abstände zu wissen und zu wissen, wann man wie viele Punkte gutmachen muss. Ob mir das wirklich hilft, möchte ich bezweifeln."

Frage: "Warum hat euer Auto so große Schwankungen in der Leistungsfähigkeit? Oder trifft das so nicht zu?"
Schumacher: "Nein. Ich weiß nicht, ob die Frage auf das Auto oder das Paket abzielt. Ich muss das Paket sehen und da muss man sagen, dass die Schwankungen vorhanden sind und die Gründe dafür nicht immer erklärbar sind. Mehr kann ich da auch nicht zu sagen."

GPDA und FIA sollten hinter "verschlossenen Türen" arbeiten

Frage: "Die Fahrer der GPDA haben mit FIA-Präsident Max Mosley derzeit einen kleinen Disput und schrieben daher auch einen offenen Brief. Deine Unterschrift fehlte aber unter dem Schreiben. Warum?"
Schumacher: "Das ist einfach meine persönliche Überzeugung, ohne da jetzt in die Tiefe gehen zu wollen. Die Dinge, die wir in der Vergangenheit gemacht haben, haben wir hinter verschlossenen Türen gemacht. Das wäre wahrscheinlich mit ein Grund dafür, dass wir, wenn überhaupt, intern arbeiten sollten."

Frage: "Wenn du die Bilanz der ersten Saisonhälfte ziehst, wie fällt diese aus?"
Schumacher: "Sicherlich wesentlich weniger erfolgreich, als wir uns das vorher ausgerechnet hätten. Dass es eine gewisse Zeit lang schwierig sein würde, war uns nach den Wintertests klar. Dass das so lange anhalten würde, damit hatte ich nicht unbedingt gerechnet."

Frage: "Ist die Titelverteidigung in diesem Jahr noch möglich?"
Schumacher: "Es ist einfach mathematisch noch möglich, und deswegen habe ich keinen Grund, diesen abzuschreiben."

Frage: "Eine Frage zu Hockenheim. Auf was können sich die Fans dort freuen?"
Schumacher: "Ich hoffe zum einen auf schönes Wetter. Zum anderen auf die Änderungen, die wir mit nach Hockenheim bringen werden und die uns dann hoffentlich auch wieder realistisch siegfähig werden lassen."