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  • 30.11.2005 09:02

Renaults Strategietrick beim Istanbul-Rennen

Renault setzte beim Großen Preis der Türkei auf eine ungewohnte Strategie. Dies sollte sich auszahlen - das Team erklärt wie

(Motorsport-Total.com) - Im Vergleich zu den Rennen zu Saisonbeginn wählte das Renault-Team in Istanbul einen anderen Ansatz: Als man im Freien Training bemerkte, dass die McLaren auf der neuen Strecke sehr stark auftraten, änderte das französische Werksteam seine gewohnte Strategie. "Wir wollten möglichst gute Startpositionen herausfahren", erklärt Pat Symonds, Chefingenieur des Renault-Teams. "Wir starteten mit dem Ziel, den McLaren zu Beginn des Rennens Paroli bieten zu können - und um nach dem zweiten Boxenstopp einen soliden Vorsprung vor dem Rest des Feldes zu besitzen."

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso, Giancarlo Fisichella, Juan-Pablo Montoya, Kimi Räikkönen

Dank eines leichten Autos konnte Renault McLaren unter Druck setzen

Nach dem Qualifying schien der Plan aufzugehen. Giancarlo Fisichella und Fernando Alonso fuhren auf die zweite und dritte Startposition. Sie lagen somit im Sandwich der beiden "Silberpfeile", die die Positionen eins und vier bekleideten.#w1#

Pat Symonds fasst für uns die Strategie zusammen. "Mit unseren leicht betankten Autos fuhren wir unseren kürzesten ersten Turn der gesamten Saison", erklärt der Brite. "Genau genommen, haben wir uns im Vergleich zu den anderen Rennen für das komplette Gegenteil unserer üblichen Strategie entschieden. Sonst war der letzte Stint stets der Kürzeste, für Istanbul aber haben wir eine Kurz-Lang-Lang-Taktik gewählt."

Den Start gewann Kimi Räikkönen. Nach einer ereignisreichen ersten Runde führte der Finne vor Giancarlo und Fernando. In Runde drei überholte der Spanier seinen italienischen Kollegen im teaminternen Duell. Alonso blieb dem führenden McLaren auf den Fersen, ehe er nach 13 Umläufen - etwa einem Viertel der Gesamtdistanz - die Boxengasse ansteuerte. "Fisico" stoppte eine Runde später, wodurch Juan Pablo Montoya auf den zweiten Platz nach vorne gespült wurde. Der Kolumbianer kam nach 21 Umläufen zum Nachtanken, Räikkönen nur eine Runde später.

Nach der ersten Boxenstopp-Phase lagen die beiden McLaren in Führung, Renault belegte die Ränge drei und vier. Bis dahin schien der Plan des Renault-Teams gut zu funktionieren. "Der frühe Tankhalt gab uns die Möglichkeit zur Drei-Stopp-Strategie", erklärt Symonds. "Wir konnten unsere Entscheidung bis zum Ende des ersten Turns herauszögern - und verzichteten spontan auf den dritten Boxenstopp. Das hat sich ausgezahlt."

Fernando und Giancarlo legten ihre zweiten Tankstopps in den Runden 34 beziehungsweise 36 ein. Auch nach ihren jeweils zweiten Aufenthalt in der Box (in den Runden 41 und 45) behaupteten die McLaren die Führung, während sich Jenson Button nach dem Ende des 47. Umlaufs hinter Fisichella einreihte. Für die "Equipe Jaune" verlief das Rennen weiterhin nach Plan.

Das Renault-Team richtete sich zufrieden darauf ein, Platz drei und vier nach Hause zu fahren - als plötzlich etwas Unerwartetes passierte: Montoya kollidierte mit dem Jordan von Tiago Monteiro und rutschte nur wenige Kurven später von der Piste. Die Strategie von Renault sollte nun noch größere Früchte tragen.

"Alonso folgte mit so geringem Abstand hinter Montoya, dass er den McLaren passieren konnte", so Symonds. "Außerdem konnte Giancarlo seine Position vor Button verteidigen, obwohl bei ihm während des Boxenstopps ein Problem auftrat. Wir wussten, dass uns Jenson - was die reine Schnelligkeit anging - überlegen war. Ein weiterer Beweis für unsere gute Strategie."

Letztendlich führte ein Mangel an Konkurrenzfähigkeit zur ungewohnten Renntaktik des Renault-Teams. "Wir musste uns eben den Umständen anpassen", folgert Symonds. "Aber dies zeigt nur, dass wir uns auch auf neue Situationen einstellen können. Durch den frühen ersten Stopp haben wir ein viel besseres Ergebnis eingefahren, als es uns mit der konventionellen Strategie möglich gewesen wäre."

Auch für den Kampf um den Titel besaß das Rennen eine Schlüsselfunktion: Fernando Alonso büßte nur zwei Punkte auf Kimi Räikkönen ein. Nach dem Großen Preis der Türkei führte der Spanier mit 24 Punkten Vorsprung - bei noch fünf ausstehenden Grands Prix.