• 05.11.2004 10:29

  • von Marco Helgert

Sauber dank Ford-Rückzug auf Michelin-Reifen?

Der Formel-1-Ausstieg von Ford hat den Wechsel des Sauber-Teams zu Michelin-Reifen offensichtlich begünstigt

(Motorsport-Total.com) - Eine große Überraschung war es nicht, dass Sauber ab sofort auf Michelin-Reifen fahren wird. Bereits im Sommer wurde vermutet, dass die Schweizer von Bridgestone wegwollen. Doch der Wechsel wirft nichtsdestotrotz einige Fragen auf. Sauber ist eng mit Ferrari verbunden. Die Reifenentwicklung geschah fast immer im Sinne der "roten Übermacht" aus Maranello.

Titel-Bild zur News: Giancarlo Fisichella

Sauber arbeitete bereits in der Vergangenheit mit Michelin zusammen

Fühlte sich Sauber hier übergangen? Oder ist der Wechsel nur ein Weg, um Ferrari Informationen über die Michelin-Pneus zukommen zu lassen, wie es einige Zeitungen geradewegs behaupten. Auch wenn die Formel 1 nicht gerade als ein Schmelztiegel der Moral gelten kann, Peter Sauber ist hier ein Fels in der Brandung. Dass sich der 61-Jährige auf solche Machenschaften einlässt, darf bezweifelt werden.#w1#

Ausschlaggebend für den Wechsel dürfte auch gewesen sein, dass Sauber und Michelin bereits zusammenarbeiteten. Die Eidgenossen gewannen 1989 das weltberühmte 24-Stunden-Rennen von Le Mans - auf Pneus aus Clermont-Ferrand und mit den Fahrern Jochen Mass, Manuel Reuter und Stanley Dickens am Steuer ihres Sauber-Mercedes. Platz zwei: ihre Teamkollegen Mauro Baldi, Kenny Achesson und Giancarlo Branchatelli.

Förderlich für Sauber war auch der Rückzug von Ford. Michelin belieferte 2004 sechs von zehn Formel-1-Teams mit Reifen. Artikel 74 des Sportlichen Reglements der FIA schreibt vor, dass bei zwei aktiven Reifenfirmen jedes Unternehmen auf Anfrage 60 Prozent des Starterfeldes ausrüsten muss. Diese Marke erreichte man also schon in diesem Jahr.

Dennoch ist nicht zu erwarten, dass Michelin, das Überleben aller zehn Teams vorausgesetzt, im kommenden Jahr sieben Teams ausstatten wird. Vielmehr ist der Vertrag mit Jaguar bei einem erfolgreichen Verkauf des Teams nicht mehr bindend. "Der Vertrag bindet Michelin an Ford/Jaguar", erklärte ein Michelin-Sprecher dem 'GP2004'-Magazin. "Im Falle eines Besitzerwechsels können wir gehen, denn wir sind an dieses Team dann nicht mehr gebunden."

Der künftige Besitzer von Jaguar Racing müsste also bei Bridgestone anfragen. Die Japaner wären auch verpflichtet, das Team auszurüsten, denn sie haben die 60 Prozent des Feldes, die sie im Bedarfsfall ausstatten müssen, noch lange nicht erreicht.