• 07.11.2005 12:56

  • von Fabian Hust

Saisonanalyse Teil 15: Mark Webber

Lesen Sie im 15. Teil unserer täglichen Saisonanalyse-Serie den Rückblick auf das Jahr von BMW WilliamsF1 Team Pilot Mark Webber

(Motorsport-Total.com) - Für Mark Webber hat sich der Formel-1-Einstieg 2002 beim ehemaligen Minardi-Team als echter Glücksfall erwiesen. Im ersten Rennen vor heimischer Kulisse in Melbourne als Fünfter in die Punkteränge zu fahren, war eine echte Sensation, schließlich saß er im langsamsten Auto des Feldes. Obwohl ihm dieses Kunststück im weiteren Saisonverlauf nicht mehr gelang, bewies er immer wieder seine außerordentlichen Fähigkeiten.

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Mark Webber wartete 2005 vergeblich auf seinen Jungfernsieg

Für die Saison 2003 verpflichtete das Jaguar-Team den am 27. August 1976 in Queanbeyan geborenen Rennfahrer. Sieben Mal konnte Webber in seinem ersten Jahr für Jaguar in die Punkte fahren und wurde mit 17 WM-Punkten Zehnter in der Fahrerwertung. Seine beiden Teamkollegen Antonio Pizzonia und später Justin Wilson hatte Webber dabei locker im Griff.#w1#

Obwohl sein bestes Ergebnis immer noch der fünfte Rang im Minardi war, verpflichtete ihn das BMW WilliamsF1 Team für die Saison 2005. Dort erwartete sich der Rennfahrer und seine Landsleute als zukünftiger Rennsieger, doch der Wunsch konnte in der vergangenen Saison nicht in die Tat umgesetzt werden, was aber nicht auf den Fahrer sondern auf das nicht konkurrenzfähige Auto zurückzuschieben ist.

Mark Webber

Schon bei den Wintertests zeigte sich, dass Webber kaum Siegchancen hat Zoom

Vor allem zu Saisonbeginn tat sich der Rennstall schwer, weil das Auto wie schon in den Jahren zuvor aerodynamisch nicht konkurrenzfähig war. Auch ein umfangreiches Update zum Rennen in Frankreich brachte zunächst nicht den erwünschten Erfolg. Erst zu Saisonende konnte das Team aufholen, was Mark Webber in zwei vierten Plätzen (Belgien und Japan) sowie einem siebten Rang in Japan auf der Strecke in Punkteresultaten umsetzen konnte.

Doch insgesamt wurde Mark Webber seinen Vorschusslorbeeren in der vergangenen Saison nicht ganz gerecht. Als Qualifying-Spezialist konnte er sich zwar mit 14:6 (das zweigeteilte Qualifying zu Saisonbeginn ist hier mit berücksichtigt) gegen Nick Heidfeld und mit 5:0 gegen Antonio Pizzonia durchsetzen, doch nach dem Saisonauftakt mit starken Startpositionen von Webber (Zweiter in Spanien, Dritter in Australien, Monaco und auf dem Nürburgring, Vierter in Malaysia und San Marino) stahl ihm Heidfeld zum Teil gehörig die Schau. In den letzten zwölf Rennen war Webber im Qualifying nicht mehr in den Top 5 vertreten.

Vor allem im Rennen war der Deutsche meist der stärkere Fahrer, auch wenn sich dies in den Ergebnissen nicht unbedingt widerspiegelt. Sahen beide Piloten die Zielflagge, hatte drei Mal Nick Heidfeld die Nase vorn, ebenso drei Mal Mark Webber. Bis zum 14. Saisonrennen (danach war Heidfeld nicht mehr am Start), sammelte der Australier 22 WM-Punkte, Heidfeld 28 Zähler.

Mit Startplatz drei und dem fünften Rang begann die Saison für Mark Webber bei seinem Heimrennen in Melbourne mit einer Punkteplatzierung - das Debüt für das BMW WilliamsF1 Team erfolgte also ausgerechnet mit einem fünften Platz, dem bisher besten Formel-1-Resultat des 29-Jährigen, das er 2002 im Minardi herausfuhr.

Mark Webber

In Monte Carlo gelang Webber der Sprung auf das Podium Zoom

Webber sollte bis zum sechsten Rennen in Monte Carlo warten müssen, bis er dieses Resultat toppen konnte. Im stärksten Rennen des Teams sicherte sich Webber den dritten Platz, wobei er von Teamkollege Nick Heidfeld in den Schatten gestellt wurde, der an WM-Leader Fernando Alonso im Rennen besser vorbeikam als Webber, welcher einige Überholversuche brauchte.

Nach zehn Punkteplatzierungen beendete Mark Webber die Formel-1-Saison 2005 mit 36 WM-Punkten auf dem zehnten Platz und konnte damit sein Ziel, in die Top 5 zu fahren, nicht realisieren. Teamkollege Nick Heidfeld lag trotz fünf ausgelassener Rennen mit 28 Zählern nur einen Rang dahinter.

Kollision zwischen Giancarlo Fisichella und Mark Webber

Mark Webber war 2005 in viele Kollisionen verwickelt Zoom

Neben dem Startverzicht des Teams in Indianapolis musste Webber fünf Ausfälle hinnehmen. In Malaysia kollidierte er mit Giancarlo Fisichella, auf dem Nürburgring rasselte er mit Juan-Pablo Montoya zusammen, in Hockenheim krachte ihm Takuma Sato ins Heck, in der Türkei musste er mit massiven Reifenprobleme aufgeben und in Brasilien wurde er in einer Kettenreaktion vom eigenen Teamkollegen abgeschossen.

Diese Kollisionen waren keinesfalls die einzigen, die Mark Webber in diesem Jahr zu verbuchen hatte. So geriet er öfters mit David Coulthard aneinander und kollidierte in Istanbul mit dem eine Runde vor ihm liegenden Michael Schumacher.

Das Team hatte sich von Mark Webber, den sein Teamchef vor der Saison noch als eine Mischung aus Alan Prost und Nigel Mansell in den Himmel gelobt hatte, mehr erwartet. Im Interview mit 'F1Total.com' nach Saisonende meinte der Brite: "Die erste Saisonhälfte von Mark war sicher eine Enttäuschung, aber gegen Ende der Saison wurde er definitiv zu einem stärkeren Rennfahrer. Er hat einige exzellente Rennen gezeigt."

Patrick Head und Mark Webber

Mark Webber muss kommendes Jahr Überzeugungsarbeit leisten Zoom

Mark Webber wird in der kommenden Saison zeigen müssen, dass er auch im Rennen noch einen Zahn zulegen kann. Mit Nico Rosberg erhält Webber einen neuen Teamkollegen und Formel-1-Neuling, den er als Routinier schlagen muss, nachdem er nicht - wie von einigen Experten erwartet - Nick Heidfeld in den Schatten stellen konnte. Immerhin stand "Quick Nick" drei Mal auf dem Podium und holte eine Pole Position, Webber gelang nur ein Podestrang.

Ob sich Webber kommendes Jahr den Traum vom ersten Sieg erfüllen kann, bleibt abzuwarten. Das Williams-Team verliert Werksmotorenpartner BMW und greift auf Cosworth zurück, die mit dem V8-Motor aber positiv überraschen könnten. Ein großes Fragezeichen steht jedoch hinter der Arbeit der Aerodynamikabteilung des Teams und der Entscheidung, für kommendes Jahr auf Bridgestone-Reifen zu wechseln.

Analyse der 'F1Total.com'-Experten:

Marc Surer: "Mark Webber wurde von Nick Heidfeld demontiert. Er war im Qualifying nicht überlegen - und im Rennen haben wir immer wieder kleine Fehler von ihm gesehen. Irgendwo summiert sich das dann. Andererseits glaube ich nicht, dass wir ihn in seinem besten Jahr gesehen haben. Ich habe das Gefühl, dass alles gegen ihn gelaufen ist - und das Auto war auch nicht gut genug. 2005 war nicht sein Jahr. Er kann sicher mehr."

Hans-Joachim Stuck: "Er hat meine Erwartungen dieses Jahr ehrlich gesagt nicht ganz erfüllt. Gegen Heidfeld hat er einige Male geschwächelt. Sein Qualifying ist ohne Frage schnell, auch wenn ihm da Heidfeld ein bisschen die Butter vom Brot genommen hat, aber er wird jetzt bald beweisen müssen, dass er auch konstant gute Leistungen bringen kann."

Statistiken zu Mark Webbers Saison

Fahrerwertung: 10. mit 36 WM-Punkten (Gesamtübersicht)
Anzahl der gefahrenen Rennen: 18 (Gesamtübersicht)
Anzahl der Pole Positions: 0 (Gesamtübersicht)
Durchschnittlicher Startplatz: 7,9 (Gesamtübersicht)
Anzahl der schnellsten Rennrunden: 0 (Gesamtübersicht)
Bestes Ergebnis Qualifying: 2. (Spanien)
Bestes Ergebnis Rennen: 3. (Monaco)
Gefahrene Führungsrunden: 0 (Gesamtübersicht)
Ausfallrate: 27,8 Prozent (Gesamtübersicht)
Testtage: 28 (Gesamtübersicht)
Testkilometer: 11.034 (Gesamtübersicht)
Test-Tagesbestzeiten: 9 (Gesamtübersicht)