Sauber: "Viel Talent, Ausdauer und Disziplin"
Der frühere Teamchef und -besitzer Peter Sauber über die Voraussetzungen für einen Schweizer F1-Piloten - Formel 1 hat sich seit seinem Einstieg verändert
(Motorsport-Total.com) - Bis zum Ende der vergangenen Saison war Peter Sauber Teamchef seines eigenen Rennstalls, bevor dieser in der Winterpause von BMW übernommen wurde und nun als BMW Sauber F1 Team an den Start geht. Auch wenn die Schweiz mit dem nach wie vor in Hinwil beheimateten Rennstall zwar ein Formel-1-Team aufweisen kann, fehlt dem Land jedoch ein Pilot in der Königsklasse des Motorsports, auch wenn mit Neel Jani, Testpilot der Scuderia Toro Rosso, zumindest ein Eidgenosse in der Formel 1 vertreten ist.

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Peter Sauber war lange Zeit als Teamchef und Teambesitzer in der Formel 1 aktiv
Ein Schweizer Nachwuchspilot müsse vor allem "viel, viel Talent, Ausdauer und Disziplin" mitbringen, um seinen Weg in die Formel 1 zu meistern, erklärte Sauber in einem Chat Lesern des Schweizer 'Blick'. Doch daneben brauche man auch "das Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Mit Geld ist es einfacher, aber es ist nicht Voraussetzung, um Karriere zu machen", betonte der frühere Teamchef.#w1#
Langer Weg für Nachwuchspiloten bis in die Formel 1
Doch auch wenn man das nötige Glück für den Durchbruch benötige, geht der 62-Jährige davon aus, "dass die besten Piloten in der Formel 1 fahren. Das Selektionsverfahren durch diverse Meisterschaften garantiert sicher, dass die besten Fahrer in die Formel 1 kommen. Nur vereinzelte Piloten können sich einen Sitz in der Formel 1 kaufen."
Für den Aufstieg eines talentierten Schweizers könnte auch die Aufhebung des Rundstreckenverbotes einen Beitrag leisten: "Es ist sehr wichtig, dass das Rundstreckenverbot in der Schweiz endlich aufgehoben wird." Einen Formel-1-Grand-Prix in seiner Heimat kann sich Sauber aufgrund zu strenger Auflagen jedoch nicht vorstellen. Doch immerhin könnte der Nachwuchs durch eine Aufhebung besser gefördert werden.
Allerdings sei auch eine gute Nachwuchsförderung keine Garantie dafür, dass ein Pilot den Durchbruch schafft: "Es gibt zurzeit keinen Franzosen in der Formel 1, obwohl die Franzosen eine starke Nachwuchsförderung betreiben", gab Sauber zu bedenken. Neben einem Schweizer fehlt der Formel 1 indes auch eine weibliche Pilotin, doch er sehe derzeit "keine neue Lady, die sich aufdrängen würde".
Ist Michael Schumacher stärker als sein Bruder?
Sauber hat in seiner langjährigen Funktion als Teambesitzer und Teamchef bereits mit vielen Piloten zusammengearbeitet. Wer jedoch sein persönlicher Favorit gewesen sei, wollte er nicht verraten. Schließlich gebe es mehrere, mit denen er sehr gerne gearbeitet habe. In der Zeit vor dem Formel-1-Einstieg hatte der Schweizer sogar Michael Schumacher unter Vertrag, jedoch habe sich in der Königsklasse des Motorsports dann keine weitere Zusammenarbeit mehr ergeben.
Obwohl weiter über die Zukunft des siebenfachen Weltmeisters spekuliert wird, könnte sich Sauber durchaus eine Traum-Fahrerpaarung aus Schumacher und Kimi Räikkönen, der vor seinem Wechsel zu McLaren-Mercedes ebenfalls für Sauber unterwegs war, bei Ferrari vorstellen, auch wenn er natürlich nichts Definitives wisse.
Grundsätzlich schätzt er jedoch Michael Schumacher stärker ein als dessen Bruder Ralf: "Ich sehe Ralf nicht auf der gleichen Höhe wie Michael Schumacher. Ich glaube aber, dass er aus seiner nicht einfachen Situation mit dem älteren Bruder das Beste gemacht hat", erklärte er. Dass es auch der siebenfache Weltmeister möglicherweise in seiner Karriere wesentlich schwerer gehabt hätte, wenn Ayrton Senna nicht 1994 tödlich verunglückt wäre, hält Sauber zwar für "etwas hart ausgedrückt, aber die Richtung stimmt schon".
Gibt es ab 2008 wieder mehr Privatteams?
Mit dem Verkauf seines Teams verschwand im vergangenen Winter ein weiteres der nur noch wenigen verbliebenen Privatteams in der Formel 1. Für die Weltmeisterschaft 2008, wenn die Kosten drastisch gesenkt werden sollen, könnte sich Sauber jedoch vorstellen, "dass es sukzessive zu einer Wende kommt", wie die zahlreichen Bewerbungen für die Startplätze gezeigt hätten.
Er selbst wolle jedoch nicht als Teamchef zurückkehren, und auch Langstreckenfahrzeuge, mit denen Sauber vor dem Formel-1-Einstieg große Erfolge hatte feiern können, wolle er nicht mehr bauen: "Die Formel 1 ist die Königsklasse und wird sie vermutlich auch bleiben. Einen Schritt zurück macht man grundsätzlich nicht gern, und im Moment ist es auch ohne Autos zu bauen ganz angenehm."
Dennoch verfolge er nach wie vor alle Rennen der Formel 1, sein Lieblings-Grand-Prix ist dabei Monza, jedoch nicht wegen des Kurses an sich: "Es gibt einige Strecken, die ich gut mag. Wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich Monza wählen, wegen der guten Atmosphäre und der guten Küche in Italien." Wenn er früher mit seinem Team zu den Rennen gereist sei, habe er sich in den vergangenen Jahren übrigens den Luxus gegönnt, First Class zu fliegen: "Die Ingenieure fliegen Business, die Mechaniker in der Economy", war die Hierarchie klar geregelt.
Sauber entzog sich der Selbstinszenierung in der Formel 1
Neben seiner Tätigkeit als Berater für das BMW Sauber F1 Team agiert Sauber in dieser Saison auch als Fernseh-Co-Kommentator, auch wenn er selbst mit der Selbstinszenierung vieler Formel-1-Persönlichkeiten nicht viel am Hut hat: "Ich bin mir immer selbst treu geblieben und habe mich trotzdem immer sehr wohl gefühlt in der Formel 1", meinte er. Jedoch habe er durchaus versucht, in Fernsehinterviews betont locker aufzutreten: "Ich habe immer gehofft, dass ich im Fernsehen locker wirke, obwohl ich natürlich sehr konzentriert bin. Ich werde mich bemühen, das in Zukunft wenn es geht etwas zu korrigieren."
Überhaupt habe sich die Arbeit in der Formel 1 seit der Zeit seines Einstieges verändert: "Es ist in der Formel 1 wie überall im Geschäftsleben oder auch im Sport. Nichts mehr ist wie früher, alles ist anders, auch nicht mehr so schön und trotzdem macht es Spaß", erläuterte Sauber abschließend.

