Rosberg: "Hoffe, dass wir das mit Williams hinbekommen"
Nico Rosberg will in der Formel 1 Rennen gewinnen und hofft, dieses Ziel mit Williams erreichen zu können. Derzeit kämpft er aber mit seinem nervösen Auto
(Motorsport-Total.com) - Als Spätbremser hat man in diesem Jahr an Bord des Williams keine Freude. Denn im Zusammenspiel mit den neuen Einheitsreifen erweist sich der FW29 als zickige Diva: "Wenn wir das Problem finden, dann können wir nochmal einen großen Schritt nach vorne machen. Das Problem muss aber nicht aerodynamisch sein, ich bin mir nicht sicher, was es ist", so Nico Rosberg.

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Nico Rosberg würde am liebsten mit Williams Weltmeister werden
Egal, wo der Deutsche auf die Bremse steigt, das Heck beginnt nervös zu werden, sodass Rosberg nicht mehr so spät bremsen kann, wie er das beispielsweise in der GP2 tun konnte.#w1#
In Montréal läuft es etwas besser, weil die Strecke Spätbremsern entgegen kommt: "Auf dieser Strecke kann man wieder aggressiver fahren, weswegen sie mir mehr liegt. Wenn man hier spät bremst, dann kann man Zeit gut machen, auch wenn man die Kurve dann versemmelt, weil man beim späten Bremsen Zeit gutmacht."
Wie wird aus der zickigen Diva eine brave Lady?
In Kanada probierte man "einige größere mechanische Sachen" aus, wie der Weltmeister-Sohn erklärt, ohne jedoch ins Detail gehen zu wollen: "Wir haben sehr große Schritte gemacht, also wirklich in neue Bereiche, wo wir noch nicht waren." Immerhin verriet er dann doch noch, dass man mit der Gewichtsverteilung gespielt hat.
Das Dilemma mit dem Testfahrer
Für Experimente blieb am Freitag wenig Zeit, da das Team Testfahrer Kazuki Nakajima im 1. Freien Training in Rosbergs Auto setzte: "Natürlich hat das geschadet, ist ja ganz klar. Wenn du weniger auf der Strecke fahren kannst, schadet das natürlich. Das ist ganz normal."

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Kazuki Nakajima durfte im 1. Freien Training für Williams fahren Zoom
"Aber das ist ein Kompromiss, den man eingehen muss. So schlimm ist es jetzt auch nicht. Am Freitag ist nicht nur Kazuki gefahren, ich hatte auch ein technisches Problem, weswegen ich in meinem einzigen Training sehr viel Zeit verloren habe."
Nico Rosberg ist für die Förderung junger Fahrer, doch müsse man hier eine andere Lösung finden: "Man könnte sich da etwas überlegen, dass zum Beispiel jedes Team am Freitag in einem Training einen jungen Fahrer einsetzen muss. Das wäre für die Förderung des Nachwuchses schon gut."
Williams wird den Japaner übrigens immer dann einsetzen, wenn er keine GP2-Verpflichtungen hat. Also muss in Indianapolis kommendes Wochenende Alexander Wurz eine Stunde zuschauen.
Rosberg freut sich auf neues Aerodynamik-Paket
Ob das Problem mit dem nervösen Auto beim Bremsen mit der Aerodynamik zu lösen ist, weiß Rosberg nicht, dennoch fiebert er schon dem Großen Preis von Frankreich entgegen: "Am meisten freue ich mich auf Magny-Cours, weil wir dort ein neues Aerodynamik-Paket bekommen werden und noch ein Test dazwischen ist. Es gibt so viele Sachen, die wir noch probieren möchten, da wir so wenig testen. Aber das ist ja das Gleiche für alle."
Was machen die Reifen im Rennen?

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Die Spannung steigt: Werden die Reifen im Rennen Probleme bereiten? Zoom
Ein weiteres Thema sind die Reifen, die in Montréal "schwierig" zu handhaben sind, wie der 21-Jährige erklärt: "Weil beide Reifen am Limit sind. Es wird schwierig zu entscheiden, was du machst, denn der eine hat Graining hinten, der andere Graining vorn und hinten. Es ist hier wirklich nicht so einfach. Das kommt so ab der fünften Runde. Wir wissen nicht, ob das weggeht, da wir keinen ausreichend langen Longrun gefahren sind. Ich glaube, dass das kein Team gemacht hat."
Teamwechsel?
Auch Top-Teams haben eben beschränkte Möglichkeiten - zumindest am Rennwochenende. Zuletzt wurde Nico Rosberg mit dem Toyota-Team in Verbindung gebracht, doch der Deutsche hat einen Vertrag für das kommende Jahr mit seinem britischen Team und er fahre im Moment lieber bei Williams als bei Toyota - verständlich angesichts der Vorstellungen der Japaner.
"Ich möchte Rennen gewinnen und auf das Podium fahren, das ist das, was ich möchte", so der Wahl-Monegasse. "Langfristig gesehen möchte ich auch ein Auto dafür haben. Darüber mache ich mir schon Gedanken. Im Moment bin ich hier und ich hoffe wirklich, dass wir das zusammen hinbekommen. Ich fühle mich auch sehr wohl hier."
Rosberg glaubt fest an Williams

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Nico Rosberg fühlt sich bei Williams wohl und hofft auf gemeinsame Erfolge Zoom
"Williams hat nach wie vor die Möglichkeit, das zu schaffen", ist Rosberg überzeugt. "Es sind nach wie vor sehr gute Leute hier. Wir haben dieses Jahr wieder einen großen Schritt nach vorn gemacht. Wir sind in der Konstrukteursmeisterschaft Fünfter, das ist glaube ich nicht so schlecht."
Rosberg fühlt mit Schumacher
"Auf jeden Fall" fühlt Rosberg im Moment mit seinem Kollegen Ralf Schumacher mit, für den es gar nicht rund läuft: "Das Problem bei ihm ist, dass zwei Sachen zusammen kommen. Erstens kommt er mit dem Handling des Autos wahrscheinlich nicht so gut zu Recht wie der Trulli. Denn in Bezug auf das Können liegt nicht viel zwischen den beiden, der Ralf war ja auch schon Mal schneller als der Trulli. Das sind beide sehr gute Fahrer. Zudem ist das Auto noch langsam. Das sind also zwei Sachen, die da zusammen kommen."
Wie kann man sich in einer solchen Situation noch motivieren? "Man muss akzeptieren, dass es so läuft, und sein Bestes geben", erklärt Rosberg. "Der Fahrer muss sich ja auch nicht an das Auto adaptieren sondern das Auto muss sich an den Fahrer anpassen. Wenn das nicht hinhaut, dann muss man seinen Fahrstil anpassen, aber davor muss das Auto angepasst werden."
"Ich musste mich im Winter auch umstellen in diesem Jahr wegen des Bremsens", verrät Rosberg. "Man muss dann mit Denken fahren und kann nicht mehr natürlich Gas geben. Das ist Arbeit. Fernando Alonso sagt ja auch, dass er sich noch nicht perfekt angepasst hat über den Reifen."
Rosberg ist gereift
Nach dem vergangenen Jahr mit einigen Highlights aber auch zahlreichen Fahrfehlern ist Rosberg dieses Jahr deutlich reifer unterwegs und bezeichnet die Stimmung im Team als "angenehmer und relaxter": "Ich kann mich auch besser mit meiner Meinung durchsetzen, was mich sehr freut. Ich glaube aber auch, dass es für einen 20-Jährigen normal ist, dass es Schritte nach vorn gibt, wenn er in die Formel 1 kommt." Und noch sind es einige Schritte bis zum WM-Titel...

