• 25.09.2012 17:16

  • von Dominik Sharaf

Ricciardo stillt den Hunger mit Steak und WM-Punkten

Der Toro-Rosso-Pilot berichtet in seinem Blog über die Strapazen des Nachtrennens in Singapur - Fortschritte im Team, mehr Erfahrung bei den Piloten

(Motorsport-Total.com) - Die körperlichen Anforderungen, die das südostasiatische Tropenklima an Rennfahrer stellt, sind extrem. Das bekam am Wochenende auch Daniel Ricciardo zu spüren. Nach dem Grand Prix in Singapur streifte er sich völlig erschöpft und ausgelaugt eine mit Eis gefüllte Plastikweste über und führte seinem geschundenen Körper reichlich Kalorien zu. "Ein großer Teller Pasta und Steak", schreibt der Australier in seinem Blog über eine Mahlzeit, bei der Nährwerte ausnahmsweise keine Rolle spielten.

Titel-Bild zur News: Daniel Ricciardo

Daniel Ricciardo holte in Singapur zum dritten Mal in dieser Saison Punkte Zoom

Ricciardo wollte sich etwas gönnen: "Ich bin sehr gut, wenn es darum geht, meine Diät einzuhalten, aber das hatte ich mir verdient. Denn Rennen fahren in Singapur hat mich aushungern lassen." Zu diesem Zeitpunkt war der Erfolgshunger bereits gestillt. Mit Rang neun hatte Ricciardo sein bestes Saisonresultat aus Melbourne und Spa-Francorchamps wiederholt - und das unter diffizilen Umständen, die Singapur den Piloten bereitet.

Australischer Zweikampf mit Mark Webber

Der Toro-Rosso-Pilot skizziert die Situation: "Die Oberfläche ist rutschig und man verliert schnell Grip. Bei Hitze und Luftfeuchtigkeit steigt die Wahrscheinlichkeit, einen Fehler zu machen", meint der 23-Jährige, der gegen Rennende gehörig unter Druck stand: "Die Rückspiegel voll von Mark (Webber, Anm. d. Red.) zu haben war zusätzliche Motivation." Der Zweikampf mit seinem Landsmann sei aber durchaus eine willkommene Abwechslung gewesen, berichtet Ricciardo.

Schließlich verlange das defensive Fahren auf dem Marina-Bay-Straßenkurs den Fahrern mental alles ab. "Wenn es etwas zu kämpfen gibt, tickt die Uhr etwas schneller. Ich habe das Rennen aber nicht als so hart empfunden, wie das 2011 der Fall war", vergleicht Ricciardo und scherzt: "Entweder habe ich im Vorfeld genug Arbeit investiert, um es durchzustehen, oder zwölf Monate in der Formel 1 haben mich in einen Superhelden verwandelt."

Toro-Rosso-Piloten individuell verbessert

Immerhin gab es für Ricciardo während des Grand Prix die Gelegenheit, selbst etwas an der Taktik zu werkeln. Bei Toro Rosso herrschte reger Funkverkehr. "Wenn ich fahre, sage ich nicht viel, aber wenn das Safety-Car ausrückt, schwätze ich immer etwas mit dem Kommandostand", verrät er. "Wenn ich keine wirklich dringenden Anliegen habe, überlasse ich sonst alle Entscheidungen dem Team. Von der Boxenmauer sieht man mehr, als aus dem Auto jemals möglich wäre."

Die starken Leistungen Toro Rossos nach der Sommerpause will Ricciardo nicht zwangsläufig mit einem generellen Aufwärtstrend bei der kleinen Scuderia gleichsetzen. "Schwierig zu sagen", erklärt er grübelnd. "Ich denke, wir haben uns als Team definitiv nach vorne bewegt, aber auch ich selbst und Jean-Eric (Vergne, Anm. d. Red.) machen Fortschritte. Vielleicht haben wir einen Wendepunkt erreicht", so Ricciardo. "Wenn es sonntags Top-10-Resultate bedeutet, sollten wir es dabei belassen."


Fotos: Daniel Ricciardo, Großer Preis von Singapur