• 05.07.2007 20:54

  • von Britta Weddige

Rosberg: "Hätten schon gern ein paar mehr Punkte"

Der Williams-Pilot im Interview über den bisherigen Saisonverlauf, die Chancen in Silverstone, Spionage in der Formel 1 und indiskrete Dopingkontrollen

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Für Williams ist es hier in Silverstone ein Heimrennen. Ist das auch für dich etwas Besonderes?"
Nico Rosberg: "Ja, das ist schon besonders. Silverstone ist das Zuhause des Motorsports hier in England. Es ist schon schön, hierher zu kommen, auch weil ich weiß, dass es für das Team besonders ist. Die haben ihr erstes Formel-1-Rennen hier vor 28 Jahren gewonnen, da gibt es schon schöne Erinnerungen. Viele vom Team werden da sein. Das ist schön."

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg

Nico Rosberg erwartet in Silverstone kein Spitzenrennen von Williams

Frage: "Wie gefällt dir die Strecke?"
Rosberg: "Mit gefällt sie gut. Die erste Passage ist super, die ist sehr schnell und macht viel Spaß. Der Weg zurück ist auch ganz interessant."#w1#

Frage: "Wird diese Strecke hier allmählich kritisch, was die Sicherheit betrifft? Die Bodenwellen sollen ja immer schlimmer werden"
Rosberg: "Also ich habe da jetzt keinen Unterschied gesehen, muss ich sagen. Das ist eigentlich in Ordnung. Es ist schon wellig, aber nicht so stark."

Frage: "Hier in England ist momentan ein Hype um Lewis Hamilton. Bekommst du davon auch etwas mit?"
Rosberg: "Eigentlich überhaupt nicht, nein. Wir sind hier leider etwas weiter weg von da, wo McLaren stationiert ist. Daher bekomme ich das so gut wie gar nicht mit, ich les auch keine englischen Tageszeitungen."

Spionage in der Formel 1 - "Nur weiter so"

Frage: "Lässt sich Lewis von dem ganzen Hype beeindrucken?"
Rosberg: "Natürlich ändert man sich mit der Zeit, das ist ganz normal glaub ich, besonders in einer Welt wie der Formel 1. Bis jetzt hat sich da aber nichts getan und ich hoffe, dass es auch so bleibt."

Frage: "Ihr habt ja einen Teil eurer Karriere parallel gefahren. Jetzt kommt Lewis in einem guten Auto als WM-Führender nach Silverstone. Kannst du dich hineinversetzen, wie das wäre?"
Rosberg: "Er ist sicher begeistert, auf jeden Fall. In seiner ersten Saison direkt die WM anzuführen und so viel Fans zu haben, das ist sicher ein sehr schönes Gefühl."

Frage: "Die Spionagemeldungen beherrschen derzeit die Medien. Kannst du dir das in der Formel 1 überhaupt vorstellen, dass ein Team bei einem anderen spioniert?"
Rosberg: "Das kann ich mir auf jeden Fall vorstellen. Hier ist so viel Geld unterwegs, und die ganze Zeit rotieren Leute von einem Team zum nächsten. Ich kann mir schon vorstellen, dass das leicht passieren kann, dass irgendwo mal ein Papier mitflutscht."

Frage: "Kann man davon dann auch wirklich profitieren?"
Rosberg: "Ja, garantiert. Wenn man eine bestimmte Bauweise eines anderen Teams auf dem Papier bekommt und es dann nachbauen kann, vielleicht sogar besser, dann kann man sicher davon profitieren. Ich sag ja nicht, dass das jetzt passiert ist, aber ich glaube, dass das schon möglich ist."

Frage: "Die Ermittlungen laufen jetzt in diesem Fall mit Ferrari und McLaren-Mercedes. Sollte man die Schuldigen dann auch bestrafen?"
Rosberg: "Ich finde das toll. Solange da Williams nicht beteiligt, ist das super - nur weiter so."

Punkt in Silverstone ist fast eine Pflicht

Frage: "Beim vergangenen Rennen seid ihr knapp am Punkt vorbeigeschrammt. Was geht denn hier?"
Rosberg: "Es wird sicherlich sehr ähnlich verlaufen, daher ist ein Punkt auch drin. Den müssen wir hier auch bekommen, sonst wäre das nicht so schön."

Frage: "War das Rennen in Magny-Cours deiner Meinung nach ein Rückschritt?"
Rosberg: "Nein, ich glaube nicht. Wir hatten Renault vor uns, also kann das nicht ein Rückschritt sein. Wir haben alle hinter uns gelassen, die wir wollten, also Toyota und Red Bull. Nur der eine Honda war vor uns, aber ich glaube eher, das war einfach Jenson (Button), der ein gutes Wochenende hatte. Der hat manchmal so Rennen, wo wirklich alles zusammenpasst."

Frage: "Wenn du von Rang sieben aus hättest starten können - was ohne das Problem im Qualifying ja möglich gewesen wäre, hätte es dann anders ausgehen können?"
Rosberg: "Glaub ich nicht, denn ich war ja Siebter nach der ersten Runde. Ich glaube nicht, dass da groß etwas anders gewesen wäre."

Frage: "Ist es so, dass die acht Autos eben vor euch sind und wenn da niemand ausfällt, wird es schwer?"
Rosberg: "Ja, das ist schwierig. Aber ich glaube, dass man die Renault auch schlagen kann, wenn man ein gutes Wochenende hat."

Es kommen noch "Williams-Strecken"

Frage: "Könnte euch diese holprige Piste hier in Silverstone entgegenkommen?"
Rosberg: "Ich glaube nicht, dass Silverstone bisher unsere große Stärke war."

Frage: "Siehst du mittlerweile eine gewisse Systematik, wo euer Auto besser geht und wo schlechter?"
Rosberg: "Barcelona und Silverstone sind nicht unsere Stärken. Montréal und Monaco, auch der Nürburgring sind dann unsere Stärken."

Frage: "Gehört auch Monza in diese Aufzählung?"
Rosberg: "War es in der Vergangenheit schon."

Frage: "Wenn man sagt, Williams ist die fünfte Kraft in der Formel 1, wie viel fehlt euch auf eine Runde auf die vierte Kraft Renault?"
Rosberg: "Ein kleines bisschen, ein oder zwei Zehntel."

Frage: "Die Saison ist bereits fast zur Hälfte vorbei. Was sind für dich die Tops und was die Flops bisher?"
Rosberg: "Für mich gab es eigentlich viele Tops, muss ich sagen. Die Flops waren dann eher die Ausfälle, die ich hatte."

Frage: "Würdest du die Bilanz generell positiv sehen?"
Rosberg: "Für mich schon, ja."

Frage: "Also gehst du positiv gestimmt in die nächsten Rennen?"
Rosberg: "Ja. Wir hätten schon gern ein paar mehr Punkte, aber die Lage ist okay. Für uns ist dieses Jahr ein guter Fortschritt. Wir müssen schauen, dass wir das halten können."

Frage: "Habt ihr dafür ein paar Weiterentwicklungen in der Vorbereitung?"
Rosberg: "Nur das Übliche."

Frage: "Wie läuft die Zusammenarbeit mit Toyota nach all den Monaten?"
Rosberg: "Sehr gut, wie arbeiten ja schon seit September zusammen. Das funktioniert sehr gut und es ist auch mehr als nur das Geben eines Motors."

Erfahrung macht stark

Frage: "Ist die Tatsache, dass du jetzt so konstant deine Leistung bringst, auf das eine Jahr Erfahrung zurückzuführen?"
Rosberg: "Ja, natürlich. Ich konnte da viel rausziehen. Aber man muss natürlich auch sagen, dass das Auto stärker ist."

Frage: "Gibt es Vorfälle aus dem vergangenen Jahr, von denen du sagen würdest, dass dir da die Erfahrung fehlte?"
Rosberg: "Ganz klar, ja. Das ist ja auch normal."

Frage: "Hättest du zu Saisonbeginn gedacht, dass du deinen Teamkollegen Alexander Wurz do gut im Griff haben würdest?"
Rosberg: "Nein, natürlich denkt man sich nicht vorher, dass es so gut laufen wird. Aber ich habe es natürlich gehofft. Es ist wichtig zu versuchen, immer vor dem Teamkollegen zu sein. Er ist der Einzige, der das gleiche Auto hat. Da bin ich bis jetzt ganz zufrieden."

Frage: "Woran liegt das, dass du derart überlegen bist?"
Rosberg: "Weiß ich nicht. Alex hatte besonders mit dem Qualifying Schwierigkeiten, um dort das Beste aus den neuen Reifen herauszuholen. Das sagte er ja auch selbst."

Frage: "Kannst du auch von seiner bekannt guten Kommunikation mit den Technikern profitieren? Und könnte er umgedreht auch von deiner Stärke profitieren?"
Rosberg: "Wir profitieren sicher gegenseitig. Ich behaupte aber von mir, dass ich auf der technischen Seite mittlerweile sehr stark bin. Es ist nicht so, dass ich nur von ihm profitieren kann, sondern er kann auch von mir in diesem Bereich profitieren. Ich glaube, ich habe wirklich sehr viel dazugelernt."

Frage: "Aber Tipps für das Qualifying gibst du ihm nicht, oder?"
Rosberg: "Nein, das lässt man lieber weg."

Frage: "Würdest du im nächsten Jahr wieder gern mit ihm fahren oder mit einem neuen Teamkollegen?"
Rosberg: "Das ist mir eigentlich egal. Das hat immer Vor- und Nachteile. Mit Alex versteh ich mich sehr gut, und technisch sind wir gut dabei, weil wir beide eine ähnliche Meinung haben. Das ist ja dann positiv."

Dopingtests machen keinen Spaß

Frage: "Durch die Terroranschläge steht die Sicherheit wieder im Mittelpunkt. Es finden nun drei große Sportveranstaltungen in England statt, bekommt ihr da nicht auch etwas Angst?"
Rosberg: "Nein, Angst weniger, vielleicht etwas mehr, wenn man gerade in Heathrow landet. Da ist es mir schon durch den Kopf gegangen. Aber ansonsten darf man sich da nicht so beeinflussen lassen."

Frage: "Die Tour de France wird an diesem Wochenende in London gestartet. Hast du das früher geschaut und schaust du es jetzt nach den ganzen Enthüllungen noch?"
Rosberg: "Eigentlich weniger, aber ich bin ein sehr begeisterter Radsportfan. Ich werde mir sicher die Tour anschauen. Ich habe aber nicht so genau verfolgt, was da alles läuft."

Frage: "Findest du es in Ordnung, dass die jetzt trotz des Dopings einfach so weiterfahren, als wäre nichts gewesen?"
Rosberg: "Ich habe viel gelesen über Doping. Ich finde es halt wichtig, dass man es immer weiter verschärft. Je mehr mit der Sprache rauskommen, desto besser. Dann ist das auch okay, dass wir weiterfahren, denn die Kontrollen sind ja da. Ich musste vor einer Woche selbst zur Dopingkontrolle. Das macht nicht so richtig Spaß, muss ich sagen."

Frage: "Wie ist das genau abgelaufen?"
Rosberg: "Das geht so weit, dass du sogar eine Begleitperson im Klo drinhast. Das ist nicht so witzig."

Frage: "Noch etwas ganz anderes. Du verfolgst sicher auch die GP". Hast du das Gefühl, dass da noch verrückter gefahren wird als zu deiner Zeit dort?"
Rosberg: "Das war schon damals so. Da ist es immer verrückt."