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Rückstand wegen Regeländerung? "Die Überraschung ist der Mercedes!"

Lando Norris glaubt, dass Mercedes schwächer ist als 2020, und Formel-1-Experte Marc Surer erklärt, woran das liegen könnte: "Auto ist aus der Balance"

(Motorsport-Total.com) - Jahrelang galt der Mercedes in der Formel 1 als das vielleicht stabilste, berechenbarste Auto im Feld. Besonders im Heckbereich hatten es die Ingenieure rund um den Technischen Direktor James Allison besser als die Konkurrenz geschafft, den Unterboden so gut abzudichten, dass dort ein Unterdruck entsteht, der das Auto an den Boden saugt.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton scheint die Balance des W12 noch nicht im Griff zu haben Zoom

Doch Ende 2020 hat die FIA per Reglement an sensibler Stelle (vor dem Hinterrad) ein Dreieck in den Unterboden geschnitten und damit den dort generierten Anpressdruck reduziert - eine Regeländerung, vor der Toto Wolff immer schon gewarnt hat und die, das hat sich bei den Wintertests in Bahrain gezeigt, offenbar von vielen Beobachtern unterschätzt wurde.

Und die Mercedes besonders hart zu treffen scheint: "Lewis hatte drei oder vier Dreher", wundert sich etwa McLaren-Fahrer Lando Norris. "Sieht zumindest nicht so leicht aus für sie wie sonst. Selbst wenn sie noch 50 Kilo Benzin im Tank gehabt haben sollten, ist ihr Wintertest nicht so gut verlaufen wie in den vergangenen paar Jahren."

Der Red Bull hingegen habe "stark ausgesehen", findet Norris: "Die Überraschung ist der Mercedes. Der ist vielleicht nicht so gut wie erwartet." Auch wenn er wenig später gegenüber 'Sky' relativiert: "Mercedes sieht zwar nicht besonders aus. Aber wir alle wissen, dass die wahrscheinlich trotzdem stark sein werden."

Experten einig: Bei Mercedes ist Sand im Getriebe

Bereits am Samstag hatte Formel-1-Experte Alexander Wurz den Testauftakt von Mercedes in einem Video-Interview auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de als "suboptimal" bezeichnet: "Es ist keine 'gmahde Wiesn' für Mercedes", so der Vorsitzender der Fahrergewerkschaft GPDA; Lewis Hamilton und Valtteri Bottas seien aber "immer noch die Favoriten".

Eine Einschätzung, die Marc Surer teilt: "Das Auto wird schnell sein, es wird schnell bleiben", sagt der Experte des Schweizer Fernsehens in der großen Videoanalyse der Bahrain-Tests auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de. Der F1 W12 E Performance sei durch die Regeländerung im Unterbodenbereich aber "ein bisschen aus der Balance geworfen" worden.


Wurz mahnt: "Keine gmahde Wiesn" für Mercedes!

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Surer glaubt, dass das ausgeschnittene Dreieck ein Fahrzeugkonzept mit geringem Anstellwinkel (wie etwa bei Mercedes) härter trifft als eins mit steilem Anstellwinkel (zum Beispiel Red Bull). Denn die Aerodynamik von Mercedes ist besonders dafür geeignet, im hinteren Bereich des Unterbodens Anpressdruck zu generieren. Dort, wo das neue Reglement am stärksten eingreift.

"Meine Theorie ist folgende", sagt der ehemalige Formel-1-Pilot: "Ein flaches Auto wie der Aston Martin oder der Mercedes hat das Zentrum des Anpressdrucks schön mittig unter dem Auto. Durch den Einschnitt verlieren sie im hinteren Teil Anpressdruck, und das Zentrum des Anpressdrucks wandert dadurch nach vorne [...]. Dadurch ist das Auto aus der Balance."

Surer glaubt allerdings nicht, dass das Mercedes über die komplette Saison 2021 aus der Bahn werfen wird: "Für mich ist es nur ein Balanceproblem, das sie in den Griff kriegen müssen." Seiner Einschätzung nach ist in Sachen Aerodynamik "Druck nach vorne gewandert. Und jetzt haben die Autos Übersteuern. Das heißt, das Heck wird dadurch lose."

Surer: Bottas liegt der W12 besser als Hamilton

"Das stark angestellte Auto ist da nicht so empfindlich. Da ist dieser Punkt nicht so präzise", analysiert er - und gibt zwei Schlüsselbeobachtungen zu Protokoll: "Der Red Bull ist vom Heck her extrem stabil, finde ich. Und mir ist aufgefallen, dass bei Mercedes Bottas mit dem Auto viel besser klarkommt als Hamilton."

Ein loses Heck sei beim Hineinbremsen in die Kurven "gefährlicher" - ein Problem, das auch Sebastian Vettel bekannt vorkommen dürfte. "Das heißt, du drehst dich eher. Das ist Hamilton auch passiert - er hat ein paar Mal wild korrigieren müssen. Bottas hat einen etwas anderen Fahrstil. Er kommt damit besser zurecht. Im Moment ist das Auto pro Bottas."


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"Aber ich denke, die werden das mit dem Set-up irgendwann hinkriegen, dass es auch für Lewis passt. Ich sehe das eher als ein Handlingproblem, weniger als ein Speedproblem." Für eine große Wende in der Formel 1 sei dieser Trend ohnehin nicht ausreichend: "Dass Mercedes bei den Tests immer mit Gewicht fährt, das wissen wir. Die sind nie leer gefahren."

Insofern bleibt auch Mercedes-Junior George Russell, von 'Motorsport-Total.com' auf die Mercedes-kritischen Aussagen seines Freundes Lando Norris angesprochen, gelassen: "Ich habe mir die Jungs da vorne nicht so genau angeschaut, sie aber gefragt, wie's so läuft. Aber hey, das ist Mercedes! Ihr Auto wird gut sein. Da bin ich mir ziemlich sicher."

Zumal Mercedes gegenüber der Konkurrenz nach dem Bahrain-Test einen Vorteil hat, der sich angesichts der am Wochenende identifizierten Probleme noch als besonders hilfreich herausstellen könnte. Denn das amtierende Weltmeisterteam hat noch keinen Filmtag im kalten Silverstone absolviert - und darf daher am Dienstag in Bahrain nochmal auf die Strecke gehen ...

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