• 17.01.2005 14:14

  • von Marco Helgert

Richards: "Aller guten Dinge sind drei"

Ex-BAR-Honda-Teamchef David Richards kann auch ohne die Formel 1 gut leben, doch er hat noch eine Rechnung offen

(Motorsport-Total.com) - David Richards Abgang bei BAR kam für viele plötzlich. Dabei ist das, was geschehen war, ein völlig normaler Vorgang. David Richards war kein Bestandteil von BAR, vielmehr bat das Team das Unternehmen 'Prodrive', das Richards gehört, beim Aufbau des Teams um Hilfe. Als jedoch Honda Anteile am Rennstall übernahm, brauchte man die Hilfe von 'Prodrive' nicht länger. Richards ging, Nick Fry, mittlerweile ein Ex-Angestellter von 'Prodrive', übernahm die Leitung des Teams.

Titel-Bild zur News: David Richards

David Richards hat in der Formel 1 noch eine Rechnung zu begleichen

"Emotional gesehen hätte ich mir schon gewünscht, noch einige Jahre zu haben, um die Arbeit, die ich begonnen habe, zu beenden", erklärte Richards im 'Guardian'. "'British American Tobacco', der vorherige Besitzer, hat 'Prodrive' einen Vertrag gegeben, um das Team in eine Position zu hieven, von der aus es um die Meisterschaft kämpfen kann. Wir hatten einen Fünfjahresplan dafür, haben es aber in drei Jahren geschafft."#w1#

Und dann kam Honda: "Wir bei so vielen Geschäftsübernahmen wollte der neue Besitzer die eigenen Leute hineinbringen." Hinter den Kulissen wurden aber auch andere Stimmen laut. So soll Honda nicht begeistert gewesen sein, dass sich Richards neben der Formel 1 auch weiterhin um seine Einsätze im Rallyesport und bei den Sportwagen kümmerte. Auch die "Button-Affäre" soll für die Japaner ein Hemmschuh gewesen sein. Einer der beiden im Team musste gehen, und Richards war natürlich leichter auswechselbar als Button. "Da muss man Honda fragen. Aber wenn man ein Geschäft übernimmt, dann tauscht man die Spitze aus. Ich verstehe das."

Die Formel 1 als Gladiatorenkampf

Dabei hatte er sich bei BAR gerade eine Umgebung geschaffen, in der er sich wohl fühlte - im Gegensatz zu seinem ersten Exkurs in die Formel 1 bei Benetton 1998. "Bei Benetton hatte ich die falsche Einstellung", gestand er. "Ich hatte nicht das Vertrauen, das man dafür braucht. Die Formel 1 ist ein Gladiatorenkampf und es nimmt das ganze Leben ein. Die Leute, die heute Formel 1 betreiben, wären vor 100 Jahren unaufhörlich in den Krieg gezogen. Nun gibt es derzeit nicht so viele Kriege, also machen sie Grand-Prix-Sport."

Aber die Welt der Formel 1 sei auch eine raue Umgebung voll Politik, "die aus dem geschäftlichen Charakter erwächst", wie Richards erklärte. Zu dieser Politik zählt auch das Bestreben der in der 'GPWC' zusammengefassten Hersteller, eine Konkurrenzserie zur Formel 1 aufzubauen, da man mit der Geldverteilung nicht einverstanden ist und auch keine Übereinkunft mit Formel-1-Chef Bernie Ecclestone erreichen konnte. Richards, selbst ein Unterzeichner der 'GPWC'-Pläne, nannte allein die Planungen "fehlerhaft und naiv".

Eine Spaltung der Formel 1 "wäre desaströs"

"Die Automobilhersteller sind nicht die besten Aufseher im Motorsport", so der 52-Jährige klar. "Sie sind wegen ihrer eigenen, kurzfristigen Interessen hier. Eine Spaltung wäre für die Formel 1 aber desaströs. Man schaue sich nur Boxen an, mit all diesen vielen Verbänden. Es wäre unheimlich traurig, wenn das auch in der Formel 1 passieren würde." Bernie Ecclestone kann die Zügel noch zusammenhalten, aber ewig gehe das nun einmal nicht weiter. "Das Wichtige ist, dass der Sport in gute Hände übergeben wird, bevor er in einer hoffnungslosen Notlage steckt."

Den Motorsportvirus wird Richards ohnehin nicht mehr los, und auch die Formel 1 wird ihn in Zukunft fesseln. "Ich verliere darüber keinen Schlaf, aber wenn die Bedingungen für eine Rückkehr stimmen, dann werde ich das sicher in Betracht ziehen", erklärte er. "Ich schätze, ich werde zurückkommen." Es wäre dann sein dritter Anlauf in der Formel 1. "Aller guten Dinge sind drei", so Richards.