• 23.05.2006 15:38

  • von Adrian Meier

Rosberg: "Man muss erst die nötige Routine gewinnen"

Der Formel-1-Neuling hat sich nach dem ersten Saisondrittel bereits gut in der Königsklasse eingelebt, sieht jedoch weiteres Verbesserungspotenzial

(Motorsport-Total.com) - Nico Rosberg schlug in der Formel 1 ein wie eine Bombe: Bereits nach dem ersten Rennen in Bahrain wurde der junge Deutsche als Nachfolger von Michael Schumacher und kommender Weltmeister gefeiert. Inzwischen hat sich der erste Hype um den Williams-Piloten etwas gelegt, dennoch zählt Rosberg als Entdeckung des Jahres.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg

Nico Rosberg hat sich in der Formel 1 gut eingelebt, will sich aber weiter verbessern

Nach dem ersten Saisondrittel hat er bereits einige Höhen und Tiefen erlebt, zeigte tolle Aufholjagden, wurde aber auch ab und an Opfer technischer Probleme oder machte selbst Fehler. Und obwohl sich der junge Deutsche bereits gut in der Königsklasse des Motorsports eingelebt hat, bleibt er realistisch und ist sich bewusst, dass ihm nach sechs Rennen vor allem noch eine bestimmte Eigenschaft fehlt.#w1#

Nur wenig Fahrzeit in den Freien Trainings

"Man muss erst die nötige Routine gewinnen", erklärte er der 'Motorsport aktuell'. Vor allem bei den Arbeitsabläufen an den Rennwochenenden sowie der geringen Vorbereitungszeit auf der Strecke in den Freien Trainings vor einem Grand Prix fehle ihm diese noch. Im Zuge der Motorenschonung fahren die Piloten in den Trainingssitzungen nur wenig, um im Rennen keinen Motorschaden zu riskieren. Diese Regelung trifft Neulinge wie Rosberg besonders hart.

"Du reist mit dem Wissen an: Hier war ich schon mal, und deswegen kann ich direkt Gas geben." Nico Rosberg

"Das ist natürlich kein Vorteil. Früher konnte man jeden Tag zwei Stunden mit mehreren Satz Reifen rumeiern. Heute fährt man nur ein paar Runden mit alten Reifen, und bis zum Qualifying fährt man auch keinen Satz neuer Reifen mehr. Damit muss man leben", erläuterte der Williams-Pilot. Besonders gravierend wirkt sich dies auf Strecken aus, die Rosberg noch nicht aus Nachwuchsklassen kennt: "Strecke kennen lernen, dann mit neuen Reifen wieder an das höhere Limit auf einer neuen Strecke zu gehen, das man in der Form noch nie gehabt hat - das ist ein generelles Problem."

Dennoch spielt sich beim Fahren auf unbekannten Kursen auch vieles im Kopf ab, wie der 20-Jährige einräumte: "Das ist auch ein bisschen Kopfsache, dass du weißt, du kommst an eine Strecke, wo du schon warst - das hilft dir einfach ein bisschen, vor allem am Anfang. Du reist mit dem Wissen an: Hier war ich schon mal, und deswegen kann ich direkt Gas geben, ohne vorher suchen zu müssen, wo es langgeht."

Abstimmungsarbeit vergleichbar mit der GP2

Nichtsdestotrotz bereitet ihm das Fahren eines Formel-1-Boliden nach wie vor große Freude, auch wenn er sich nicht festlegen will, dass ihm dies mehr Spaß macht als das Bewegen eines GP2-Fahrzeugs: "Mehr Spaß glaube ich nicht. Auch ein am Limit bewegter GP2 macht sehr viel Spaß zum Fahren. Die Technik und die Abläufe in einem Formel-1-Team sind zwar anders - aber deswegen muss es nicht unbedingt mehr Spaß machen", meinte Rosberg.

"Nur reines Spätbremsen bringt hier gar nichts." Nico Rosberg

Aus der Nachwuchsklasse habe er überdies viele Vorgehensweisen in der Formel 1 übernehmen können, schließlich sei beispielsweise die Abstimmung der Aerodynamik genau gleich, auch wenn man in der Königsklasse des Motorsports immer wieder mit neuen Flügeln fährt: "Aber die kannst du dann auch nur so verstellen wie die in der GP2. Die Änderungen der jeweils neuen Flügel merkst du gar nicht."

Umstellen musste er allerdings seinen Fahrstil bezüglich der Bremsen. Grundsätzlich sei es eine seiner großen Stärken, dass er in der Regel deutlich später bremse als die meisten seiner Konkurrenten, doch dies sei in der Formel 1 "nicht mehr immer ein Vorteil". Durch den deutlich höheren Abtrieb eines Formel-1-Boliden, aber vergleichbarer Leistung, müsse man in der Königsklasse "viel mehr Geschwindigkeit durch die Kurven mitnehmen. Da ist es manchmal auch hilfreich, wenn du manchmal weniger hart bremst", erklärte Rosberg. "Nur reines Spätbremsen bringt hier gar nichts."