Rosbergs Karriereplanung läuft aus dem Ruder
Eigentlich möchte Nico Rosberg regelmäßig auf dem Podium stehen, weshalb sich langsam ein wenig Frust bei ihm breit macht
(Motorsport-Total.com) - Wie ein Meteorit schlug Nico Rosberg 2006 in der Formel 1 ein, als er gleich in seinem allerersten Grand Prix die schnellste Rennrunde drehte und eine sensationelle Aufholjagd ablieferte, die selbst Ron Dennis nicht entging. Doch abgesehen von ein paar Zwischenhochs wie dem Podium in Australien am Beginn dieses Jahres entsprachen die Resultate bisher nicht den Erwartungen.

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Nico Rosberg würde am liebsten schon jetzt in einem Topteam fahren
Der in Wiesbaden geborene Wahlmonegasse ist gerade mal 23 Jahre alt und sogar jünger als Lewis Hamilton, hat also die Zeit auf seiner Seite, aber das ändert nichts daran, dass sich langsam ein wenig Frust bei ihm breit macht. Ende der vergangenen Saison hatte er eine Anfrage von McLaren-Mercedes vorliegen, aber Frank Williams ließ ihn für kein Geld der Welt ziehen. Stattdessen einigte man sich auf einen neuen Zweijahresvertrag mit mehr Gage.#w1#
Keine Ausstiegsklauseln für 2009
Diesen will Rosberg "zu 100 Prozent" erfüllen: "Ich werde 2009 für Williams fahren", bestätigte er heute in Hockenheim. Für die Zukunft sieht er nämlich durchaus Möglichkeiten, dass sich das Blatt im vierten Williams-Jahr endlich wenden könnte: "Ich bin sehr happy. Natürlich läuft es nicht so, wie wir es haben wollten, aber es gibt sehr große Chancen, dass nächstes Jahr durch das Reglement wieder alles auf null gestellt wird."
Dass Dennis noch einmal auf ihn zukommen wird, kann er sich ohnehin abschminken: "Wir haben einen Zweijahresvertrag ohne Ausstiegsklauseln", stellte Williams klar. Damit sind wohl auch die von Willi Weber in die Welt gesetzten Gerüchte vom Tisch, wonach Rosberg gehen darf, sollte das Team in der Konstrukteurs-WM nicht zumindest den vierten Platz belegen. Weber würde ein Rosberg-Wechsel insofern gefallen, als dann Platz für seinen Schützling Nico Hülkenberg wäre.
Doch Rosberg macht keinen Hehl daraus, dass er sich den Verlauf speziell der aktuellen Saison anders vorgestellt hatte: "Ich sollte laut meiner Karriereplanung jetzt in einem Team sein, mit dem ich auf das Podium fahren kann. Stattdessen kämpfe ich um 13. Plätze. Das ist im Moment ein kleiner Umweg", seufzte der WM-Elfte, der abgesehen von seinem Podium in Australien bisher nur zwei weitere Punkte gesammelt hat.
Keine Lust mehr auf 13. Plätze
Erstmals gab er nun auch zu, dass der derzeitige Zustand an ihm zu nagen beginnt: "Natürlich ist es schwierig, wenn man keine Chance auf das dritte Qualifying hat. Aber man muss Geduld bewahren, dann kommt das schon irgendwann", gestand der Deutsche. "Ich habe schon ab und zu zeigen können, wie schnell ich bin, und ich habe gezeigt, dass ich mir einen Platz in einem Topteam verdiene. Aber es ist natürlich schon schwierig, wenn man hinterherfährt."
Dabei hätte es eigentlich ganz anders laufen sollen: Nach dem katastrophalen Jahr 2006, in dem Williams noch stark unter der Trennung von BMW zu leiden hatte, ging es 2007 tendenziell steil bergauf, speziell in puncto Zuverlässigkeit. Bei den Wintertests vor der laufenden Saison war das Williams-Toyota-Paket dann auch recht schnell, doch je länger die Weltmeisterschaft andauert, desto weiter scheint der einstige Erfolgsrennstall zurückzufallen.
Performance des Teams falsch eingeschätzt

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Die Zeit bei Williams ist bisher nicht unbedingt wie geplant verlaufen... Zoom
Hätte Rosberg diese Entwicklung geahnt, dann hätte er wohl keinen neuen Zweijahresvertrag bis Ende 2009 bei Williams unterschrieben: "Ich habe nicht erwartet, dass wir dieses Jahr so schlecht aussehen werden, denn letztes Jahr waren wir stark im Aufwind. Diese Einschätzung, dass wir diesen Aufwärtstrend fortsetzen können, war eine Fehleinschätzung", gab er heute im Kreis einiger Journalisten zu Protokoll.
Sollte er jedoch seine Teamkollegen weiterhin an die Wand fahren, dann wird er auch Ende 2009 noch bei einem Topteam unterkommen. Ans Aufhören denkt Rosberg, der "bis 32, 33" Formel 1 fahren möchte, also noch etwa zehn Jahre Zeit hat, jedenfalls noch lange nicht. Wenn er den Helm dann aber irgendwann an den Nagel hängt, dann endgültig, denn: "Ich würde in meinem Leben sehr gerne noch etwas anderes machen."
Doch bei allem Frust, der momentan in ihm schlummert, geht für Rosberg die Freude am Fahren keineswegs verloren: "Man muss es auch mal von der anderen Seite sehen - die Formel 1 ist ein toller Beruf", schwärmte der Youngster, der keine Zweifel daran hat, dass er den Durchbruch irgendwann schaffen wird: "Es gibt halt sechs Autos, mit denen man gewinnen kann. Auch Mika Häkkinen hat Jahre gebraucht, bis er gewinnen konnte. Davon bin ich ja noch weit entfernt..."

