Schumacher: "Der Unfall war mein Schicksal"
Weitere Details zum Motorradunfall von Michael Schumacher, der zur Absage des Formel-1-Comebacks führte: Zwischenzeitlich Lebensgefahr?
(Motorsport-Total.com) - Im Rahmen einer Pressekonferenz erklärten Michael Schumacher, sein Manager Willi Weber und Sportmediziner Johannes Peil, warum das Comeback des Rekordweltmeisters derzeit ausgeschlossen ist. Mit fortlaufender Dauer präsentierten die Beteiligten immer mehr Details zu jenem Motorradunfall im Februar, der Schumacher zumindest im Formel-1-Cockpit außer Gefecht setzt.

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Michael Schumacher schließt ein Comeback offenbar nicht ganz aus
Der Kerpener war am 11. Februar mit einem Superbike in Cartagena schwer gestürzt. Beim Aufprall brach er sich eine Rippe, einen Halswirbel und ausgerechnet jenes Stück der Schädelbasis, welches die einzige Verbindung zwischen Kopf und Wirbelsäule darstellt. An genau dieser Stelle erlitt Schumacher einen Splitterbruch, der eine Arterie beschädigte und der auch heute noch starke Schmerzen verursacht.#w1#
Keine Erinnerungen an den Unfall
"Von dem Motorradunfall habe ich nichts mitbekommen. Ich bin wach geworden und hatte meine Probleme. Die Probleme waren schon heftig, aber ich sitze trotzdem wieder hier", beschrieb Schumacher die Abläufe am 11. Februar auf der spanischen Rennbahn. An den Unfallhergang könne er sich nicht mehr erinnern. "Aber ich habe Fotos und auch ein Video gesehen. Das war schon heftig."
Im ersten Moment war den Medizinern in Spanien das gesamte Ausmaß der Verletzungen offenbar nicht ersichtlich. Erst bei der Rückkehr nach Deutschland entdeckte Johannes Peil als Chefarzt der Sportklinik Bad Nauheim alle Konsequenzen. "Wir haben uns damals große Sorgen gemacht", sagte Peil, ohne dabei das Wort Lebensgefahr explizit in den Mund zu nehmen. "Es war eine ganz schwierige Situation, auch in den Tagen danach."

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Mit einem Ferrari von 2007 und Slicks aus der GP2 fuhr man in Mugello Zoom
Die Brüche an Wirbel und Rippe seien gut verheilt, in Bezug auf die Verletzung der Arterie habe der Champion Glück gehabt. Jene Blutbahn ist für die Versorgung des Kleinhirns zuständig, möglicherweise hätten Schädigungen des Bewegungsapparats zurückbleiben können. Die Fraktur der Schädelbasis macht bis heute große Sorgen. Nicht beim Motorradfahren und in Kartrennen, sondern bei speziellen Belastungen im Formel-1-Boliden.
"Die Schmerzen waren beim ersten Test sehr dominant", erinnerte sich Schumacher an seinen ersten Test im F2007 in Mugello. "Ich habe nach dem ersten Testtag einen Tag Pause gehabt, habe dann Felipe besucht. Wir haben versucht, den Schmerz über Medikamente in den Griff zu bekommen, aber das hat nicht funktioniert. Ich konnte nicht schmerzfrei fahren, es ging einfach nicht."
Rein sportlich sei er mit der Fahrt im Wagen der "F1 Clienti" sehr zufrieden gewesen: "Der Test in Mugello war keine richtige Referenz. Die Spezifikation des Autos ließ einfach keinerlei Vergleiche zu. Das Fahren war aber ganz normal, ich konnte gut das Tempo fahren und kam auch in einen guten Rhythmus. Der Schmerz war aber zu stark. Sonst wäre es kein großes Problem gewesen."
Ursprünglich wollte Schumacher Ferrari absagen
"Ich glaube ans Schicksal", fasste Schumacher zusammen. Nachdenklich fügte er hinzu: "Es war mein Schicksal, diesen Unfall gehabt zu haben. Motorräder machen mir Spaß. Am Ende ist man immer schlauer. Die Bikes bieten immer Gefahren. Ich fahre Formel 1, springe aus Flugzeugen und fahre Motorradrennen - so bin ich eben. Natürlich war der Unfall schlimm. Man kann es aber auch anders sehen: Ich habe diesen Unfall überlebt und sitze nun hier."
Vor allem im Kreis der Familie sei er stets mit den Problemen, dem Comeback, den Untersuchungen und den möglichen Gefahren offen umgegangen. "Ich habe ganz offen mit Corinna darüber gesprochen. Sie hat mich immer unterstützt. Sie hat gesagt, dass ich das machen kann, wenn ich wirklich will", so Schumacher, der sich im Gespräch mit Luca di Montezemolo von einem Comeback überzeugen ließ: "Eigentlich wollte ich eher absagen."
¿pbvin|512|1846||0|1pb¿"Ich werde weiterhin im Kart fahren, weil es einfach Spaß macht. Alles andere steht zurzeit nicht zur Diskussion", meinte der Kerpener, der ein Comeback zu einem späteren Zeitpunkt nicht ausdrücklich ausschloss. Immerhin hatte der Ferrari-Präsident angekündigt, dass er um den Einsatz eines dritten Autos für 2010 kämpfen wolle. "Ich habe auch gehört, dass Luca di Montezemolo so etwas gesagt hat. Ich denke zurzeit aber nicht über so etwas nach."
"Wir haben nach dem Unfall überlegt, ob wir operieren, aber dabei ist das Risiko sehr groß", erklärte Peil, der Schumacher in den vergangenen Tagen intensiv betreute. "Fachleute haben uns davon abgeraten. Die haben uns erklärt, dass sie so etwas niemals bei der eigenen Familie machen würden. Eine solche Heilung dauert sechs, zwölf oder sogar 18 Monate. Das ist bei solchen Verletzungen ganz normal. Bis heute haben wir keine Hinweise, ob bei solchen Fällen möglicherweise Spätfolgen auftreten könnten, wenn er wieder Formel 1 fährt."

