• 24.09.2002 10:10

  • von Marcus Kollmann

Renault will Top-Teams in Indy herausfordern

Mit verbesserter Aerodynamik und einem stärkeren Motor sollen Trulli und Button mit McLaren-Mercedes und BMW-Williams kämpfen

(Motorsport-Total.com) - Nachdem beim Großen Preis von Italien in Monza beide Fahrer des RenaultF1-Teams zum ersten Mal in diesem Jahr in die Punkteränge fuhren, macht man sich beim anglo-französischen Hoffnungen darauf auch in den letzten beiden Grand Prix der Saison 2002 gut abzuschneiden.

Titel-Bild zur News: Jenson Button, Jarno Trulli

Button und Trulli freuen sich auf Amerika und das Rennen in Indianapolis

"Monza war für uns alle eine willkommene Überraschung", gibt Trulli zu, dass man sich im Vorfeld eigentlich keine Chancen ausgerechnet hatte dort gut abzuschneiden. "Wir wussten, dass unser Paket gut sein würde, doch es gab auch einige Fragezeichen hinsichtlich der Standfestigkeit. Ich denke, dass wir auf Grund der guten Arbeit unserer Ingenieure, welche alle unsere Probleme in der Woche vor dem Rennen in den Griff bekamen, zu verdanken haben. Platz 4 im Rennen war ein großartiges Ergebnis und eine enorme Motivation für jedermann."

"Dass wir in Indianapolis fahren ist meiner Meinung nach großartig. Schon als kleiner Junge wusste ich, dass es ein bedeutendes Rennen und großartiges Event ist. Ich genieße es, ein Teil des Mythos von Indianapolis zu sein. Die Motorsportgeschichte dieser Strecke ist wirklich beeindruckend und darüber hinaus ist es auch schön einmal andere Fans zu sehen", freut sich der Italiener auf die amerikanischen Fans.

Trulli: Ich bin sehr motiviert

Was das Rennen auf der 4,192 Kilometer langen Strecke abgeht, so weiß Trulli aus dem Vorjahr, dass es noch stärker als anderswo auf die Abstimmung ankommt: "Man braucht für die Lange Gerade natürlich einen sehr guten Topspeed und in den langsamen Kurven ist guter Grip gefragt. Das sind eigentlich die beiden wichtigsten Sachen, auf welche wir achten müssen, doch das exakte Setup zu finden ist so ähnlich wie kalkuliertes Glücksspiel."

"Wir haben zweifelsohne große Erwartungen und wollen die Saison natürlich mit einem guten Ergebnis beenden", fährt der 28-Jährige, der letztes Jahr als Vierter ins Ziel kam, fort. "Wir müssen aber erst einmal abwarten wie sich das Auto verhält, denn bevor wir nicht auf der Strecke ein paar Runden gefahren sind, können wir dazu nichts sagen. Ich selbst bin jedenfalls sehr motiviert und möchte wie immer weitere Punkte für das Team holen."

Button will Platz 7 in der Fahrerwertung verteidigen

"Das letzte Rennen war von seinem Ausgang her eine Überraschung oder nicht?", fragt Jenson Button. "Wir gehörten in Monza nicht zu den Schnellsten, doch wir trafen hinsichtlich der Strategie die richtigen Entscheidungen und fuhren ein gutes Rennen. Das Rennen in Amerika ist ein lustiges Event. Wir kommen ja nicht oft in die USA, weshalb es ziemlich cool ist. Ich genieße das gesamte Wochenende, denn die Zuschauer hier sorgen dafür, dass die Atmosphäre immer etwas ganz Besonderes ist."

Der Brite weiter: "Der High-Speed-Streckenbereich ist nicht wirklich eine Herausforderung, doch es macht Spaß, denn wir fahren ja nun nicht gerade oft auf einer Strecke mit einer Steilwandkurve. Was das Infield angeht, so ist es nichts Spezielles. Hier muss ich einfach versuchen das Auto so schnell wie möglich zu fahren."

Mit 13 WM-Punkten belegt Button derzeit Platz 7 in der Fahrermeisterschaft, weshalb er diesen Rang durch weitere Punkte am Sonntag verteidigen möchte: "Das ist sehr wichtig, doch ich glaube nicht, dass es ein Problem werden sollte. Für mich persönlich wäre es toll und diesen Platz zu verteidigen ist mein Ziel."

Gascoyne: Trulli hätte ohne seine Probleme am Start aufs Podium fahren können

"Unser Rennspeed in Spa und Monza war ehrlich gesagt viel besser als wir das erwartet hatten", gibt Mike Gascoyne zu. "Jarnos Startposition war ein Beweis dafür, wozu wir am Samstag in der Lage waren. Dass er am Sonntag vom Ende des Feldes ins Rennens gehen musste, war wirklich eine Schande. Ohne das Problem hätte er meiner Meinung nach ein Podiumsfinish erzielen können", erinnert sich der Technische Direktor zurück an die Probleme am Auto des Italieners beim Vorstart vor zwei Wochen.

Pat Symonds, Technikdirektor von RenaultF1, kann Gascoyne da nur zustimmen: "Der Große Preis von Italien war eines jener Rennen wo wir uns kein gutes Resultat ausgerechnet hatten. Wie dem auch sei, unser Wochenende verlief dann recht gut und das Auto funktionierte am Freitag, mit viel Benzin an Bord, sehr gut. Zusammen mit etwas Glück, erzielten wir im Rennen dann unser bisher bestes Ergebnis in diesem Jahr."

Motivation nach dem Doppelpunktefinish in Monza extrem gut

Die durch die Plätze 4 und 5 geholten fünf WM-Punkte waren für das Team, welches in Spa mit Zuverlässigkeitsproblemen zu kämpfen gehabt hatte, wie ein Segen und die richtige Motivation vor den letzten beiden Grand Prix: "Das Resultat war wirklich sehr befriedigend, besonders für unsere Jungs aus Viry. Sie waren nach den Problemen in Spa wirklich sehr enttäuscht und freuten sich über die Zielankunft beider Autos in den Punkten auf einer Strecke die aus Motorensicht als schwierig gilt. Wie dem auch sei, wie schon Jean-Jacques His nach dem Rennen sagte, so wissen wir, dass wir unsere Leistungsfähigkeit noch verbessern müssen", macht Gascoyne deutlich, dass Renault noch aufholen muss.

Genauso wie Monza ist auch der Indianapolis Motor Speedway eine Strecke mit Gegensätzen, denn während es auf der einen Seite einen extrem schnellen Streckenbereich und eine Steilwandkurve gibt, so besteht der Kurs auf der anderen Seite aus einem kurvenreichen Infield. Da die durchschnittlichen Geschwindigkeiten in beiden Streckenteilen recht stark variieren, muss man bei der Abstimmung der Boliden einen Kompromiss finden.

Strategie ist in Indianapolis vor allem bei Regen von entscheidender Bedeutung

"In Indianapolis muss man mehr Kompromisse eingehen als in Monza", berichtet Pat Symonds. "Der schnelle Bereich ist ziemlich lang und die Autos fahren dort für einen langen Zeitraum mit vollem Speed, wofür nur wenig Abtrieb erforderlich ist. Im engen Infield kommt es hingegen auf eine gute Chassis-Balance und Traktion an. Vom R202 wissen wir, dass er unter diesen unterschiedlichen Bedingungen konkurrenzfähig ist, weshalb wir Zuversicht hegen ein gutes Ergebnis erreichen zu können."

"Die Strategie in Indianapolis wird durch die hohen Geschwindigkeiten auf der Geraden bestimmt. Ist man nicht schnell genug, so kann man praktisch nicht überholen, was wiederum bedeutet, dass man durch eine gute Boxenstopp-Strategie versuchen muss Plätze zu gewinnen. Wenn wir uns entscheiden sollten die Strategie während des Rennens zu ändern, so ist das ziemlich einfach und die Umprogrammierung der Tankanlage ist beispielsweise nur eine Sache von ein paar Sekunden. Viel schwieriger ist es da schon die taktischen Entscheidungen zu treffen, denn man muss verschiedene Szenarios durchspielen. Wir können dabei auf ein paar Tools zurückgreifen die uns die Entscheidungen erleichtern, doch letzten Endes entscheinden wir", erklärt Symonds.

Ziel für die Qualifikation lautet unter die Top 8 zu kommen

In der Saison 2000 sorgte das Wetter auf dem Indianapolis Motor Speedway dafür, dass die Teams sich schnell auf die sich verändernden Bedingungen einstellen mussten. Hinsichtlich der Strategie muss zusätzlich bei Regen bedacht werden, dass der F1-Kurs der 4,192 Kilometer langen praktisch aus zwei Kursen besteht - das Infield und die Steilwand-Kurve mit der sich anschließenden Gerade - die unterschiedlich auf das feuchte Nass. Während die Steilwandkurve ziemlich schnell abtrocknet, kann dies vom kurvenreichen Infield nicht behauptet werden. Diesen Faktor müssen die Teams ebenfalls in ihre Überlegungen bezüglich der Taktik mit einbeziehen.

"Auf jeder der Strecke auf der die Autos nicht mit maximalen Abtrieb fahren, müssen wir im Fall von Regen verschiedene Kompromisse eingehen. Es ist aber ziemlich selten und unüblich, dass es zwei Stunden lang regnet, weshalb es sich als schwierig herausstellen kann die richtige Mischung aus Regen- und Trockenwetter-Abstimmung zu finden", so Symonds abschließend.

Mike Gascoyne ist trotz der zuletzt schwankenden Performance des RenaultF1-Teams vor dem kommenden Wochenende zuversichtlich: "Ich denke, dass die letzten beiden Rennen uns mehr liegen werden als das in Monza der Fall war. Unser Ziel ist es, uns in Indianapolis und Suzuka unter den Top 8 zu qualifizieren, um dann um Punkte kämpfen zu können, anstatt darauf hoffen zu müssen am Ende welche abzustauben. Wir werden in diesen Rennen sowohl im Bereich der Aerodynamik als auch im Bereich des Motors einige Verbesserungen einsetzen und freuen uns darauf die Saison auf einem Hoch abzuschließen und die zweit- und drittbesten Teams der Weltmeisterschaft herauszufordern."