• 06.02.2005 11:38

  • von Marco Helgert

Richards: Von Honda vor die Tür gesetzt?

Die Anzeichen verdichten sich, dass David Richards bei Honda schon länger in Ungnade gefallen ist und daher seinen Posten räumen musste

(Motorsport-Total.com) - Dass sich 'British American Tobacco' langsam aber sicher von den Anteilen am BAR-Rennstall trennen würde, war allen klar. Immerhin wird die Tabakwerbung von Jahr zu Jahr weiter eingeschränkt. Dass Honda durchaus daran interessiert war, die Anteile von 'BAT' zu übernehmen, war ebenfalls hinlänglich bekannt. Dass jedoch David Richards im gleichen Atemzug als Teamchef seinen Hut nehmen musste, überraschte viele Beobachter.

Titel-Bild zur News: David Richards

War Honda mit dem Führungsstil von Richards schon länger nicht zufrieden?

Dabei ist das, was geschehen war, ein völlig normaler Vorgang. David Richards war kein Bestandteil von BAR, vielmehr bat das Team das Unternehmen 'Prodrive', das Richards gehört, beim Aufbau des Teams um Hilfe. Als Honda kam, brauchte man diese Hilfe nicht mehr. So die mehr oder weniger offizielle Darstellung. Hinter den Kulissen war Richards aber den Japanern wohl ein Dorn im Auge.#w1#

Stand Richards auf Hondas Abschussliste?"

Das Tauziehen um Jenson Button soll den Verantwortlichen bei Honda schwer im Magen gelegen haben, dabei hat gerade die Option der Honda-Motoren für das Team die Wechselposse erst ins Laufen gebracht. Zudem stieß es Shoichi Tanaka, Präsident von Hondas Motorsportdivision, sauer auf, dass Richards sich nicht energisch gegen die Vorgänge rund um Craig Pollock, der den Verkauf des Teams an Honda verhindern wollte, und John Byfield, der Button zum BMW WilliamsF1 Team bringen wollte, wehrte.

"Sie stolzierten geschniegelt durch das Fahrerlager und hatten dafür nur die falschen Anlässe. Das kann man nicht tolerieren", erklärte eine Quelle gegenüber der 'BusinessF1'. Ohnehin hätte Richards gewarnt sein müssen, dass an seinem Stuhl kräftig gesägt werden würde. Frank Williams verlor Ende 1987, kurz nachdem er seinen Unfall hatte, der ihn seither an den Rollstuhl fesselt, den Motorenvertrag mit Honda. Die Japaner gingen zu McLaren.

Weitere Stimmen aus dem Umfeld von BAR und Honda machten noch auf mehr Ungereimtheiten aufmerksam. So war es Richards, der Villeneuve entließ und Takuma Sato verpflichtete. Dabei war Honda nicht unbedingt ein Befürworter dieser Aktion, denn Villeneuve war der Sympathieträger für den nordamerikanischen Markt. Zudem sei der Wechsel von Bridgestone- auf Michelinreifen in Japan mit Verwunderung aufgenommen worden.

"Er hat ein großes Ego"

Wirklich freiwillig ist Richards wohl nicht gegangen, auch wenn er versuchte, die Wogen zu glätten. "Wenn man ein Geschäft übernimmt, dann tauscht man die Spitze aus. Ich verstehe das", erklärte er. Doch der Abgang wurde dem Briten durch eine Zahlung von 15 Millionen Dollar versüßt. Darin enthalten ist aber auch die Ausbezahlung von Nick Fry, der im BAR-Team verbleibt und dafür aus seinem Vertrag mit 'Prodrive' herausgekauft werden musste.

Doch der Abgang aus dem Team hat den 52-Jährigen schwer getroffen. "Er hat ein großes Ego und es war, als ob man ihm seinen Antrieb weggenommen hätte", zitiert das Blatt einen Vertrauten Richards. Sein Nachfolger bei BAR, Nick Fry, hat wenig Erfahrung in dieser Rolle. Es bleibt also abzuwarten, wie es mit ihm weitergehen wird. Richards hat die Formel 1 aber noch nicht aus dem Blickfeld verloren. "Ich schätze, ich werde zurückkommen." Es wäre dann sein dritter Anlauf in der Formel 1. "Aller guten Dinge sind drei", so Richards.