Richtlinien für Zweikämpfe: Änderungen frühestens für Formel-1-Saison 2025

Nach den Kontroversen in Austin wollte die FIA die Richtlinien für Zweikämpfe neu bewerten, doch Änderungen wird es voraussichtlich erst 2025 geben

(Motorsport-Total.com) - Die kontroversen Zweikampf-Richtlinien der Formel 1 werden sich bis 2025 nicht ändern. Das Thema hatte in der aktuellen Saison für große Diskussionen gesorgt, speziell nach dem Duell zwischen Max Verstappen und Lando Norris in Austin. Daraufhin hatte die FIA angekündigt, die Richtlinien für Fahrstandards, die den Kommissaren als Grundlage dienen, neu zu bewerten.

Titel-Bild zur News: Max Verstappen, Lando Norris, Charles Leclerc

Die Duelle zwischen Max Verstappen und Lando Norris in Austin waren kontrovers Zoom

Beim darauffolgenden Rennen in Mexiko wurde mit den Fahrern vereinbart, dass die FIA den konkreten Wortlaut der Richtlinien und die daraus entstehenden Szenarien prüfen wird. Die Ergebnisse sollte der Verband den Fahrern beim vorletzten Rennen 2024 in Katar präsentieren.

Das einstündige Meeting fand am Donnerstag auch am Ende des Medientages in Doha statt, doch laut Mercedes-Pilot George Russell, der auch Präsident der Fahrervereinigung GPDA ist, soll die einzige vorgeschlagene Änderung eine Regelzeile betreffen, die besagt, dass der Fahrer auf der Innenbahn dem Fahrer außen vom Scheitelpunkt bis zum Ausgang Platz lassen muss.

"Ich denke, das wird gestrichen", so der Engländer. Gleichzeitig sagt Russell: "Ich hoffe, dass das ab diesem Wochenende der Fall sein wird."

Motorsport-Total.com geht jedoch davon aus, dass die FIA angesichts des Umfangs der am Donnerstag diskutierten Ideen ihre Bewertung der Richtlinien fortsetzt, um das jüngste Feedback der Fahrer zu berücksichtigen.


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Tatsächlich soll die Richtlinie, was ein Fahrer, der auf der Innenbahn attackiert, hinsichtlich Platz lassen tun muss, geändert werden. Quellen der FIA deuten jedoch darauf hin, dass auch andere Regeln überarbeitet werden sollen.

Aus Sicht der Fahrer geht es dabei vor allem um die Tatsache, dass bestimmte Strecken - wie Austin - riesige Auslaufzonen haben, wodurch die Fahrer sehr aggressive Taktiken anwenden können, da es kein hartes Limit für die Beschädigung von Autos gibt, wenn etwas schief geht.

Wird Verstappens Schlupfloch geschlossen?

Die FIA hat in diesem Jahr die Situation in einigen problematischen Kurven verbessert, indem kleine Kiesstreifen installiert wurden, die man wieder entfernen kann. Eine häufigere Nutzung dieses Systems wird derzeit in Erwägung gezogen.

Gleichzeitig bleibt möglich, dass das Schlupfloch in den Richtlinien, das sich Max Verstappen immer zunutze gemacht hat, für 2025 geschlossen wird: Der Niederländer hatte bei einem Überholmanöver eines Gegners immer wieder selbst attackiert, um am Scheitelpunkt mit den Rädern vorne zu sein - ein wichtiger Faktor bei der Bewertung von Positionen.

Die Chance, dass bis zum Ende der Saison 2024 keine Änderungen vorgenommen werden, wurde bereits in Mexiko für möglich gehalten, da die FIA dies als gemeinsame Aktion mit den Fahrern sah.

Da aber nach Katar nur noch ein Rennen in dieser Saison stattfindet, soll man sich darauf geeinigt haben, die Änderungen der Richtlinien erst für 2025 einzuführen.

Kommissare betonten Einigkeit

Gary Connelly, Vorsitzender der Formel-1-Kommissare, betont in einer FIA-Erklärung, die Motorsport-Total.com vorliegt, die Einigkeit des Treffens in Katar.

Dies folgt auf die Andeutung von Russell und Norris in Mexiko, dass nur Verstappen gegen die Notwendigkeit einer Rückänderung der Richtlinien protestiert habe, was der Niederländer am Donnerstag entschieden zurückwies.


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"Wenn Fahrer, Teams und die FIA sich einig sind, dass sie Regeln oder Richtlinien wollen, die aggressiveres Fahren erlauben, dann werden wir diese Regeln oder Richtlinien anwenden", sagt Connelly. "Wenn sie hingegen strengere Fahrstandards wünschen, werden wir diese ebenfalls anwenden."

"Die Richtlinien für die Fahrweise sind ein lebendiges Dokument, daher versuchen wir als F1-Kommissare jedes Jahr, uns mit den Fahrern, Sportdirektoren und FIA-Vertretern zu treffen, um zu sehen, ob wir die Richtlinien aufgrund der Erfahrungen der letzten zwölf Monate anpassen müssen und welche Verbesserungen wir vornehmen können, um Konstanz zu gewährleisten."

Connelly betont: Tür für Fahrer immer offen

"Das Ziel der Richtlinien ist Konstanz. Das Treffen am Donnerstagabend hier in Doha war das produktivste, an dem wir bisher teilgenommen haben. Die Beiträge der Fahrer waren fantastisch. Sehr konstruktiv. Es gab keinen einzigen negativen Kommentar. Es gab keine Schuldzuweisungen", so Connelly

"Es war sehr inspirierend zu sehen, wie die besten Fahrer der Welt klar kommunizierten und konstruktiv darüber sprachen, wie wir die Richtlinien für die Fahrnormen zum Nutzen der Fahrer verbessern und uns allen die Arbeit erleichtern können."


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In einer Anspielung auf den erbitterten Diskurs, nachdem Verstappen und Norris im Laufe der Saison 2024 mehrmals aneinandergeraten waren, sowie in Anspielung auf die giftigen Social-Media-Ausbrüche in der Saison 2021, erinnert Connelly die Fans daran, dass "wir als Kommissare nicht hier sind, um den Fahrern Schmerzen zuzufügen".

"Wir sind hier, um gleiche Wettbewerbsbedingungen zu schaffen", betont er. "Es ist nicht wir gegen die Fahrer, sondern die Fahrer gegen die Fahrer, und wir sind hier, um sicherzustellen, dass jeder eine faire Chance bekommt."

"Wir haben eine Politik der offenen Tür. Die Tür zum Raum der Sportkommissare steht jedem Fahrer offen, der zu uns kommen und mit uns über eine Entscheidung sprechen möchte, die entweder ihn oder einen anderen Fahrer betrifft. Wir denken, dass das Treffen am Donnerstag diese Politik der offenen Tür unterstrichen hat."

Richtlinien noch aus dem Jahr 1954

Connelly skizziert auch die kurze Geschichte des Richtlinien-Dokuments, das erstmals auf Drängen der Fahrer für den Beginn der Saison 2022 eingeführt wurde und dessen Wortlaut am Ende jener Saison und 2023 überprüft wurde.

"Bis 2017 gab es im FIA-System nur sehr wenige Standard-Fahrregeln", sagt der Australier. "Sie existierten hauptsächlich in einem der Anhänge des Internationalen Sportgesetzes. Daher war es für die Kommissare sehr schwierig, die Regeln anzuwenden, weil es sehr, sehr einfache Regeln waren."


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"Einige von ihnen stammen aus dem Jahr 1954, als der Kodex geschaffen wurde, und haben sich seitdem kaum verändert."

"Ende 2018 wurde dann der Ansatz 'let them race' eingeführt, bei dem wir einen weniger strengen Ansatz verfolgten und einen aggressiveren Fahrstil tolerierten. Ende 2021 war es jedoch so weit, dass die Fahrer sagten: 'Wir wollen genauer wissen, was wir tun dürfen und was nicht.' Deshalb wurde Anfang 2022 ein sehr grundlegender Satz von Leitlinien eingeführt."

"Seitdem haben wir mehrere Sitzungen abgehalten, um zu erörtern, wie der Wortlaut dieser Leitlinien geändert werden muss, um sie verständlicher und anwendbarer zu machen."

Fahrer für Kiesbett: FIA hört zu

Hinsichtlich der zusätzlichen Änderungen an Strecken und der Rolle von gewissen Kurvendesigns bei umstrittenen Manövern sagt FIA-Sportdirektor Tim Malyon: "Als FIA arbeiten wir kontinuierlich mit den Rennstrecken zusammen, um sie auf viele verschiedene Arten weiterzuentwickeln."

"Natürlich arbeiten wir ständig an den Sicherheitsaspekten der Strecken. Aber dieses Treffen hat gezeigt, dass es eine Reihe von Überlegungen auf der sportlichen Seite gibt, die wir für die Rennstrecken in Zukunft priorisieren können", sagt er und verweist auf die eingeführten Kiesstreifen in Österreich oder Katar.


"Wir arbeiten weiterhin mit den Rennstrecken an allen Themen, aber es war sehr nützlich, bei dem Treffen am Donnerstag den Einblick der Fahrer zu bekommen und zu sehen, wie sie das Konzept Kiesbett priorisieren, nicht nur wegen der Tracklimits, sondern auch, um einige der Situationen zu managen, die im Laufe der letzten vier oder fünf Rennen beim Überholen entstanden sind."

"Alles in allem gab es eine Verpflichtung zur Zusammenarbeit, um Lösungen zu finden, die für alle funktionieren."

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