• 21.11.2005 17:15

Renaults zweiter Schlüsselmoment: Qualifying in Imola

Der Auftakt der Europasaison in Imola war für Renault ein kritischer Moment in der Saison 2005 - Bedenken hinsichtlich Alonsos Motor

(Motorsport-Total.com) - Als die Formel 1 nach den drei Überseerennen in Australien, Malaysia und Bahrain Ende April nach Europa zurückkehrte, führte Renault-Pilot Fernando Alonso die Fahrerwertung mit 26 Punkten an. Sein ärgster Verfolger: Jarno Trulli im Toyota, der mit zehn Zählern Rückstand auf Rang zwei lag. Giancarlo Fisichella im zweiten Renault folgte auf Platz drei. Mit drei Siegen in den ersten drei Saisonläufen hatte Renault zu diesem Zeitpunkt auch die Führung in der Konstrukteurs-WM inne.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Beim Europaauftakt in Imola lieferte Fernando Alonso ein starkes Qualifying ab

"Bislang macht mir die Saison großen Spaß", erklärte Alonso nach der Ankunft in Imola. "Ich belege den ersten Platz in der Gesamtwertung und wir verfügen derzeit über das beste Auto im Feld. Die drei bisherigen Siege stellen einen schönen Erfolg dar, aber nach den ersten drei Grands Prix brauchen wir noch nicht über den möglichen Gewinn der Weltmeisterschaft sprechen. Die WM-Titel entscheiden sich nicht am Anfang, sondern am Ende einer Saison."#w1#

Renault kam trotz dreier Siege voll konzentriert nach Imola

Trotz der bis dahin blütenweißen Weste blieben die Verantwortlichen des Renault-Teams im Vorfeld des Grand Prix' von San Marino realistisch. Sie wussten, dass gerade in Imola - beim ersten Saisonlauf auf europäischem Boden - viele Teams traditionell erste umfangreichere Weiterentwicklungen präsentieren.

So war es auch in diesem Jahr: Zum Beispiel deutete McLaren-Mercedes in Imola zum ersten Mal in der Saison 2005 die Form an, die viele Beobachter von Beginn an erwartet hatten. Auch Ferrari schien langsam in die Erfolgsspur zurückzufinden und hatte unter anderem die Zuverlässigkeit des roten Boliden verbessert. Vor allem Michael Schumacher zeigte sich fest entschlossen, zu zeigen, welche Fortschritte sein Team in der vorhergehenden dreiwöchigen Rennpause bei umfangreichen Testfahrten mit vier Fahrern auf drei Strecken erzielt hatte.

Renault begann das Imola-Wochenende mit einem gewissen Unsicherheitsfaktor: Beim vorangegangenen Grand Prix von Bahrain hatte Fisichella einen Motorschaden erlitten. Der 32-Jährige verhalf damit in Imola dem RS25-Motor in der weiterentwickelten B-Spezifikation zu seinem Debüt. Das Renault-Team setzte in diesen V10 zwar große Hoffnungen, eigentlich sollte er aber erst im darauf folgenden Grand Prix von Spanien erstmals zum Einsatz kommen.

Alonsos Motor war nicht mehr hundertprozentig in Ordnung

Auch Alonso sah sich einer besonderen Herausforderung gegenüber: Das technische Debriefing nach dem Lauf in Bahrain hatte ergeben, dass der Motor des jungen Spaniers während des Wüstenrennens über Gebühr beansprucht wurde. Dem Team boten sich daher zwei Möglichkeiten: Man konnte das Triebwerk entweder austauschen, was eine Strafversetzung in der Startaufstellung zur Folge gehabt hätte, oder man konnte die Strategie den Umständen anpassen. Nach reiflicher Überlegung entschloss man sich dazu, das Risiko einzugehen und den Bahrain-Motor auch in Italien einzusetzen.

Um den V10 zu schonen, absolvierte Alonso während der Freitagstrainings nur zwölf Runden, Fisichella hingegen 25. Am Samstag fuhr der junge Spanier während der ersten Sitzung am Vormittag nicht einen einzigen Meter. In der zweiten spulte er immerhin acht Umläufe ab. "Fisico" übernahm daher mehr oder minder die gesamte Abstimmungsarbeit. Er brachte es während der beiden Samstagstrainings auf insgesamt 21 Runden.

Erste Reihe für Alonso - 0,003 Sekunden Rückstand am Samstag

Vor dem Hintergrund seines nicht mehr optimalen Motors beeindruckte Alonsos Leistung im Qualifying umso mehr: Zwar sicherte sich McLaren-Mercedes-Pilot Kimi Räikkönen im ersten Durchgang des in dieser Saisonphase noch zweigeteilten Einzelzeitfahrens die schnellste Zeit, doch Alonso wies als Zweitplatzierter nur 0,003 Sekunden Rückstand auf.

Am Sonntagvormittag profitierte Räikkönen von einer abtrocknenden Piste und sicherte sich die Pole Position. Alonso verlor etwas Zeit auf seinen finnischen Rivalen und löste mit 0,5 Sekunden Rückstand sein Ticket für Startplatz zwei - eine überzeugende Vorstellung, da er während der freien Trainings kaum Kilometer abspulte. Fisichella erwischte hingegen nicht seinen Glückstag: Nach einem Fahrfehler während seiner schnellen Runde musste er sich mit der zwölften Startposition zufrieden geben.

Die Fans durften sich auf ein spannendes Rennen freuen: Auf den ersten fünf Startplätzen fanden sich Fahrer fünf verschiedener Teams. Mit Alonso in der ersten Reihe hatte Renault sein erstes Zwischenziel an diesem Wochenende erreicht. Doch es lagen noch 62 Runden auf einem der anspruchvollsten Kurse im gesamten Formel-1-Kalender vor den Piloten. Hatte die Truppe die Risiken richtig eingeschätzt und die richtigen Entscheidungen getroffen?